Ist der Muttertag eine Erfindung der Blumenhändler oder der Nazis? Und ist der Tag in Deutschland ein Feiertag? Lesen Sie hier, welche Geschichte und Bedeutung der Muttertag wirklich hat.

Katrin Jokic

Muttertag: Geschichte zur Entstehung des Ehrentags

Die Geschichte des Muttertags beginnt bereits im England des 13. Jahrhundert. Dort hatte König Heinrich III den „Mothering Day“ eingeführt, an dem sowohl „Mutter Kirche“ als auch leibliche Mütter besucht werden sollten. Diese Tradition galt vor allem für Knechte und Mägde, die an diesem Tag frei bekamen.

 

Doch so richtig populär wurde der Muttertag erst ab 1907 in den USA mit Anna Marie Jarvis, die einen persönlichen Muttertag am 12. Mai 1907 feierte, um ihrer Mutter zu gedenken, die zwei Jahre zuvor an diesem Tag verstorben war. Gleichzeitig rief sie andere Menschen auf, sich an ihre Mütter zu erinnern. Bereits ihre Mutter, Ann Maria Reeves Jarvis, hatte 1865 die Bewegung „Mothers Friendships Day“ gegründet. Diese diente jedoch noch nicht dem Gedenken von Müttern, sondern ihrer Vernetzung und dem Austausch untereinander.

Schon im darauffolgenden Jahr gab es in Jarvis' Heimatstadt in West Virginia einen Gedenkgottesdienst, der alle Mütter ehren sollte. Anna Marie Jarvis nannte den Tag bzw. den Gottesdienst ursprünglich „Memorial Mothers Day Meeting“, also etwa „Treffen zum Gedenkmuttertag“. Alle Mütter erhielten von der Kirche weiße Nelken als Geschenk.

Anna Marie Jarvis setzte sich entschlossen dafür ein, den Muttertag als offiziellen Feiertag zu etablieren. Dank ihres Aktivismus wurde der Muttertag bereits 1909 in 45 US-Bundesstaaten gefeiert.

Der US-Kongress erklärte 1914 den Muttertag zum nationalen Feiertag, der seitdem am zweiten Sonntag im Mai begangen wird. Am 10. Mai 1914 wurde er erstmals offiziell zelebriert. In den 1920er Jahren verlagerte sich jedoch der Fokus des Muttertags zunehmend auf Konsum, was Anna Marie Jarvis, die Initiatorin des Tages, missbilligte. Sie kämpfte vehement gegen diese Entwicklung an und wurde sogar kurzzeitig inhaftiert, bis sie 1948 in Armut verstarb.

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Bedeutung des Muttertags in Deutschland

Nachdem der Feiertag 1914 in den USA offiziell festgelegt wurde, verbreitete er sich auch international sehr schnell. In den 1920er Jahren begannen deutsche Frauenvereine, den amerikanischen Muttertag als Vorbild zu nutzen und eigene Initiativen zu starten. In Deutschland wurde der Muttertag zum ersten Mal 1923 gefeiert, in Österreich ein Jahr später. Ein gesetzlicher Feiertag ist der Muttertag in Deutschland aber nicht.

Das Vorurteil, der Muttertag sei von Floristen erfunden worden, trifft in Deutschland tatsächlich zum Teil zu, denn in Deutschland entwickelte sich der Muttertag schnell zu einem kommerziellen Ereignis, das von Blumenhändlern und anderen Einzelhändlern unterstützt wurde. Der „Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber“ setzte sich aktiv für die Einführung des Muttertags ein. Werbeplakate mit Blumengeschenken und dem Slogan „Ehret die Mutter“ motivierten die Menschen, Blumen zu kaufen. Bis heute ist der Muttertag einer der umsatzstärksten Tage des deutschen Blumenhandels.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Muttertag in Deutschland stark ideologisiert und politisch instrumentalisiert. Er wurde als Mittel zur Förderung des Familienideals und der Geburtenrate genutzt. Frauen wurden für ihre Rolle als Mütter und "Lebensborn" des Volkes gefeiert. Die Nazis machten den Muttertag zum Feiertag, ihre Erfindung ist der Tag allerdings nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Muttertag in Westdeutschland wieder als eher unpolitischer Feiertag gefeiert, der sich auf die Wertschätzung der Mütter und ihre Rolle in der Familie konzentrierte. Heute hat der Muttertag in Deutschland eine ähnliche Bedeutung wie in vielen anderen Ländern: Es ist eine Gelegenheit, um Mütter und ihre Rolle in der Familie zu würdigen und zu feiern. Es ist jedoch auch ein Tag, der zunehmend kritisiert wird, da er oft als zu kommerzialisiert betrachtet wird und der eigentliche Sinn hinter der Wertschätzung der Mütter in den Hintergrund rückt.

Muttertag: Datum in Deutschland und in anderen Ländern

In Deutschland fällt das Datum des Muttertags immer auf den 2. Sonntag im Mai:

  • Muttertag 2024: 12. Mai
  • Muttertag 2025: 11. Mai
  • Muttertag 2026: 10. Mai

Dieses Datum wurde aus den USA übernommen. Auch viele andere Länder haben diesen Termin übernommen, darunter Australien, Belgien, Brasilien, China, Japan, Südafrika und mehr.

Andere Daten des Muttertags weltweit sind beispielsweise:

  • Norwegen feiert den Muttertag am 2. Sonntag im Februar
  • In Großbritannien hängt das Datum des Muttertags von Ostern ab, weswegen es mitunter stark variiert. Der Tag findet immer am 4. Fastensonntag statt, 2024 war das der 10. März.
  • In Spanien, Portugal, Ungarn und anderen Ländern wird der Muttertag am 1. Sonntag im Mai gefeiert.
  • Schweden, Frankreich, Tunesien und andere Länder begehen den Muttertag am letzten Sonntag im Mai.

In der DDR wurde der Muttertag nicht gefeiert, stattdessen hatte der Internationale Frauentag am 8. März eine große Bedeutung. In einigen Ländern wird der Muttertag auch heute noch mit diesem Tag zusammen gefeiert, beispielsweise in Bulgarien, Serbien und der Ukraine.

In einigen arabischen Ländern (zum Beispiel Ägypten, Syrien oder Saudi-Arabien) wird der Muttertag mit dem Frühlingsanfang am 21. März gefeiert.