Die Oldtimer-Auktion auf der Messe Retro Classics in Stuttgart hat viele Kaufwillige angezogen. Eine bunte Auswahl an Fahrzeugen wechselte den Besitzer: Luxus- und Vorkriegsmodelle, Kleinwagen und ein Camper. Hart umkämpft war ein Sportwagen.

Nachrichtenzentrale: Andreas Schröder (sö)

Abgesehen von der Liebe zu Oldtimern haben zwei Dinge dazu geführt, dass die Interessenten auf der Oldtimer-Auktion in Stuttgart „bieterfreudiger als sonst“ waren: das frühlingshafte, sonnige Wetter und der Umzug von Halle 4 in die Premium-Halle 1. Das sagt zumindest Rainer Hahn, bei Classicbid zuständig für die Oldtimer-Versteigerung. Das Oldtimerauktionshaus mit Sitz im rheinland-pfälzischen Grolsheim bei Bingen veranstaltet seit 2016 die Live-Auktion auf der Retro Classics.

 

In Halle 1 bieten Händler traditionell hochpreisige Fahrzeuge zum Verkauf an. In dem Umfeld hat sich Classicbid wohlgefühlt. 31 Fahrzeuge hat das Unternehmen auf die diesjährige Retro Classics mitgebracht, für sechs davon wollten die Verkäufer, meist Privatleute, sechsstellige Beträge erzielen.

Der Z8 muss da bleiben

Am meisten geboten wurde bei der Auktion für einen silbernen BMW Z8. Das Fahrzeug ist noch kein Oldtimer, aber bereits ein teurer Klassiker. Rar war das Modell von vornherein, nur 5703 Fahrzeuge wurden produziert. 155 000 Euro hat ein Interessent für das Fahrzeug geboten, das 2001 in den USA zugelassen wurde. Als Fahrzeug von Pierce Brosnan als James Bond 007 im Film „Die Welt ist nicht genug“ wurde das Modell Z8 auf einen Schlag weltweit bekannt. Da der Verkäufer aber 185 000 Euro für den Z8 wollte, kam das Geschäft nicht zustande.

Höchstes Gebot, aber nicht hoch genug für den Verkäufer. Der BMW Z8 wurde nicht versteigert. Foto: Classicbid

Das teuerste versteigerte Fahrzeug der Auktion war deshalb ein roter Ferrari Mondial T Pininfarina, Baujahr 1990. Das V8-Cabrio, lackiert in der traditionellen Ferrari-Lackierung „Rosso Corsa“, hat den für Liebhaber wichtigen originalen und vollständigen Werkzeugkoffer aus Leder an Bord; von 2018 bis 2024 sind Rechnungen über Wartung und Original-Ersatzteile in Höhe von knapp 25 000 Euro vorhanden. Der Verkäufer wollte den Sportwagen nicht unter 49 000 Euro hergeben, nach einem munteren Bietergefecht kann er sich nun über einen Erlös von 59 600 Euro freuen.

100 Euro weniger erzielte ein gelber Jaguar E-Type, Serie 3, Baujahr 1972. Der Verkäufer hatte sich für den Zwölf-Zylinder-Roadster exakt die 59 500 Euro erhofft, die ein Bieter auch bereit war zu bezahlen. Der Jaguar wurde im September 1973 an British-Leyland in New York geliefert und lief seit 1997 in Deutschland. In den vergangenen vier Jahren hat der Verkäufer laut Classicbid etwa 35 000 Euro investiert in Wartung, Service und Technik (unter anderem Zündung, Bremsen, Auspuff, Elektrik und Fahrwerk).

Jaguar E-Type Cabrio Foto: Classicbid

„VW Käfer geht immer“, sagt Classicbid-Experte Hahn, der bei Bosch Kfz-Elektrik gelernt hat. Das gilt wohl gerade für ein ganz besonderes Modell, das deutlich mehr Geld erzielt hat, als der Verkäufer für seinen VW Käfer 1200 L „Jubiläum 50 Jahre“ angepeilt hatte. „Der letzte Käfer, einer von nur 2600 produzierten Aktionsmodellen für Deutschland“, sagt Hahn. Der graue Käfer mit 34 PS hat als ehemaliges Ausstellungsstück im VW-Zentrum Pforzheim ganze 185 Kilometer auf dem Tacho. Der Ausrufpreis für das alleine schon wegen seiner geringen Laufleistung ungewöhnliche Fahrzeug lag bei 22 000 Euro; der Ausrufpreis ist der Preis, den der Verkäufer gerne erzielen möchte. Der Auktionshammer fiel bei 30 200 Euro.

Das Fahrzeug mit dem geringsten Ausrufpreis der Auktion wechselte exakt für diese Summe den Besitzer: ein roter Ford Escort, Baujahr 1970, mit dem markanten „Hundeknochen“-Kühlergrill, brachte 8500 Euro.

Man erkennt sofort, warum es „Hundeknochen“-Kühlergrill heißt. Foto: Classicbid

Wer ein Fahrzeug ersteigert, muss eine höhere Summe einkalkulieren als nur den Auktionspreis. Classicbid finanziert sich über den sogenannten Aufpreis: Verkäufer müssen fünf Prozent des Auktionspreises entrichten, Käufer zehn Prozent.