Spannung ohne Ende: Nach dem 3:2-Sieg der Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart beim Dresdner SC geht das Halbfinal-Duell ins entscheidende dritte Spiel – auch wegen Michaela Mlejnkova.

Dresden - Es war ja klar, dass die bronzenen Medaillen irgendwo sein mussten. Aber ausgerechnet hier? Die Plaketten lagen perfekt aneinandergereiht in einem offenen Raum, an dem die Stuttgarter Volleyballerin auf ihrem Weg zum Spielfeld vorbei mussten. So, als seien sie extra schön drapiert worden, um sie später an die MTV-Volleyballerinnen zu überreichen. Besser hätte man die Stuttgarterinnen nicht motivieren können. Weil Bronze für sie wertlos ist. Weil sie keine Lust haben, die Saison auf Rang drei zu beenden. Und weil es besonders bitter für sie ist, gegen den Dauerrivalen Dresdner SC zu verlieren. „Ich habe die Medaillen gesehen, als ich in die Halle kam“, sagte Trainer Guillermo Naranjo Hernández, „und ich habe in den Augen meiner Spielerinnen gesehen, dass sie alles dafür tun werden, um diese auf keinen Fall zu bekommen.“

 

Die Saison wäre vorzeitig vorbei gewesen, hätte Allianz MTV Stuttgart nach dem 2:3 im ersten Duell der Halbfinal-Serie in der Scharrena (nach zwei vergebenen Matchbällen) nun auch das zweite Spiel in Dresden verloren. Doch es kam anders, worüber sich die Gäste unbändig freuten. Überrascht von sich selbst waren sie nicht. „Wir haben nie daran gedacht, dass es unser letztes Spiel hätte sein können“, sagte Jennifer Pettke nach dem 3:2-Sieg (25:21, 22:25, 23:25, 25:23, 15:9), zu dem die Mittelblockerin im Tie-Break vier wichtige Punkte beigesteuert hatte, „wir wollen ins Finale.“ Und Außenangreiferin Renata Sandor, die mit Magenprobleme zu kämpfen und am Ende trotzdem wichtige Punkte erzielt hatte, erklärte: „Aufgeben ist für uns keine Option. Niemals!“

Michaela Mlejnkova reißt die Kolleginnen mit

Entschlossenheit, Wille, Kampfkraft – das sind Tugenden, die Stuttgarter Volleyball-Mannschaften schon seit Jahren auszeichnen. Und die wichtig sind in einem Sport, dessen Spiele von ständigen Höhen und Tiefen geprägt sind. Wer in einem Satz vorne liegt, darf sich nie zu sicher fühlen, erst recht nicht gegen einen Kontrahenten, der Tiefschläge so gut wegsteckt wie das MTV-Team. „Wir arbeiten seit drei Jahren hart daran, immer wieder zurückkommen zu können“, sagte Trainer Hernández, „es gibt nichts, was uns endgültig aus der Bahn wirft. Das haben wir schon oft bewiesen.“

Auch in dieser Saison, zum Beispiel beim Pokalsieg gegen den Schweriner SC nach einem 0:2-Rückstand. Und dennoch gab es Zweifel, ob die Wende auch in Dresden gelingen kann. Denn der Mannschaft fehlt seit dem gesundheitsbedingten Abgang von Kim Renkema die Führungsfigur. Sportlich, aber vor allem emotional. Gut ging es trotzdem. Weil Michaela Mlejnkova nicht nur 21 Punkte machte, sondern auch die Kolleginnen mitriss. „Unser aktuelles Team ist etwas introvertierter als in der Vergangenheit. Doch Michaela ist aufgestanden und hat Verantwortung übernommen“, lobte Kim Renkema, die neue Sportchefin, deren Mannschaft in Dresden schon 1:2 Sätze und 16:19 zurückgelegen hatte, „für eine 20-Jährige ist das bemerkenswert. Großes Kompliment.“

Kein Umzug in die Porsche-Arena

Am Ende reichte es auch dank der starken Mittelblockerinnen Nia Grant und Micheli Tomazela Pissinato sowie der überragenden Libera Wanna Buakaew zum 1:1-Ausgleich. Gleich danach forderte der erste MTV-Fan, das entscheidende dritte Spiel am nächsten Samstag (19.30 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena auszutragen. Doch es ist kein Umzug geplant, auch nicht in die Porsche-Arena. Dort gab es vor einem Jahr im vierten DM-Finale gegen Dresden einen Zuschauerrekord (5392), nun befürchtet Aurel Irion, dass dieses Ergebnis am Osterwochenende nicht zu steigern wäre. „Die Scharrena dagegen wird garantiert voll und die Stimmung gigantisch sein“, sagte der Geschäftsführer, „sportlich haben wir dort die größten Chancen, der Heimvorteil spricht für uns.“

In der Finalserie (maximal fünf Spiele) wartet der Schweriner SC. Aus dem hohen Norden ist zu hören, dass man lieber auf den Dresdner SC treffen würde – schließlich ist der Bundesliga-Primus im Pokal schon einmal am unbeugsamen Willen der Stuttgarterinnen gescheitert. Für Renata Sandor ist allerdings schon jetzt klar, dass ihr Team weiterkommen wird: „Wir gewinnen.“ Warum? „Weil wir niemals aufgeben!“ Im Finale ginge es dann um goldene Plaketten.