Lange durfte er nicht darüber reden, jetzt ist es offiziell: Der Ludwigsburger Vizelandrat Utz Remlinger wird Vizechef des Regierungspräsidiums Tübingen. Er verlässt das Landratsamt nicht ohne Groll.

Ludwigsburg - Es wurde viel geschrieben und noch mehr gerätselt über das Verhältnis zwischen dem Landrat und seinem Vize. Jetzt herrscht gleich in mehrfacher Hinsicht Klarheit: Utz Remlinger, stellvertretender Landrat in Ludwigsburg, wird an diesem Freitag sein neues Amt als Vize-Regierungspräsident in Tübingen antreten. Und: erstmals räumt Remlinger ein, dass er sich an seinem alten Arbeitsplatz nicht mehr wohlgefühlt hat.

 

„Ich freue mich nach den Querelen der letzten Zeit sehr auf die neue Aufgabe“, teilt Remlinger auf Anfrage mit. Froh sei er ebenfalls darüber, „dass mir seitens der Landesregierung ein hohes Maß an Vertrauen entgegengebracht wird – ganz im Gegensatz zu der Behandlung, die ich zuletzt im Landratsamt erfahren musste.“

Damit bestätigt Remlinger, 47, promovierter Jurist, nun auch offiziell, was Insider schon längst wussten: dass der Landrat Rainer Haas zuletzt kaum noch einen Hehl daraus gemacht hat, wie wenig er seinem Vize noch zutraut. Haas hatte Remlinger insbesondere mangelnde Durchsetzungsfähigkeit in kritischen Fragen vorgeworfen. Es folgte eine Reihe von Entmachtungen, die Remlinger wohl als Erniedrigungen vorgekommen sein müssen.

Mehrere Jobverluste in Folge

Er musste etwa die Zuständigkeit für die Integrierte Rettungsleitstelle an Ina Jansen vom Fachbereich Prüfung und Revision abgeben. Auch sein Amt als Geschäftsführer der Kreis-Abfallverwertung AVL ist Remlinger zuletzt losgeworden. Offiziell trat er aus freien Stücken zurück. Er wolle die „politische Verantwortung“ übernehmen für den öffentlichen Aufschrei wegen der Ablagerung von radioaktivem Bauschutt auf der Deponie Froschgraben in Schwieberdingen und für die Kritik an möglicherweise mangelhafter Deponierung von Asbest. Doch es gilt als offenes Geheimnis, dass Remlinger auf Druck des Landrats zurücktrat. Die Nachfolgerin, zumindest übergangsweise, ist auch hier Ina Jansen. Ihr wird nachgesagt, dass sie im zwischenmenschlichen Umgang mitunter schwieriger sein kann als Remlinger. Doch Haas schätzt an ihr, dass sie auch in der Lage sei, unangenehme Entscheidungen ohne persönliche Rücksichtnahme durchzusetzen – im Gegensatz zu seinem Stellvertreter Remlinger.

Schon seit Jahren versuchte der in die Kritik geratene Vizelandrat den Absprung zu schaffen. Zunächst, noch zaghaft, warf er seinen Hut als Bewerber für den Landratsposten im Rems-Murr-Kreis in den Ring, später machte er jedoch einen Rückzieher. Als CDU-Mitglied kandidierte er für die Nachfolge des Landtagsabgeordneten Manfred Hollenbach im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen. Doch die Delegierten nominierten den jungen Besigheimer Fabian Gramling, der inzwischen im Landtag sitzt.

Der Innenminister schätzt den Parteifreund

Dank seinem Parteibuch gelang nun doch der Wechsel. Remlinger wird Vize-Regierungspräsident in Tübingen und folgt Christian Schneider, der jetzt Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion ist. Der Innenminister Thomas Strobl (CDU), scheint mehr von Remlinger zu halten als der Landrat: „Er bringt mit seiner Persönlichkeit und seiner Verwaltungserfahrung optimale Voraussetzungen für die neue Aufgabe mit“, erklärte er.