Dorothee Knödler (TSV Heumaden) und Sigrid Maier (TSV Birkach) sind in der B-Klasse alles andere als das schwache Geschlecht. An der Tischtennisplatte treten sie auch gegen Männer an.

Birkach/Heumaden - In den zehn Mannschaften der Herren-Kreisklasse B, Staffel 2 im Tischtennis-Bezirk Stuttgart, haben im Verlauf der Hinrunde bislang 86 Männer mindestens ein Einzel bestritten. Nicht immer standen den Spielern dabei auf der anderen Seite des Netzes tatsächlich Geschlechtsgenossen gegenüber, auch wenn der Name der Spielklasse darauf hindeuten mag. Auf den Positionen neun und 24 der aktuellen Bilanz-Rangliste sind nämlich zwei Frauen zu finden: Sigrid Maier vom Tabellenführer TSV Birkach II (7:2-Siege) und Dorothee Knödler vom TSV Heumaden (7:5) schlagen sich in den Duellen gegen das vermeintlich starke Geschlecht ausgezeichnet.

 

Seit dem Jahr 2000 dürfen Frauen mitmachen

Am vergangenen Wochenende trafen ihre beiden Teams aufeinander. Beim 9:1-Sieg der Gäste aus Birkach gelang Knödler mit einem Viersatzsieg gegen Thomas Lutzius der Ehrenpunkt für die Gastgeber. „Mir gefällt jeder Sieg, den ich für meine Mannschaft beisteuern kann, im Prinzip ist es mir völlig gleichgültig, ob da auf der Gegenseite ein Mann oder eine Frau steht“, sagt die Erzieherin. Seit dem Jahr 2000 sind im württembergischen Tischtennisverband (TTVWH) die untersten fünf Spielklassen der Männer auf Bezirksebene grundsätzlich auch für Frauen geöffnet worden. In den neun Stuttgarter Gruppen zwischen der Kreisklasse C und der Bezirksklasse greift in der laufenden Runde ein gutes Dutzend Damen regelmäßig zum Schläger.

Der Hauptgrund für die relativ hohe Anzahl gemischt geschlechtlicher Teams ist der, den auch Dorothee Knödler in Heumaden beschäftigt: „Wir hatten vor einigen Jahren noch eine reine Frauenmannschaft. Irgendwann hat es dann aber personell nicht mehr gereicht, und den Verein wechseln wollte ich nicht, weil ich mich hier wohlfühle“, sagt die 50-Jährige, die schon seit Jahren mehrmals pro Woche vom Wohnort Filderstadt ins Training und zu den Spielen nach Heumaden pendelt.

Deutlich näher hat es da Sigrid Maier vom Asemwald aus nach Birkach. Seit 38 Jahren ist die einstige Angestellte der Stuttgarter Stadtverwaltung bereits aktives Mitglied beim TSV und nicht nur aus der Abteilung, sondern auch aus den Männermannschaften nicht mehr wegzudenken. Bis in die Landesliga war Maier Ende der 1990er-Jahre mit der Damenmannschaft des TSV aufgestiegen. Nach einigen Abgängen wurde das Team aufgelöst und die mittlerweile 73-Jährige stand kurz vor einem Wechsel zum ASV Botnang. „Genau in dieser Situation wurden Frauen im Männerspielbetrieb erlaubt, das Angebot habe ich gerne angenommen und musste nicht wechseln“, sagt Sigrid Maier, die in den vergangenen 15 Jahren auch schon in der ersten Männermannschaft in der Kreisliga aktiv war.

Schwund der Frauen

Reine Frauenteams gibt es auf Bezirksebene in der 600 000-Einwohner-Stadt Stuttgart im Jahr 2015 noch genau zwölf. Der Schwund an weiblichen Tischtennis-Spielerinnen hat vor zwei Jahren sogar dazu geführt, dass die beiden untersten Spielklassen, die Kreisliga und die Bezirksklasse, zu einer gemeinsamen Liga mit zehn Teams zusammengelegt werden musste.

Für Sigrid Maier, die nach einer Hüftoperation in den vergangenen zwei Jahren in Sachen Tischtennis etwas kürzer treten musste, kommt ein Vereinswechsel ebenso wie für Knödler nicht in Frage: „Wir fühlen uns in unseren Mannschaften wohl, und auch von den Gegnern sind wir voll akzeptiert. Da kommen keine blöden Sprüche, da gibt es sehr viel Respekt für unsere Leistung“, sagen beide Frauen unisono. Die Herbstmeisterschaft ist bei drei Punkten Vorsprung auf den Zweiten schon gesichert. „Man weiß nie, ob es nicht in der Rückrunde personelle Ausfälle gibt, aber wir würden schon ganz gern Meister werden und aufsteigen“, sagt Maier.