In einem Pilotprojekt zur Inklusion in den evangelischen Esslinger Kindertagesstätten hilft der Therapiehund Yeldi, Barrieren abzubauen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Hunde haben keine Vorurteile. Nicht mal unterschwellig, nicht mal unbewusst. Ob ein Kind behindert ist oder nicht, interessiert einen Hund kein bisschen. Aus diesem Gedanken heraus hat die evangelische Kirchengemeinde Esslingen zusammen mit der Esslinger Hundetrainerin Petra Schwarz ein Pilotprojekt mit dem Namen Glückspfoten gestartet. Behinderte und nichtbehinderte Kinder spielen gemeinsam mit der Hundedame Yeldi. Und so entsteht ein Gemeinschaftsgefühl.

 

Ruhig und konzentriert sitzen die 14 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren in der Runde. Auf einer Schnur sind Hunde-Leckerli aufgefädelt. Ein Kind nach dem anderen darf Yeldi rufen, die dann den Leckerbissen vorsichtig abknabbert. In einem anderen Spiel animiert Petra Schwarz die Kinder dazu, sich paarweise zu unterstützen, damit sich ein Kind ein Leckerli auf den Fuß legen kann, das der fünf Jahre alte Mischlingshund schließlich behutsam aufnimmt.

Der Donnerstag ist in der evangelischen Kindertagesstätte im Oberesslinger Gartenstadthaus „Yeldi“-Tag. Seit einem halben Jahr kommt Petra Schwarz einmal pro Woche mit ihrem Therapiehund in die Gruppe der Erzieherin Elke Breckle. Möglich wurde das Hundeprojekt Glückspfoten, das in den evangelischen Kitas in Esslingen ein Pilotprojekt ist, durch eine Spende der Volksbank Esslingen.

„Wir wollen als Kindergartenträger mithelfen, dass Inklusion gelingt“, betont der Dekan Bernd Weißenborn. Immerhin würden in den Einrichtungen der Gesamtkirchengemeinde derzeit rund 15 Kinder mit Handicap betreut. Zwei körperbehinderte Kinder besuchen derzeit das Gartenstadthaus. Ängste abzubauen, Selbstbewusstsein zu entwickeln, die Kooperation zu üben und zu lernen, sich auch zurückzunehmen – das nennt Elke Breckle als wichtigste Ziele des Projektes.

Sie spricht die Übungen stets mit Petra Schwarz ab. „Das soziale Miteinander hat sich sehr verbessert, die Kinder gehen ganz anders miteinander um“, erklärt die Erzieherin. „Hunde eignen sich besonders für ein solches Projekt, weil sie soziale Tiere sind und Menschen so annehmen wie sie sind, ohne zu bewerten“, sagt Petra Schwarz, die Yeldi selbst zum Therapiehund ausgebildet hat. Sein ruhiger und friedlicher Charakter erleichtert es den Kindern, Vertrauen zu fassen.

Bevor die Trainerin mit Yeldi in die Kita kam, hat sie gemeinsam mit Elke Breckle die Kinder intensiv vorbereitet: Wie geht man richtig und respektvoll mit einem Hund um, was darf man tun, was nicht, wie fühlt es sich an, wenn zehn Kinder auf einmal auf jemanden einstürmen? All dies haben die Kinder besprochen. „Viele Kinder waren anfangs ängstlich. Sie sind inzwischen richtig aufgetaut“, berichtet Petra Schwarz. Bewusst richtet sich das inklusive Projekt an alle Kinder: „Wir haben hier Kinder mit und ohne Behinderung, mit oder ohne Migrationshintergrund und aus schwierigen und guten Verhältnissen.

Inklusion tut allen gut“, sagt Kita-Leiterin Anja-Katharina Eppstein. Sie möchte auch, dass alle sechs Gruppen der Einrichtung von Yeldis positiver Wirkung profitieren. Weil die Kirchengemeinde fleißig Spenden gesammelt hat, ist die Arbeit von Petra Schwarz für die kommenden eineinhalb Jahre auf jeden Fall gesichert.