Völlig friedlich verlief der 25. Geburtstag von Gaydelight auf dem Frühlingsfest. Stunden danach aber wird ein Gast dieser Party in der Cannstatter Kneipe Schwemme attackiert und verletzt. Beim CSD-Verein herrscht blankes Entsetzen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist es in der Nacht zum Freitag in der Cannstatter Kneipe Schwemme nach dem Besuch bei Gaydelight zu einem gewalttätigen Zwischenfall gekommen. Demnach soll der mutmaßliche Täter, der 38 Jahre alt ist, eine 37-jährige Person attackiert haben, die zuvor bei der Party der queeren Community im Wasenwirt-Zelt des Frühlingsfestes mitgefeiert hatte. Die Polizeipressestelle bestätigt die Körperverletzung, die sich um 4.15 Uhr ereignet habe und geht von einem homophoben Hintergrund der Straftat aus.

 

Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen. Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ will die Polizei vorerst keine näheren Angaben machen. Ein Zeuge teilt unserer Redaktion folgendes mit: „Eine Person wurde mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen, nachdem diese Person sich weigerte, aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung das Lokal zu verlassen.“ Auch ein Rettungswagen sei vor Ort gewesen.

Auf dem Heimweg lauern Gefahren

Detlef Raasch, der Sprecher des Stuttgarter CSD, erfuhr erst von unserer Redaktion von dieser Gewalttat nach der friedlichen Party eines queeren Publikums. Seine Reaktion: „Gewalt und Hass gegen Minderheiten können wir nicht hinnehmen.“ Wieder einmal zeige sich, dass nach einem „tollen, sehr familiären Abend“ auf dem Heimweg Gefahren lauerten. Dies sei nicht zum ersten Mal der Fall.

Ein Schwerpunkt des CSD in Stuttgart ist der Kampf gegen die steigende Zahl von gewalttätigen Übergriffen gegen queere Menschen. Mit Sorge beobachtet Rasch, dass neben aller Feierlaune bei Veranstaltungen und Partys der LGBTIQplus-Community sich ein mulmiges Gefühl oder gar Angst verbreite, denn immer öfter käme es zu angekündigten oder tatsächlichen Angriffen. Nach Pride-Paraden werden in Deutschland häufig verbale oder physische Attacken gemeldet.

Streit innerhalb der Stuttgarter Community um schwule Polizisten

Am Freitag, 17. Mai, wird der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (englisch: International Day Against Homophobia, Idaho) begangen, wie dies jährlich seit 2005 geschieht. In Stuttgart wird aus diesem Anlass gleich zweimal zu Protestaktionen auf dem Schloss- und Rotebühlplatz aufgerufen. Das liegt daran, dass es innerhalb der Stuttgarter Community Streit gibt. Weil das Projekt 100 Prozent Mensch, das neuerdings den Utopia Kiosk im Züblin-Parkhaus betreibt, es nach einer Umfrage aller beteiligten Gruppen abgelehnt hat, für seine Veranstaltung am 17. Mai von 15 bis 19.30 Uhr auf dem Schlossplatz die Initiative der schwulen Polizisten einzuladen, organisiert die IG CSD (das sind die Macher der Pride-Parade) am selben Tag (Start 14 Uhr) eine Protestaktion mit Infoständen, Musik und Redebeiträgen auf dem Rotebühlplatz – dafür hat die Interessenvertretung der queeren Beamten bei Polizei, Justiz und Zoll zugesagt.

Doch gerade nach dem homophoben Angriff in Cannstatt, so ist bei den Kritikern der Spaltung innerhalb der Community zu hören, sollten doch alle an einem Strang ziehen.