Der Welthandel hängt schief – aber Trump scheint gar nicht an einer Lösung interessiert zu sein, meint Redakteur Finn Mayer-Kuckuk.

Peking - Während Donald Trump seinen neuen Freund Kim Jong-un dafür lobt, wie effektiv dieser als junger Diktator sein Land unter Kontrolle gebracht hat, richtet er weiter Chaos im Welthandel an. Dabei liegt er grundsätzlich gar nicht einmal falsch: Ein Handelsüberschuss von mehreren hundert Milliarden Dollar ist viel zu viel. Ein solches Ungleichgewicht schadet nur und sollte tatsächlich Gegenstand einer Diskussion sein. Und ja, subventionierte Exporte aus China können in anderen Ländern Arbeitsplätze kosten. Doch Trump sieht das Problem von der falschen Seite her. Er konzentriert sich nur darauf, dass China zu viel Waren in sein Land liefere. Die Sache lässt sich aber auch umdrehen: Die USA sollten mehr Waren nach Fernost verkaufen. Auch so verringert sich das Defizit. Davon hätten beide Seiten etwas, und der Wohlstand steigt für beide Seiten.

 

Schocktherapie statt schonende Umstellung

China hat signalisiert, dass es für diese Variante zu haben ist. Es gibt Mittel, das herbeizuführen – etwa ein höherer Wechselkurs für den Yuan, der US-Produkte in China preiswerter machen würde, oder eine erweiterte Quote für die Einfuhr von Filmen und Fernsehserien. Auch amerikanische Agrarprodukte sind hochwillkommen, um die Lebenskosten in China zu dämpfen. Mit den hohen Zöllen fordert Trump dagegen eine Abwärtsspirale im Handel heraus: Schocktherapie statt schonende Umstellung. Indem er Chinas Aufstieg zur Hochtechnik-Nation aufhalten will, sucht Trump zudem einen aussichtslosen Kampf. Die Konkurrenz aus Fernost lässt sich nicht aufhalten. Schließlich hat kein Land ein ewiges Monopol auf Technikführerschaft.

Dass China sich unfairer Mittel bedient, um möglichst schnell mitzuziehen, steht auf einem anderen Blatt. Trump missachtet jedoch die Psychologie der Politiker in anderen Ländern. Ob der linksliberale Justin Trudeau, ob Chinas Machthaber Xi Jinping – sie alle können es sich innenpolitisch nicht leisten, gegenüber Trump demütig dazustehen. Der US-Präsident riskiert nebenbei sein aktuelles Lieblingsprojekt einer Annäherung an Nordkorea. In China gehen Händler davon aus, dass die Sanktionen gegen den Norden praktisch aufgehoben sind. Damit sinkt der Druck auf Kim Jong-un, wirklich abzurüsten. Aber der ist ja Trumps neuer bester Kumpel.