Spezialisten der Polizei haben am Dienstagabend in Neuhausen einen Mann überwältigt, der sich in einer Garage verschanzt hatte. Verletzt wurde niemand. Der 24-Jährige war aus dem offenen Vollzug eines Gefängnisses geflohen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Stuttgart - Punkt 19 Uhr erschüttern am Dienstag zwei Detonationen das ansonsten ruhige Wohngebiet rund um die Mörikestraße in Neuhausen auf den Fildern. Sie markieren das unblutige Ende eines Großeinsatzes eines Sondereinsatzkommandos der Polizei. Ein 24-jähriger Mann, der am 11. Januar aus dem offenen Vollzug der Außenstelle Kapfenburg der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall geflüchtet war, konnte von den Beamten überwältigt werden. Verletzt wurde niemand.

 

Am Dienstagnachmittag hatte die Polizei Hinweise erhalten, dass sich der junge Mann, der aus Neuhausen stammt und dort seine Jugend verbracht hat, in seiner Heimatgemeinde aufhalte. Im Rahmen der daraufhin eingeleiteten Fahndung, bei der auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde, gelang es der Polizei zwar schnell, den Entflohenen tatsächlich in Neuhausen aufzutreiben.

Polizisten feuerten mehrere Warnschüsse in die Luft

Der 24-Jährige soll einen Polizeibeamten aber sofort mit einer Schusswaffe bedroht haben, ehe er versuchte, erneut zu fliehen. Die Beamten feuerten daraufhin zwar mehrere Warnschüsse in die Luft. Das hinderte den Mann aber nicht, seine Flucht in ein nahes Wohngebiet fortzusetzen.

Kurz darauf konnte er jedoch von den Fahndern, die ein Sondereinsatzkommando der Polizeidirektion Reutlingen angefordert hatten, in der Mörikestraße gestellt werden. Dort war er in eine Garage geflüchtet, hatte das Garagentor geschlossen und sich in dem Raum verschanzt. Beim Eintreffen der Beamten drohte er damit, sich umzubringen.

Die Polizei sperrte das Wohngebiet daraufhin weiträumig ab und evakuierte die Häuser rund um die Garage. Zu diesem Zeitpunkt habe für die Öffentlichkeit aber keine Gefahr mehr bestanden, betonte am Dienstagabend ein Pressesprecher der Polizei.

Verhandlungen mit dem Mann scheiterten

Die Beamten versuchten zunächst, den Täter auf dem Verhandlungsweg zum Aufgeben zu bewegen. Aber auch der Versuch, mit Hilfe des schnell herbeigerufenen Bruders des Mannes diesen zu überreden, die Garage zu verlassen, scheiterte. Um 19 Uhr erfolgte dann der Zugriff. Aus ermittlungstechnischen Gründen wollte der Sprecher der Polizeidirektion Reutlingen zunächst keine Auskunft darüber geben, welche Gelegenheit das Sondereinsatzkommando für die Verhaftung genutzt hat.

Bekannte des aus Neuhausen stammenden Täters beobachteten die Festnahme des 24-Jährigen außerhalb der Sicherheitszone. Sie berichteten davon, dass der Mann immer wieder straffällig geworden sei, unter anderem auch Polizeibeamte angegriffen und sogar eine Bank überfallen habe. Nach seiner Flucht aus Kapfenburg am 11. Januar habe er sich wiederholt in Neuhausen aufgehalten – und von dort aus auch alte Freunde besucht. Vor kurzem sei seine Mutter gestorben. Möglicherweise sei dies der Grund für die Flucht aus dem offenen Vollzug gewesen.

Gegen 19.15 Uhr hob die Polizei die Sperrung des Wohngebiets auf. Der Häftling wurde in die Justizvollzugsanstalt zurückgebracht. Im Lauf des Mittwochs will die Polizei weitere Details zur Flucht und zu den Hintergründen mitteilen.