Schönheitsmedizin boomt. Immer mehr ist medizinisch machbar, und damit steigen nach Einschätzung einer Expertin auch die Erwartungen. Sie sieht auch Auswirkungen auf das soziale Gefüge.

Der Waschbrettbauch bei Männern, die Sanduhrfigur bei Frauen: Diese Körperideale werden derzeit nach Beobachtung einer Expertin besonders angestrebt. Die Trends erfassten immer mehr Teile und Bereiche des Körpers, sagte Ada Borkenhagen am Dienstag laut einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie in Berlin. Der Druck, den eigenen Körper zu optimieren, habe ein neues Niveau erreicht.

 

Vieles sei machbar geworden und werde daher auch erwartet, sagte die Magdeburger Psychoanalytikerin, die zu körperoptimierenden Verfahren forscht. „Sozialer Druck und Eingriffstiefen sind stärker geworden.“ Diese Entwicklung betreffe sowohl ältere als auch jüngere Menschen.

Schönheitsmedizin reicht für junges Aussehen nicht aus

Zugleich habe die moderne Schönheitsmedizin zunehmende Auswirkungen auf das soziale Gefüge. Anti-Aging-Eingriffe etwa setzten ein überdurchschnittliches Einkommen voraus, so Borkenhagen: Für Botox- und Laser-Behandlungen, eine Straffung der Augenlider, ein Facelifting und eine Zahnerneuerung kämen „schnell mehrere Tausend Euro pro Jahr zusammen“. Auch müsse man Methoden und passende Anbieter kennen.

Wer längerfristig deutlich jünger aussehen wolle, müsse zudem einen gesunden Lebensstil pflegen. Dazu gehörten etwa der Verzicht auf das Rauchen, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport und eine Vermeidung von Sonnenexposition. „Die Mittelschicht hält diese Regeln weitgehend ein, auch in der Erziehung“, erklärte die Expertin.

Schöne Menschen sind bei der Arbeit bevorzugt

Borkenhagen verwies auf Studien, denen zufolge attraktive Menschen mehr verdienten und vor Kündigungen besser geschützt seien. Wer mehr verdiene, investiere mehr in das eigene Äußere. Es drohe ein Teufelskreis: „Soziale Unterschiede zeigen sich immer stärker am körperlichen Aussehen.“

Bei ständig wechselnden Trends stelle sich zudem die Frage nach langfristigen Folgen. So sei etwa noch nicht bekannt, was beständiges Aufspritzen der Lippen mit dem Gewebe mache. Auch seien Piercings inzwischen eher „out“ - wer den Körperschmuck entferne, müsse jedoch mit Narben und Löchern in der Haut rechnen.