Ciao Vollbart, hallo Schnauzer: Popstars, Schauspieler und hippe Männer tragen 2024 wieder Schnauzer. Darum feiert der lang belächelte Oberlippenbart dieses Jahr ein Revival.
Bismarck, Kaiser Wilhelm II., Charlie Chaplin: Die Geschichte ist voll von berühmten Männern mit Oberlippenbart. Doch die dürften kaum der Grund sein, warum das Bärtchen über dem Mund nach Jahren des Hypes um den Hipster-Vollbart aktuell wieder angesagt ist. Warum ist das so?
Im Jahr 2024 lassen sich vor allem junge Männer gerne Oberlippenflaum stehen und auch Popstars fallen damit auf. So etwa der amerikanische Nummer-eins-Hit-Popsänger Benson Boone (21, „Beautiful Things“) und die wilden Twens und Eurovision-Song-Contest-Favoriten Joost Klein aus den Niederlanden („Europapa“) und Baby Lasagna aus Kroatien („Rim Tim Tagi Dim“).
Bereits in den Achtziger Jahren stand der „Moustache“ hoch im Kurs, bis heute hat sich der Trend in Sachen Oberlippenbart aber gewandelt. So war damals beispielsweise war der Chevron-Bart (ein breiter Streifen, der die gesamte Oberlippe bedeckt und zum Mund hin abgewinkelt ist) en vogue.
Mit Stolz trugen ihn etwa „Magnum“-Serienstar Tom Selleck, Queen-Frontmann Freddie Mercury, Hollywood-Star Burt Reynolds oder „Schimanski“-Darsteller Götz George.
Auf der anderen Seite galten Fußballer mit Schnäuzer oder der Schriftsteller Günter Grass mit seinem Walrossbart nicht gerade als Herren mit dem coolsten Look. Im Klischee war der Schnäuzer zudem hauptsächlich Döner-Verkäufern oder französischen Kellnern vorbehalten.
Vom Klischee-Bärtchen zur Trendfrisur im Gesicht
Doch ein Schnauzbart kann sehr verschieden wirken: von der sympathischen Serienfigur „Ted Lasso“ (Jason Sudeikis) bis zum durchtriebenen Drogenbaron Pablo Escobar. Es gibt außerdem Schnurres-Träger wie „Bares für Rares“-Kopf Horst Lichter und Ex-Höhner Henning Krautmacher oder einst den gezwirbelten Bleistiftbart bei Salvador Dalí.
Der Schauspieler Tobias van Dieken trug neulich einen sogenannten „Respektbalken“ in seiner Rolle als Nudist und Kleingärtner im Münster-„Tatort“. Da fungierte der auffällige Bart quasi auch als Statement - als Symbol für einen selbstbewussten Typ von nebenan.
Auch Fabio Knez, bekannt durch die RTL-Realityshow „Dschungelcamp“ hat den Schnauzer mittlerweile zu seinem Markenzeichen gemacht.
In jüngerer Zeit fielen etwa die Rapper Apache 207 und Lil Nas X mit Oberlippenbart auf, der DJ und Musikproduzent Purple Disco Machine, sowie Film- und Serienstars wie Paul Mescal, Jude Law, Ewan McGregor, Johnny Depp, Jacob Elordi und Florian David Fitz.
Lächerlich statt lässig auszusehen, ist eine weitverbreitete Angst im Kontext vom Schnäuzer, der manchmal verächtlich auch Rotzbremse, Pornobalken oder Schenkelbürste genannt wird.
In jüngeren Generationen gilt der sogenannte Schnurri jedoch keineswegs als cringe, sondern als sexy. Beliebt ist auch der Stubble Moustache (Stoppelbart/Dreitagebart mit Schnäuzer).
Der Oberlippenbart hat also Oberwasser - und das nicht nur im „Movember“ genannten Monat November, wenn sich Tausende Männer weltweit aus Solidaritätszeichen für Männergesundheit einen Moustache wachsen lassen.
„Warum hat jeder Mann, der Ihnen ins Auge fällt, einen Schnurrbart?“, fragte die „New York Times“ schon letzten Sommer. Und sie führte aus: „Der Schnäuzer war einst Domäne von Pornostars, irgendwie unheimlichen Kerlen, Typen der Gegenkultur sowie des unmodernen Onkels.“ Nun sei er aber wieder eine angesehene Option für die Gesichtsbehaarung. Für diesen Trend gebe es mehrere Gründe, so die „NYT“. „Der Schnurrbart ist maskulin, aber auch verspielt - in einer Welt, die es ohnehin mag, mit Gender-Styles zu spielen.“ Gender meint im Unterschied zum biologischen Geschlecht die soziokulturelle Geschlechterrolle.
Wie ein Video der „Bunte“ zeigt, gehen auch Mitglieder der internationalen Königshäuser mit den Barttrends. Während der britische Prinz Harry beim Dreitagebart bleibt, entschied sich Fürst Albert von Monaco bereits 2017 für einen Schnauzer – diesen ließ er jedoch nicht lange stehen. Auch Prinz Carl Philip von Schweden trägt den Oberlippenbart – kombiniert ihn allerdings mit einem Dreitagebart.
Back to the Eighties: Deutschland hinkt im Bart-Game hinterher
Auch hierzulande sehen man Schnäuzer seit dem letzten Jahr öfter, sagt Antonio Weinitschke, Art Director beim Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks. „In Deutschland ist man immer etwas später dran.“ In Nordamerika boomten Oberlippenbartversuche schon während der Corona-Pandemie. Für das Revival nennt Weinitschke mehrere Gründe. „In der Mode erleben wir gerade mal wieder ein wenig die 80er - frisurentechnisch, klamottenmäßig - etwa mit Schulterpolstern oder locker sitzenden Bundfaltenhosen. Und da gehört der Oberlippenbart einfach mit dazu.“
Auch Stil-Ikone Harry Styles zeigte sich schon mal mit Schnauz. Bei vielen Promis ist er jedoch nur ein Kurzzeitphänomen und schnell wieder wegrasiert.
Milchbart statt fetter Balken
Mode-Trends werden meist von jungen Leuten zum Leben erweckt. „Und in der Jugend trägt man halt diesen Oberlippenbart, weil das der erste Bartwuchs ist, den man bekommt“, sagt Friseurmeister Weinitschke in Aachen. „Dann geht’s vielleicht mit Mühe und Not ein bisschen am Kinn weiter.“ Dennoch machten auch Ältere die aktuelle Entwicklung mit, weil sie „in der Trendwelle mitschwimmen“ wollten.
Doch nicht jede Schnäuzer-Form sei heutzutage angesagt: „Den Trend des breiten Oberlippenbarts sehe ich jetzt nicht so, es sind eher so schmalere, dezente - also nicht so Typ Tom Selleck.“
So pflegt man den „Moustache“ richtig
Auf den ersten Blick ist ein Oberlippenbart leicht zu pflegen – dennoch sollte man einige Dinge beachten, bevor man sich einen „Moustache“ stehen lässt. Denn wie jeder Bartstil bedarf auch der Schnauzbart in all seinen Varianten spezielle Zuwendung und Pflege.
Diese Tipps gilt es zu beachten:
1. Wer einen gepflegten Schnurrbart tragen möchte, sollte darauf achten, dass alle anderen Bereiche des Gesichts, in denen Haare wachsen, sauber rasiert sind. Denn nur die Konturen des Bartes grenzen ihn als den ein, der er ist. Dabei kann ein Rasierhobel, mit dem feinste Schnitte auf engstem Raum gelingen, helfen. Im Vergleich zur offenen Klinge eines Rasiermessers bietet der Hobel zudem mehr Sicherheit für die Haut und schützt vor Verletzungen.
2. Um einen gleichmäßigen Schnauzer zu erzielen, sollten einzelne, lange, nicht gewollte Haare am Oberlippenbart gestutzt werden. Da ein Barttrimmer einzelne Haare nicht exakt erwischt und für unschöne freie Stellen im Bart sorgt, empfiehlt es sich, eine Schere zu verwenden. Je nach Bartwuchs genügt es, die Haare alle drei bis vier Tage zu stutzen.
3. Wer seinen Oberlippenbart nach außen hin länger wachsen lassen möchte, kann das Barthaar mit Bartwachs- oder Pomade in Form bringen. Das Wachs klebt besonders an Haarenden- und Spitzen gut.
4. Das Barthaar ist widerspenstig und steht in alle Richtungen ab? Dann kann der Griff zum Glätteisen helfen. So bekommt man auch die drahtigsten Locken im Bart in den Griff. Bei der Anwendung sollte man aber behutsam vorgehen, um Haut und Haar nicht durch Hitze zu verletzten. Empfohlen wird, das Glätteisen bei niedriger Temperatur zu verwenden. Beim Glätten sollte der Bart unbedingt trocken und frei von Pflegeprodukten wie Bartwachs sein. Zudem empfiehlt es sich, ein Hitzeschutzspray zu verwenden. Auch eine Mini-Rundbürste kann beim Styling helfen.
Auch auf die richtige Pflege kommt es an
Um das Barthaar, das häufig trockener und härter als die übrigen Körperhaare ist, zu pflegen, empfiehlt es sich, Bartöl zu verwenden. So werden die Barthaare geschmeidig und sind gleichzeitig geschützt. Die kaltgepressten pflanzlichen Öle versorgen Haut und Haar mit reichhaltigen Inhaltsstoffen, gleichzeitig riecht der Bart frisch und die Haarfarbe kommt zur Geltung.