Am Morgen fit und ausgeruht aufwachen, ist für viele Menschen schwer. Sie leiden unter Schlafproblemen, wälzen sich im Bett oder wachen viel zu früh auf. Die Experten des Robert Bosch Krankenhauses kennen einfache Anwendungen.

Die Uhr tickt – aber an Schlaf ist nicht zu denken. Die Gedanken kreisen um Sorgen, To-do-Listen, Familie, Haushalt und Hobbies. Das statistische Bundesamt hat gezeigt, dass 43 Prozent der Deutschen unter Schlafproblemen leiden.

 

Schlafprobleme – das sind Ein- und Durchschlafprobleme, aber auch zu frühes Aufwachen. Die Folgen: Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, schlechte Laune und geringe Leistungsfähigkeit. Ein paar Tage sind so trotzdem durchzustehen, aber langfristig drohen ernsthafte Erkrankungen. Die Risiken für Herzinfarkte und Diabetes steigen erheblich. Zudem können psychische Krankheitsbilder wie Depressivität auftreten.

Schlafstörungen: Was sind die Ursachen?

Schlechter Schlaf kann verschiedene Ursachen haben. Stress und Ängste gehören häufig dazu. Aber auch zu viel Koffein und Alkohol oder Schichtarbeit. Schlafprobleme können auch durch Medikamente verursacht sein oder körperliche Ursachen haben. „Der Schlaf spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems und einer ausgewogenen Hormonproduktion. Daher ist es wichtig, genügend qualitativen Schlaf zu bekommen, um diese Funktionen zu unterstützen“, sagt Dr. Marcela Winkler, Ärztliche Leiterin der Abteilung für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Robert Bosch Krankenhaus. Sie hat regelmäßig mit Patientinnen und Patienten zu tun, die sich sorgen: weil sie Krebs haben oder am Herzen erkrankt sind, weil ihnen Stress zusetzt oder sie emotional belastet sind und deshalb schlecht schlafen. „Schlechter Schlaf beeinflusst den Krankheitsverlauf häufig negativ und viele Patienten fühlen sich zusätzlich belastet“, sagt Winkler.

Ihr Team der Naturheilkunde und Integrativen Medizin bietet Patienten Möglichkeiten, ihren Schlaf zu verbessern.

Tipps für einen besseren Schlaf

„Eine gesunde Schlafhygiene ist wichtig. Feste Rituale, wie zur selben Zeit ins Bett zu gehen und wieder aufzustehen, helfen dem Körper zur Ruhe zu kommen. Ein ruhiger, dunkler Raum unterstützt das ebenfalls“, sagt Winkler. Sie rät, auf warme Füße zu achten. Wer kalte Füße hat, kann sich vor dem Schlafgehen ein Ingwer-Fußbad machen: 32 bis 37 Grad warmes Wasser mit 30 Gramm Ingwerpulver. „Das Bad sollte nicht länger als 20 Minuten dauern. Danach dicke Socken anziehen“, sagt Winkler.

Um zur Ruhe zu kommen, empfiehlt die Ärztin auch einen Aromatherapiestick mit einer Mischung aus ätherischen Ölen: Lavendel, Rose und Melisse wirken beruhigend. Der Aromatherapiestick sieht aus wie ein Lippenstift und kann mit den Ölen befüllt werden. „Patienten können ihn nach Bedarf für eine Minute unter die Nase halten und die Anwendung wiederholen“, sagt sie. Vor allem die beruhigende Wirkung von Lavendel ist wissenschaftlich nachgewiesen. Ein Tee aus Lavendelblüten vor dem Schlafengehen verstärkt die Wirkung für einen guten Schlaf.

Patienten berichten dem Team, dass auch Lavendelherzauflagen einen besseren Schlaf fördern. Die Anwendung ist einfach und unkompliziert: Ein mit kaltem Wasser angefeuchtetes Geschirrtuch wird leicht ausgewrungen und dann mit ein wenig Lavendelöl (zwei Prozent) beträufelt. Alternativ kann das Lavendelöl direkt auf die Herzgegend aufgetragen werden, bevor ein feuchtes Tuch daraufgelegt wird. Anschließend wird die Stelle mit einem Frotteetuch abgedeckt.

Auch Akupressur hilft, Ängste zu lindern. „Häufig ist es die Angst vor dem Nicht-Schlafen-können, die verhindert, dass man schläft“, sagt Winkler. Um Ängste zu reduzieren, können Betroffene den Punkt „Herz 7 Shen Men“ drücken. Eine aus der alten, chinesischen Naturheilkunde stammende Verbindung des Herzens und des Geistes. Traditionell hat sie in der Chinesischen Medizin einen hohen Stellenwert und wird daher auch „Pforte der Geisteskraft“ genannt.

Der Akupressurpunkt "Herz 7" befindet sich entlang der Falte auf der Innenseite des Handgelenks, etwa auf Höhe des kleinen Fingers. Wenn man mit den Fingern entlang der Falte von der Daumenseite zum kleinen Finger fährt, kann man diesen Punkt finden. Es ist wichtig, sanften Druck auf diesen Punkt auszuüben, um Ängste zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Diese Technik wird oft in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Akupressurpraktiken angewendet, um den Geist zu beruhigen und emotionale Belastungen zu lindern.

Alternativ können Betroffene auch Akupressurmatten nutzen, Schaumstoffmatten, in die spitze Kunststoffnadeln eingearbeitet sind. „Durch die Stimulation dieser Punkte können Spannungen und Stress abgebaut werden, was zu einer tieferen Entspannung und einem besseren Schlaf führen kann“, sagt Winkler.

Meditation und Entspannung

Ein weiterer Rat ist es, vor dem Schlafengehen das Handy wegzulegen und die Zeit für Entspannung zu nutzen. „Welche Methode am besten passt, muss jeder für sich herausfinden. Sei es Meditation, Yoga oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“, sagt Winkler. Die verschiedenen Möglichkeiten der Naturheilkunde und Integrativen Medizin können gut miteinander kombiniert werden und Betroffene können sie einfach zuhause umsetzen.

Info: Weitere Informationen und Anleitungen zu Entspannungsübungen finden sich auf der Website des Robert Bosch Krankenhauses.