Ein Plus von 60 Prozent: Der neue Chef der EnBW verkündet ein Rekordergebnis für 2023. Die Gewinne stützen neue Investitionspläne des großen Energieversorgers.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Während hohe Preise für Strom und Gas die Kunden belasten, fährt der Energiekonzern EnBW Milliardengewinne ein: Der Versorger aus Baden-Württemberg hat sein Ergebnis im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 um mehr als die Hälfte gesteigert, wie Vorstandschef Georg Stamatelopoulos am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz mitteilte. Demnach liegt das bereinigte Ergebnis von Deutschlands drittgrößtem Versorger vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) bei 6,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Wert bei 3,97 Milliarden Euro gelegen.

 

Die Gründe für die guten Zahlen

Die starken Steigerungen im Jahresvergleich führte der 54-jährige Manager vor allem auf das Segment „Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur“ zurück, das er bislang verantwortet. Insbesondere bei der thermischen Stromerzeugung – also etwa aus Kohle und Gas – habe sich das Ergebnis positiv entwickelt, teilte EnBW mit. Wegen gestiegener Marktpreise und Schwankungen seien die erzeugten Strommengen im Vergleich zu 2022 zu deutlich besseren Konditionen verkauft worden. Eine Rolle spiele auch, dass das Vorjahr von der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine geprägt war.

Neuer EnBW-Chef kündigt Investitionen an

„Der EnBW geht es gut“, sagte Stamatelopoulos, der jüngst nach dem überraschenden Abgang Andreas Schells wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat über die Unternehmensstrategie an die Konzernspitze gerückt war. Er erklärte, aufgrund des sehr guten Ergebnisses werde EnBW die Investitionen in die Energiewende in den kommenden Jahren nochmals deutlich erhöhen.

Bis 2030 seien Bruttoinvestitionen von 40 Milliarden Euro vorgesehen, rund 90 Prozent davon in Deutschland. Laut Finanzvorstand Kusterer sind das netto rund 22 Milliarden Euro. Im Fokus stehen laut Konzernchef unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien und der Netzinfrastruktur, aber auch Themen wie Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und Energiewende zu Hause.

EnBW rechnet 2024 mit rückläufigem Ergebnis

Weil der erzeugte Strom in diesem Jahr voraussichtlich zu niedrigeren Preisen verkauft werde, schraubte Finanzvorstand Thomas Kusterer die Erwartungen für 2024 runter. Gerade im Bereich der thermischen Erzeugung und im Handel lasse sich die Entwicklung des vergangenen Jahres nicht einfach fortschreiben. Daher erwarte EnBW nun ein bereinigtes Ergebnis von 4,6 Milliarden bis 5,2 Milliarden Euro. Die Entwicklung trifft auch andere Energiekonzerne. Eon und RWE etwa erwarten nach einem Plus 2023 nun einen Rückgang.