Silke Schuck ist die neue Leiterin der Galerie Stihl in Waiblingen. Die gebürtige Bremerin hat zuletzt als Kuratorin in der Kunsthalle Göppingen gearbeitet und sagt von sich selbst: „Ich hecke gerne Projekte aus.“

Waiblingen - Sie sagt von sich selbst: „Ich hecke gerne Projekte aus“ – und genau das hat sie an ihrer vorigen Arbeitsstelle als Kuratorin der Kunsthalle Göppingen ausgiebig getan. Im Laufe von zwei Jahren hat Silke Schuck, die neue Leiterin der Galerie Stihl Waiblingen, in Göppingen 22 Ausstellungen eröffnet. Kein Wunder, dass die 42-jährige gebürtige Bremerin von einer „sehr dynamischen Zeit“ spricht, in der neben dem Kunstbetrieb obendrein ein Umbau zu stemmen war – im Team mit dem Direktor der Kunsthalle, Werner Meyer.

 

Auf den ersten Blick sind sie durchaus vergleichbar, die „Hohenstaufenstadt“ Göppingen mit ihren rund 55 000 Einwohnern und die große Kreisstadt Waiblingen, die sich gerne als „Stauferstadt“ bezeichnet und fast genauso viele Einwohner wie Göppingen hat. Die Konzepte der beiden Häuser für Kunst aber seien sehr unterschiedlich, sagt Silke Schuck. Das fange schon bei der Größe an: Göppingen warte mit zwei Hallen, einem Kabinettraum und einer Außenstelle in Schloss Filseck auf. Dort liefen, anders als in Waiblingen, immer mehrere Ausstellungen gleichzeitig, in denen auch stets Stücke aus der eigenen umfangreichen Sammlung zu sehen seien. In der städtischen Galerie an der Rems ist hingegen jeweils nur Platz für eine Wechselausstellung.

Stattliche Zahl im Freundeskreis der Galerie

Doch obwohl die Waiblinger Galerie in diesem Jahr erst seit sieben Jahren besteht, ist sie nach der Einschätzung ihrer neuen Leiterin „breit in der Stadt verankert“. Das sei 25 Jahre alten Kunsthalle Göppingen etwas anders, sagt Schuck: „Die Waiblinger identifizieren sich mit ihrer Galerie. Sie ist eine Einrichtung, die man kennt. Es hat mich überrascht und beeindruckt, dass der Förderverein Freunde der Galerie Stihl 400 Mitglieder hat.“

Schucks letztes Projekt in Göppingen war eine Marc-Chagall-Ausstellung, die nicht nur dessen Bilder, sondern auch seine Auseinandersetzung mit Werken der Dichtung verdeutlichte. Ein Wechselspiel von Bild und Text, das allerdings wenig verwundert, wenn man Silke Schucks Studienfächer kennt: Kunstgeschichte, Deutsche und Französische Literatur.

In Hamburg, Frankfurt am Main und Lausanne hat sie „ausgiebig“ studiert, dann einige Jahre am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Frankfurt gearbeitet, aber immer gewusst: „Ich will Ausstellungen machen. Es ist viel schöner, ganz konkret mit Kunstwerken arbeiten zu können.“ Ihre erste selbst kuratierte Schau in Waiblingen wird im Januar kommenden Jahres anlaufen. Ein sportliches Programm, sagt Schuck: „Normalerweise rechnet man mindestens zwei Jahre für die Vorbereitung einer Ausstellung.“ Für die aktuelle Picasso-Ausstellung habe ihre Vorgängerin Ingrid-Sibylle Hoffmann bereits im Jahr 2011 erste Gespräche geführt.

Auch Briefe und Bücher sind denkbare Exponate

In ihrer ersten Arbeitswoche in Waiblingen hat Silke Schuck die vorige Ausstellung „Papierart“ abgebaut und in der darauffolgenden Woche die Picasso-Drucke der aktuellen Ausstellung Blatt für Blatt ausgepackt. Dass die Galerie Stihl einen Schwerpunkt auf das Thema Papier setzt, empfindet die Galerieleiterin nicht als Einschränkung. „Die Programmatik kann man weiterentwickeln, man muss nicht immer nur Zeichnungen und Grafiken zeigen.“ Sie denke auch an Bücher oder Briefe, sagt Schuck, und verweist auf die Ausstellung mit Fotos der Alpen, die bereits in Waiblingen zu sehen war: „Die Technik ist die Fotografie, aber gedruckt ist es auf Papier.“

Die nächste Ausstellung wird ein Kontrastprogramm zur Einzelschau des berühmten Pablo Picasso sein: „Im Spiegel der Seele“ zeigt Handzeichnungen aus der Spätromantik von 46 verschiedenen Künstlern, manche seien heute völlig unbekannt, sagt Schuck, die selbst ein Faible für diese Epoche hat und derzeit über Heinrich von Kleist promoviert. „Die Epoche ab 1800 und das Thema Landschaften wird mich immer wieder beschäftigen.“ Auch die Konzeptkunst liege ihr nahe: „Vermutlich, weil ich in Hamburg studiert habe.“ Als Hanseatin sei sie sehr weltoffen, sagt Silke Schuck, „die Begegnung mit ganz Fremdem reizt mich.“ Das kommt ihr auch im Alltag zugute – zum Beispiel, wenn sie in Göppingen, wo sie derzeit noch wohnt, auf dem Wochenmarkt einkauft und sich mit den Schwäbisch sprechenden Marktbeschickern unterhält. „Am Anfang habe ich mich da sehr konzentrieren müssen, aber man hört sich rein.“

Was die Besucher der Galerie Stihl angeht, so wünscht sich Silke Schuck, „dass sie den eigenen Augen vertrauen“. So will sie die Gäste durch die Ausstellungen leiten, aber eher zurückhaltend mit Texten arbeiten, allenfalls Hinweise geben, hingegen keine endgültigen Erklärungen.