Ulrike Schwab inszeniert „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ mit der Musik von Kurt Weill und dem Text von Bert Brecht an der Stuttgarter Oper. Das antikapitalistische und atheistische Stück wird bürgerlich und christlich unterwandert.

In beiden Achselhöhlen ein Halfter, aus dem ein Pistolengriff lugt. Andere tragen den Bleispritzenphallus in Sackhöhe wie der gute alte John Wayne, gerade auch die Damen. Aber zuviel Wildwest ist ungesund für das Stück, befanden schon Kurt Weill, Bert Brecht und ihr Verleger. Die Autoren dreschen zwar Ami-Klischees (Kapitalismus, Catchen, Kaugummi), frönen Puff- und „Milljöh“-Romantik, montieren Kitsch, Schund und zündenden Schmiss. Was die Popularität der „Mahagonny“-Masche ausmacht. Aber der Parasiten-Kapitalismus wird nur deshalb im populären Trivial-Spiegelbild vorgeführt, damit er sich dialektisch in Anti-Kapitalismus aufhebe. Zuviel schwere Jungs und leichte Mädchen lassen den Weg zum hehren Ziel auf die schiefe Bahn geraten.