Das Areal um die Brücke ist Großbaustelle. Heute beginnt der Abbau der über 100 Jahre alten grünen Eisenbrücke. Anlässlich dieses Ereignisses gibt der Verein für Geschichte und Heimatpflege ein Postkartenmotiv heraus, das noch einmal die Brücke in voller Größe zeigt.

Wenn man zukünftig auf die Geschichte Kornwestheims zurückblickt, wird man die 2020er Jahre als Jahrzehnte des Brückenbaus wahrnehmen. Die Gumpenbachbrücke und die Bahnbrücke an der Bahnhofstraße wurden 2022 fertiggestellt und die Planung für die neue Große Pflugfelder Brücke in Angriff genommen.

 

Blickt man ins ausgehende 19. Jahrhundert und beginnende 20. Jahrhundert zurück, war die Verkehrsentwicklung für Kornwestheim immer ein Treiber für Industrialisierung (Salamander, Kreidler, Stotz), Wachstum und machte Wohnansiedlungen im großen Stil nach dem zweiten Weltkrieg möglich. Alles begann damit, dass Kornwestheim 1846 seinen Bahnanschluss an die württembergische Zentralbahn bekam, der die Strecke Stuttgart und Ludwigsburg verband. 1896 entstand die Güterumgehungsbahn von Untertürkheim nach Kornwestheim. Sie hatte zum Ziel, den Bahnhof der Landeshauptstadt Stuttgart zu entlasten. Eine weitere ergänzende Entlastungsmaßnahme war dann der Bau des Landesgüterbahnhofs 1911 bis 1918ff auf Kornwestheim Markung. Er prägt bis heute das Stadtbild Kornwestheims und nimmt rund ein Drittel der gesamten Gemarkungsfläche ein. Nach dem Mannheimer Rangierbahnhof ist er der zweitgrößte in Baden-Württemberg.

Mit dem Bau des Landesgüterbahnhofs in Kornwestheim (1911-1918ff) hatte sich die Eisenbahn gegenüber der Stadt Kornwestheim verpflichtet drei Brücken und zwei Unterführungen zu bauen. Im Süden wurde eine Brücke zur Verbindung mit Stammheim gebaut und die zweite Brücke war als Fortsetzung der Pflugfelder Straße ins Lange Feld vorgesehen.

Die Große Pflugfelder Brücke wurde im Norden der Stadt als Straßen- und Fußgängerbrücke 1915-1917, als Überführung des Vizinalweges über den Rangierbahnhof Kornwestheim gebaut.

Die 5-feldrige Fachwerkträgerbrücke besteht aus zwei unterschiedlich langen Fachwerküberbauten aus genieteten Stahlbauteilen. Die Fachwerkträger aus vertikalen, horizontalen und schrägen Metallstäben sind zwischen zwei Gurten, dem Obergurt und dem Untergurt, eingespannt. Die Träger sind seitlich der Fahrbahn, bzw. dem Gehweg angeordnet. Die Fahrbahnplatte besteht aus einer auf Trapezschalblechen aufgelegten Stahlbetonplatte, die auf Quer- und Längsträgern der Stahlkonstruktion liegt. Das Trägerwerk ist mit grüner Farbe gestrichen (Chromoxidgrün). Im Brückenbau hat sich die grüne Farbe als besonders lichtecht erwiesen. Zudem behält das Grün auch bei Verschmutzung seine Farbe. Die Pflugfelder Brücke ist 190 m lang und 7 m breit. Die Brückenfläche beträgt 1336 m². Diese Art Brücken zu bauen wurde im 19. Jahrhundert häufig angewendet, vor allem für den Bau von Eisenbahnbrücken. Heute werden Fachwerkträger nur noch verwendet, wenn aus konstruktiven Gründen keine Lösung mit Tragwerk unter der Fahrbahn gewählt werden kann. Weil Fachwerkbrücken nur verhältnismäßig kleine leichte Einzelteile benötigt, die sich einfach lagern und transportieren lassen, werden sie oft als Notbrücken eingesetzt und auch von Streitkräften verwendet.

Die neu gestalteten Fotomotivkarte zeigt die Große Pflugfelder Brücke in voller Größe vor dem Abbau inmitten der Großbaustelle. Die neue Postkarte kann beim Bücherlurch erworben werden.

Dr. Ruth Kappel

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