Den VfB-Chefs muss nach den desaströsen Abstimmungsergebnissen bei der Mitgliederversammlung klar sein: eine Ausgliederung ist im Moment illusorisch. Ein Kommentar von StZ-Sportchef Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Wenn die Führungscrew des VfB Stuttgart in diesen Tagen zusammenkommt, um die Mitgliederversammlung zu analysieren, dann sollten folgende drei Sätze unbedingt auf dem Index stehen. Erstens: Die Stimmung war ja gar nicht so schlecht. Zweitens: Nicht entlastet wurden der Aufsichtsrat und der Vorstand von 2014, beide Gremien sehen personell mittlerweile ganz anders aus. Drittens: So eine Abstimmung hat ja sowieso nur symbolischen Charakter.

 

Das stimmt schon alles. Trotzdem wäre es der völlig falsche Ansatz, das verheerende Wahlergebnis allein auf ehemalige Reizfiguren wie Fredi Bobic und Hansi Müller zu schieben. Und eines sollte nicht vergessen werden: die Vorsitzenden von Vorstand und Aufsichtsrat sind immer noch dieselben: Bernd Wahler und Joachim Schmidt.

Selbst Dieter Hundt bekam mehr Zustimmung

In diesen beiden Fällen lässt die Nichtentlastung keinen großen Interpretationsspielraum. Die Stuttgarter Führungskräfte genießen im Moment entweder nicht viel oder ganz wenig Vertrauen bei den Mitgliedern. Vor allem Joachim Schmidt sollten die 71,3 Prozent der Stimmen, die dem von ihm geführten Aufsichtsrat die Entlastung verweigert haben, sehr zu denken geben. Nicht einmal sein bei den Mitgliedern am Ende komplett durchgefallener Vorgänger Dieter Hundt hat jemals ein solch desaströses Ergebnis eingefahren.

In dieser von Verunsicherung und Vertrauensverlust geprägten Zeit will der VfB nun seine Profiabteilung ausgliedern, um an neue Geldquellen zu kommen. Dieses Vorhaben, das großes Vertrauen in die handelnden Personen voraussetzt, kann der Verein im Moment komplett vergessen. Selbst in einer sportlich erfolgreichen Phase wäre es noch lange nicht gesagt, dass dieses Projekt die notwendige Dreiviertelmehrheit in einer Mitgliederversammlung erhält. Die annähernd einzige Dreiviertelmehrheit, die es beim VfB derzeit gibt, ist jene, die den Aufsichtsrat nicht entlastet.