Die Kita-Erzieher wollen mehr Geld und treten dafür in den Ausstand. Die meisten Eltern finden das gut - noch. Denn die Gewerkschaften kündigen bereits an: Der Streik könnte lange dauern.

Stuttgart - Verdi-Landeschefin Leni Breymaier hat den Arbeitgebern im Tarifstreit um die Erzieher mit einem langen Streik gedroht. Bei einer Kundgebung im Mannheim sagte Breymaier am Freitag: „So wie sich die Arbeitgeber gerade anstellen, wird es noch eine Weile dauern, bis die Streiks beendet sind. Wenn sich oben nichts tut, muss man unten rütteln - und wir rütteln ganz gewaltig.“

 

Sie bekomme ständig zu hören, für die Forderungen der Erzieher sei kein Geld im Haushalt. „Das ist nicht unser Problem. Wir, die Arbeitnehmer in den Sozial- und Erziehungsberufen sind die Schmiere dieser Gesellschaft“, rief sie den laut Verdi etwa 1000 Demonstranten zu. Es kamen auch viele Eltern mit ihren Kindern.

600 Kitas bleiben zu

Mehr als 600 kommunale Kitas blieben am Freitag geschlossen. Rund 6000 Erzieher waren im Ausstand. Von dem Streik seien schätzungsweise 25 000 Kinder betroffen.

Schwerpunkte des Streiks waren laut Verdi Stuttgart, Mannheim, Reutlingen und Tübingen. Aber auch in Freiburg blieben die rund 20 Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft geschlossen. Der Kommunale Arbeitgeberverband Baden-Württemberg nannte den Streik „total überzogen“.

15 Not-Kitas in Stuttgart geöffnet

Eltern müssen sich um alternative Betreuungsmöglichkeiten kümmern. Einige Städte bieten eine Notbetreuung: In Stuttgart bleiben 15 Not-Kitas offen. Allerdings waren beispielsweise in Böblingen bereits am Mittag alle 45 Notbetreuungsplätze für die kommende Woche vergeben, wie die Stadt mitteilte.

Die Arbeitgeberseite kritisierte die Gewerkschaften scharf. „Der Streik ist in dieser Form total überzogen, ebenso wie die Forderung“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Baden-Württemberg, Joachim Wollensak. „Wir sind die ganze Zeit bereit gewesen, mit den Gewerkschaften zu verhandeln.“ Die Gewerkschaften seien vom Tisch aufgestanden und müssten nun wieder an den Tisch zurückkehren.

Verdi, GEW und der Beamtenbund dbb fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung. Nach Angaben des kommunalen Arbeitgeberverbandes Baden-Württemberg beläuft sich die Gesamtforderung auf rund 170 Millionen Euro. Von den Tarifverhandlungen sind mehr als 30.000 Beschäftigte im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst in Baden-Württemberg betroffen.