Über feines Essen finden Köche und Kundschaft zueinander. Das ist kein neues Filmthema, aber Naomi Kawase macht uns immerhin mit Pfannkuchen den Mund wässrig. Fragt sich: Dosiert sie die Weisheiten richtig?

Stuttgart - Wir leben in hektischen Zeiten. Das Bedürfnis nach Entschleunigung bedienen ironischerweise oft Filmemacher aus dem rasanten Japan. Sie liefern Werke, deren Innehalten auch gestressten Europäern gefällt. Im Fall von Hirokazu Kore-edas elegischer Familiengeschichte „Unsere kleine Schwester“, die sich noch in unseren Kinos hält, geht diese Strategie auf. Naomi Kawase tut sich mit „Kirschblüten und rote Bohnen“ schon schwerer, die Aufmerksamkeit des Publikums nicht über Gebühr zu strapazieren.

 

Um einen Imbissstand herum entwickelt die Regisseurin eine scheinbar intakte Welt im Kleinen, in der der Bäcker Sentaro (Masatoshi Nagase) Dorayaki-Pfannkuchen verkauft. Zu dem schweigsamen, düsteren Mann kommen Mütter, Rentner und schüchtern kichernde Schulmädchen wie Wakana (Kyara Uchida). Als die trotz ihres hohen Alters einen Job suchende Tokue (Kirin Kiki) anfragt, stellt Sentaro sie ein. Tokues hausgemachte Bohnenpaste schmeckt viel besser als die Industriepampe, die er serviert hat.

Triste Leben, süße Küchlein

Akribisch beobachtet Kawase die komplizierte Zubereitung der Süßigkeit. Sentaro und Tokue wechseln nur wenige Worte, werden aber allmählich zu Freunden. Das erzählt Kawase so rührend wie schleppend. Gerade noch rechtzeitig etabliert sie neue Handlungsstränge; dabei ahnt man früh, dass Köche und Stammkunden abseits des Ladens eher triste Leben führen.

Kawase könnte engagiert von den sozialen Problemen dieser Außenseiter erzählen, aber immer, wenn es ernst werden könnte, drückt sich die Filmemacherin vor kritischen Einsichten und weicht auf betulich schlichte Weisheiten aus, die sie der von Lepra und Einsamkeit gezeichneten Tokue in den Mund legt. Die hier zur Schau gestellte, ach so tugendhafte Bescheidenheit arg gebeutelter Menschen stößt bitter auf.

Kirschblüten und rote Bohnen. Frankreich, Deutschland, Japan 2015. Regie: Naomi Kawase. Mit Masatoshi Nagase, Kirin Kiki, Kyara Uchida. 113 Minuten.