Die EU demonstriert Entschlossenheit in der Auseinandersetzung mit den USA wegen der Iran-Sanktionen. Das EU-Abwehrgesetz ist allerdings eher ein stumpfes Schwert. Tatsächlich haben Unternehmen wohl keine Wahl, meint Inge Nowak.

Stuttgart - Hand aufs Herz: Haben deutsche Unternehmer eine echte Wahlmöglichkeit? US-Präsident Donald Trump hat im Mai das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt; an diesem Dienstag führen die USA wieder Sanktionen gegen das Land der Mullahs ein. Die Drohung steht im Raum, dass hiesige Unternehmen, die sich nicht daran halten, ihr US-Geschäft gefährden. „Entschlossen“ hält die EU mit einem Abwehrgesetz dagegen, wie es die zuständige Kommissarin formuliert. Was wehrhaft klingen soll und wünschenswert wäre, ist tatsächlich ein recht stumpfes Schwert.

 

Zwar hat die EU angekündigt Kosten und Verluste von Unternehmen, die trotz der allgemeinen Gemengelage am Iran festhalten, zu entschädigen. Aber wie stellt die EU sich das konkret vor? Wie viel Geld will Europa sich das denn kosten lassen? Die Unterschiede zwischen den Wirtschaftspartnern USA und Iran sind gigantisch – allein schon wenn es um Baden-Württemberg geht. Während die Vereinigten Staaten der mit Abstand wichtigste Handelspartner hiesiger Unternehmen sind, rangiert der Iran in den ersten Monaten 2018 gerade mal auf Rang 53. Oder anders ausgedrückt: Produkte hiesiger Unternehmen im Wert von zehn Milliarden Euro gingen in die USA; im gleichen Zeitraum hat der Iran aber nur Waren im Wert von 121 Millionen Euro abgenommen. Und sollte Trump tatsächlich mit seiner Retourkutsche Ernst machen, trifft das hiesige Unternehmen vermutlich nicht nur kurzfristig hart – die Gefahr besteht, dass die US-Geschäfte etliche Jahre gestört sein werden.

Auch dem Russland-Geschäft droht Gefahr

Vergessen darf man dabei nicht: Es geht ja nicht nur um den Iran. Auch über dem Russland-Geschäft hängt das Damoklesschwert. Trump hat etliche Putin-nahestehende Oligarchen mit Sanktionen belegt oder solche angedroht. Und Russland ist – im Vergleich zum Iran – ein viel größerer Markt für hiesige Unternehmen. Will Brüssel etwa auch hier mögliche Verluste entschädigen? Und wie lange? Die Unternehmer sind in einer verzwickten Lage. Letztlich dürften sie zur pragmatischen Lösung greifen und mit einer diplomatischen Erklärung – um Brüssel nicht zu verärgern – ihr Iran-Geschäft auslaufen lassen.