Anfang 2017 sollen auf dem Parkplatz Brucknerstraße in Ludwigsburg zwei Gebäude für 60 Flüchtlinge beziehbar sein. Dagegen und dafür gibt es Unterschriftenaktionen. Die Infoveranstaltung der Stadt dazu verläuft erstaunlich ruhig.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Warum werden die Flüchtlinge nicht am Stadtrand untergebracht? Was passiert mit den Parkplätzen im Wohngebiet? Werden in Schlösslesfeld nur junge Männer untergebracht? Das waren einige der Fragen, die am Donnerstagabend bei der Infoveranstaltung der Stadt zur Flüchtlingsunterbringung im Schlösslesfeld gestellt wurden. Dort soll auf dem Parkplatz Brucknerstraße Wohnraum für 50 Asylsuchende geschaffen werden. Stellenweise ging es emotional zu. So äußerte zum Beispiel eine ältere Frau ihre Angst vor dem Anstieg der Kriminalität, während eine andere ehrenamtliche Helferin sich sichtlich aufgewühlt wunderte, warum eigentlich immer alle vermuteten, es würden Monster kommen.

 

Aber der befürchtete Sturm der Entrüstung ist ausgeblieben. Die Stadt hatte anderes erwartet, nachdem im Vorfeld eine Petition anonymen Ursprungs 800 – nicht nur Ludwigsburger – Unterschriften gegen die Errichtung der beiden Modulbauten gesammelt hatte. Als Reaktion darauf hatten andere Schlösslesfeld-Bewohner eine Willkommenserklärung an die Flüchtlinge verfasst. Die Info-Veranstaltung war wegen des großen Interesses kurzfristig in die St.Paulus-Kirche verlegt worden.

Integration durch nachbarschaftliche Kontakte

Dort beantworteten der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried, Michael Neuweiler vom Polizeirevier Ludwigsburg und Martin Schliereke als Vertreter des Landratsamtes die Fragen. Denn Ängste müsse man ernst nehmen, betonte Seigfried. Quartieren auf freiem Feld erteilte er jedoch eine Absage und erklärte die Idee, die hinter der dezentralen Unterbringung in den Wohngebieten stehe. Denn die Belegung der Turnhallen in der Carl-Schaefer-Schule und auf dem Römerhügel sei „momentan die prekärste Unterbringung“ . Integration geschehe durch Begegnung, dafür brauche es nachbarschaftliche Kontakte. Die schaffe nebenbei auch Kontrolle und Sicherheit.

Wobei Michael Neuweiler gar nicht von einem Anstieg der Kriminalität berichtete. Die Polizei sei meistens nur bei Auseinandersetzungen untereinander gefragt, zu denen es in den Hallen infolge der Wohnens auf engstem Raum ohne jegliche Privatsphäre komme. Seigfried nahm die dringende Bitte mit, in den neuen Bauten auch Familien unterzubringen. Fertig sein sollen die dreistockigen Gebäude Anfang nächsten Jahres. Seigfried versprach, dass an dem Standort nicht mehr als die angekündigten 60 Plätze geschaffen würden. Auf Zurufe, man könne dort dann nicht mehr parken, kündigte er an, dass der Parkplatz ohnehin geschlossen werde, da er nach Beobachtungen der Stadt nicht stark genutzt werden. Der Anmerkung mehrerer Rednerinnen, die anderen Schwachen der Gesellschaft nicht zu vernachlässigen, hielt er entgegen, dass im Gegenzug keine Sozialleistung gestrichen würden.

Schlösslesfeld ist einer von 24 Standorten

Gemeinderat und Verwaltung hatten im Oktober 2015 beschlossen, an dezentralen Standorten in der Stadt Flüchtlingsquartiere zu errichten. Im laufenden Jahr die Zahl der Plätze von derzeit 1250 auf 2000 auszubauen. Der Standort Schlösslesfeld ist einer von 24.