Der Marktplatz ist was Cafés angeht eindeutig unterbesetzt. Es gibt aber mehrere Ideen, wie sich das ändern könnte. Doch zunächst wird wohl alles erst einmal noch schlimmer.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Seit dem Frühling 2014 ist der Stuttgarter Marktplatz Kaffeenotstandsgebiet. Nachdem das Café Scholz aus finanziellen Gründen auf den Killesberg geflohen war, erklärte   Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle die Nahversorgung vor dem Rathaus zur Chefsache. Vom Ratskeller aus sollte der Platz bewirtet werden. Zu diesem Zweck war die Stadt auf einen neuen Pächter aus, von dem sie sich neue gastronomische Impulse für den gesamten Platz erhoffte. Vier Bewerber standen am Ende in der engeren Auswahl, ein Gastronom wollte unter den Bäumen rund um den Brunnen einen Biergarten etablieren.

 

Diesen Plänen steht nun wie so oft in Stuttgart der Brandschutz im Wege. „Am Montag musste ich den Gemeinderat informieren, dass die Ertüchtigung des Ratskellers auf neueste Brandschutzrichtlinien drei Millionen statt wie bisher gedacht eine Million Euro kosten wird“, erklärte Werner Wölfle auf Nachfrage der StZ.

Die Stadt sucht einen Investor für den Ratskeller

Weil die Stadt keine drei Millionen für eine Kneipe in die Hand nehmen will, sucht sie nun einen Investor, der bereit ist, den Ratskeller auf eigene Rechnung zu modernisieren, um von dem Lokal aus dann die Außengastronomie an der Rathaussseite ausbauen zu können. „Beim Neubau der Rathausgarage ist im Erdgeschoss auch eine Gastronomie eingeplant. Langfristig könnte das eine neue Achse auf dem Weg zum Hans-im-Glück-Brunnen werden“, so Wölfle. Kurzfristig bedeutet die jüngste brandschutztechnische Prüfung des Ratskellers aber auch, dass das Lokal zum 30. März 2016 definitiv geschlossen werden muss. Dann ist die Landeshauptstadt nicht nur eine Stadt ohne Café am Marktplatz, sondern verfügt überdies über ein Rathaus ohne angeschlossenen Ratskeller – zwei Alleinstellungsmerkmale, auf die wohl nicht nur Wölfle gerne verzichten würde. Der Bürgermeister hofft, dass sich schnell ein Investor findet, der dann zumindest übergangsweise vom bisherigen Stadtbesen aus zum Frühling 2016 für Außenbewirtung sorgt.

So lange will die Architektin Stefanie Eberding nicht warten. Gemeinsam mit der Grafikerin Tina Bähring hatte Eberding bereits im Frühjahr dieses Jahres der Wirtschaftsförderung ihr Konzept einer mobilen Gastronomie für den Marktplatz vorgestellt – und seitdem nichts mehr von der Stadt gehört. „Uns fehlt einfach die Kultur eines belebten Marktplatzes, die Möglichkeit, nach dem Einkauf auf dem Wochenmarkt wieder einen Kaffee trinken zu können“, sagt Stefanie Eberding. „Wir haben der Stadt keine schnöde Imbissbude vorgestellt, sondern einen Stand, an dem das kulinarische Angebot die Vielfalt Stuttgarts spiegelt“, so Eberding. Die Architektin träumt von einem syrischen Vesper, von unterschiedlichen Landesküchen neben dem Wochenmarkt, den der Stand nicht stören soll.

Breuninger plant Café an der Marktstraße

Einige Besucher des Wochenmarktes wären einer punktuellen Erweiterung des gastronomischen Angebots sicher nicht abgeneigt. Der Markt an der Konstabler Wache in Frankfurt zeigt zum Beispiel, dass Direkterzeuger und Imbiss- oder Weinstände friedlich nebeneinander existieren können, ohne dass der Markt zu einem Event verkommt.

Davon will aber Wölfle nichts wissen. Dass es seit Kurzem wenigstens anständige Croissants unter französischer Fahne auf dem Markt zu kaufen gibt, hat auch der Bürgermeister mit Erstaunen festgestellt.

Wölfle baut bei der gastronomischen Rückeroberung des Marktplatzes aber eher auf das Kaufhaus Breuninger. Der Mietvertrag der LBBW-Filiale an der Marktstraße läuft aus, Breuninger könnte sich laut Sprecher Christian Witt vorstellen, dort ein Café zu installieren. Die Stadt wiederum rollt Breuninger für seine Pläne den roten Teppich aus und bietet an, so in die Verkehrssituation einzugreifen, dass die Servicekräfte eines möglichen Kaffeehauses beim Servieren eines Cappuccinos nicht überfahren werden.