16 von 92 Galeria-Filialen sollen geschlossen werden – auch Leonberg und Mannheim. Die Gewerkschaft Verdi fordert vom neuen starken Mann und Geldgeber, Bernd Beetz, massive Investitionen in die fortgeführten Häuser.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Der kriselnde Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof bemüht sich um eine Gesundschrumpfung. Mit einem ausgedünnten Filialnetz, aber verstärkten Investitionen in verbleibende Einrichtungen soll die Wende zu besseren Zeiten erreicht werden. Die Gewerkschaft Verdi übt dennoch scharfe Kritik an den Entscheidungen.

 

Denn zum 31. August sollen 16 der noch 92 bestehenden Filialen schließen, wie der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus bekannt gab. Von derzeit 12 800 Arbeitsplätzen bleiben rund 11 400 erhalten – 1400 Mitarbeiter müssen gehen. So soll das Personal in der Hauptverwaltung um die Hälfte reduziert werden; der Unternehmenssitz wird von Essen nach Düsseldorf verlagert.

In Baden-Württemberg stehen die Filialen in Leonberg und Mannheim vor dem Aus. Derweil werden auf der Liste der Filialen, die fortgeführt werden, Stuttgart (Königstraße), die beiden Häuser in Freiburg, Heilbronn, Heidelberg, Karlsruhe und Ulm genannt. In Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern sollen jeweils drei Häuser dicht machen.

Von den Schließungsplänen für Leonberg und Mannheim sind nach Verdi-Einschätzung 200 Beschäftigte betroffen. Etliche seien seit mehreren Jahrzehnten bei Galeria oder zuvor Kaufhof beschäftigt und hätten auf dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkte Möglichkeiten. „Diese Beschäftigten verlieren ihre Arbeitsplätze nicht zuletzt, weil ein Spekulant namens Benko mit seiner Signa-Gruppe mittels völlig übersteigerter Mieten Filialen in die Verlustzone befördert hat“, moniert Wolfgang Krüger vom Landesbezirk Baden-Württemberg. Verdi werde mit den Betriebsräten alles dafür tun, um die Schließungen noch abzuwenden. „Wir werden umgehend das Gespräch mit den Verantwortlichen in den betroffenen Kommunen suchen, um über Hilfsmöglichkeiten zu beraten.“

Mit Immobilieneigentümern von Signa hart verhandelt

Der Insolvenzverwalter Denkhaus argumentierte, dass als Maßstab ein „marktüblicher Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert wurde, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können.“ Es sei für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt worden. Dabei sei es gelungen, für die Mehrheit der Filialen, die im Eigentum von insolventen Signa-Objektgesellschaften stehen, Mietverträge zu unterzeichnen. „Dort, wo mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden.“

Mit der Arbeitnehmervertretung sei bereits eine sozial verträgliche Lösung für die von Jobverlust betroffenen rund 1400 Mitarbeiter erarbeitet worden. Dank der Unterstützung durch das Investorenkonsortium sei mit dem Gesamtbetriebsrat am 26. April ein Interessenausgleich und ein Sozialplan geschlossen worden. Darin sei festgelegt, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.

Investitionen in die Filialen versprochen

Verdi fordert massive Investitionen vom neuen Eigentümer Bernd Beetz. „Gemeinsam mit den Beschäftigten muss ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickelt werden, das auf die Stärken des Warenhauskonzerns setzt: ein breites und hochwertiges Sortiment, gepaart mit Handelskompetenz und sehr guter Beratung“, mahnt Vorstandsmitglied Silke Zimmer. „Gelingt das nicht, trägt die Konzernspitze nicht nur Verantwortung für ihr Missmanagement, sondern auch dafür, dass der öffentliche Raum verödet.“

Galeria-Chef Olivier Van den Bossche sagt Investitionen bereits zu. „Bei unseren bisher zehn erfolgreich modernisierten Filialen haben wir wichtige Erkenntnisse für die Effizienzsteigerung der Umbaumaßnahmen gewonnen“, sagte er. „Und wir sehen, dass die zehn Häuser erheblich besser arbeiten als Vergleichsfilialen, deshalb werden wir den Umbau der Filialen kontinuierlich und parallel zum Tagesgeschäft fortsetzen.“

Nächster Schritt im Insolvenzverfahren ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung.