Wahrer Mythos speist sich auch aus der nachträglichen Verklärung. Ganz besonders gilt dies für Woodstock. Chaos regierte das größte Festival aller Zeiten, bei der ganzen legendenumrankten Strahlkraft ist auch viel geschönt worden.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Durch und durch friedfertig, wie es das Festivalmotto „Three Days of Peace & Music“ glauben machen will, ging es in Woodstock beileibe nicht zu. Die Band Canned Heat betrat bereits total zerstritten das Gelände, der Manager von Blood, Sweat & Tears vertrieb brachial die Kameramänner von der Bühne, weil sie Filmaufnahmen der Auftritte unbedingt verhindern wollten. Pete Townshend von The Who trat zunächst einem Kameramann in den Hintern und stieß ihn anschließend von der Bühne, ehe er später dem Politaktivisten Abbie Hoffman seine Gitarre über den Schädel zog. In der zweiten Festivalnacht brannten aufgebrachte Besucher aus Wut über die Wucherpreise, mit denen die Verpflegungsbetreiber auf die Nahrungsmittelknappheit reagierten, zwei Essensstände nieder.