Beim Heimspiel begeistert Fools Garden mit musikalischer Qualität, Spielfreude und vielen lokalen Anekdoten.

Leonberg - Auf dem Büchelberg zwischen Neuhausen und Münklingen waren die Jungs von Fools Garden in ihren Anfangsjahren gern, um sich mit Getränken und Rauchwaren auf ihre Konzerte einzustimmen. Peter Freudenthaler erzählt die Geschichte zwar wie eine Anekdote aus längst vergangenen Zeiten. Doch angesichts der Spielfreude, der hohen musikalischen Qualität und der sympathischen Lockerheit, die Fools Garden beim Auftritt auf dem Festival Leonpalooza zeigt, könnte man meinen, sie hätten sich auch auf ihr Leonberger Konzert in eben beschriebener Form vorbereitet.

 

Der Bürgerplatz ist voll, ohne die Abstandsregeln zu gefährden. „Wir haben keine einzige Karte mehr“, sagt der städtische Veranstaltungsmanager Nils Strassburg erfreut. Prominente Namen ziehen halt. Die drei Männer aus der Gegend zwischen Weil der Stadt und Pforzheim zeigen aber auch, dass ihr Bekanntheitsgrad nach wie vor berechtigt ist und sie sich musikalisch weiterentwickeln.

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Vor der Stadthalle treten sie zu dritt auf. „Electro-Acoustic-Session“ nennen sie diese Form des Konzerts. In der Tat: Volker Hinkel und Gabriel Holz spielen an akustischen Gitarren und bedienen mehrere Tasteninstrumenten, die mehr mit Computern als mit Klavieren zu tun haben. Heute reicht das, um einen voluminösen Klangteppich zu erzeugen.

Peter Freudenthaler sorgt mit seiner Stimme für den Fools Garden-Wiedererkennungswert und kümmert sich um die Publikumsansprache. Und das kann er so richtig gut: „Wir sind überglücklich, hier bei euch in Leonberg zu spielen“, beschreibt er die Gefühlslage beim ersten Auftritt vor richtigen Menschen seit Beginn der Corona-Krise. Im vergangenen Vierteljahr waren die Musiker zwangsweise nur im Netz unterwegs.

Zu Leonberg haben die Akteure nicht nur eine regionale Verbundenheit. In der Stadthalle hatten sie schon 1993 ein tolles Konzert gegeben. Das Publikum war damals schon super, erinnert sich Freudenthaler. „Doch heute seid ihr noch besser.“

Die Frauen und Männer auf den Palettensofas, die altersmäßig in weiten Teilen gut zu den gereiften Herren auf der Bühne passen, danken es ihnen nicht nur mit großem Applaus, sondern auch mit Gejohle und rhythmischem Klatschen. Wobei niemand seine Couch-Zone verlässt. Nur am Rande, wo ausreichend Platz ist, wird in gediegenem Abstand getanzt.

Große Kracher am Start

Natürlich bringen Freudenthaler, Holz und Hinkel die großen Kracher von Wild Wild Day bis Lemontree. Und natürlich geht das Publikum bei den Hits besonders mit. Aber auch bei den neuen Stücken ist gute Stimmung auf dem Bürgerplatz. Zu der trägt zudem der Dialog zwischen Künstlern und Auditorium bei. Peter Freudenthaler spielt mit dem Alter: „Viele wollen alt, aber nicht älter werden“, meint er hintersinnig und nimmt die eigene Band auf die Schippe: „Volker hat sich beim Solo am Finger verletzt. Das kommt davon, wenn man nicht so oft spielt.“

Das Konzert dauert zwei Stunden. Bei den Zugaben sind Fools Garden kaum zu bremsen und setzen immer wieder noch einen drauf. Das hat fast schon was mit Entzugserscheinungen zu tun. Immerhin hätte die Band im April eine kleiner Tournee in der Karibik gehabt und wäre dieser Tage mit den Kollegen von Fury in the Slaughterhouse auf eine Kreuzfahrt gegangen. Den Fans ist die Spielfreude nur recht. Sie feiern begeistert ihre Helden.

Freudenthaler, Hinkel und Holz genießen ihr Heimspiel nicht nur auf der Bühne, sondern hernach auf der Terrasse des Stadthallen-Restaurants. Beim Wein fallen dem Sänger noch viele Leonberger Begegnungen ein. Zum Beispiel im legendären „Bräu“. „Gibt’s das noch?“, fragt er seinen Leonberger Gesprächspartner und ist richtig enttäuscht, als dieser verneint.