Tempolimits zur Reduzierung der Luftschadstoffbelastung bringen nicht immer den erhofften Erfolg. Die Begrenzung der Fahrgeschwindigkeiten auf Tempo 30 oder 40 in der Stadt sind daher fragwürdig, kommentiert Marc Schieferecke.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Stuttgart - Es gibt viele Gründe, den Moloch Straßenverkehr zu bremsen, sei es Lebensqualität, Sicherheit oder politische Überzeugung. Der üblicherweise bemühte ist allerdings die Luftqualität. Der ist hinfällig. Gemäß jeder wissenschaftlichen Erkenntnis bewirkt ein Drosseln der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf 40 oder gar 30 das Gegenteil des Propagierten: Die Giftkonzentration in der Luft steigt.

 

Als Ausnahme von der Regel gilt die Hohenheimer Straße, auf der Tempo 40 zwar nicht zu durchweg besserer Luft zu verhelfen scheint, aber zu einem deutlichen Rückgang des Stickstoffdioxids, das Atemwege reizt und in hoher Konzentration Lungenschäden verursacht. Diese Abnahme ist fraglos ein Erfolg. Allerdings sind hier auf einem wenige hundert Meter langen Straßenstück Bedingungen geschaffen worden, die denen auf einer Teststrecke gleichen. Tempo 40 leistet womöglich einen Beitrag, wahrscheinlich aber keinen. Selbst wenn: Ein Beweis ist dieses Straßenstück eben nicht, sondern ein Einzelfall.

Mithin ist im Hinblick auf die Luftqualität schon fragwürdig, dass Tempo 40 an immer mehr Steigungsstrecken angeordnet wird. Um die Bremse auch für ebene Straßen zu beschließen, muss es schon gute Gründe geben. Auf ihnen steigt der Schadstoffausstoß, gleich ob von Ozon, Benzol, Stickoxiden oder – derzeit am häufigsten im Gespräch – von Feinstaub.

Das Bundesumweltministerium schätzt die Zahl der Feinstaubtoten in Deutschland auf 47 000 pro Jahr. Damit sterben an Feinstaub – je nach Schätzung – mindestens 15 Mal mehr Menschen als an den Folgen des Passivrauchens.