Der „Tag des Baumes“ am 25. April ist ein guter Anlass für ein Gespräch mit dem Baum- und Gartenpfleger Harald Hummel aus Fellbach. Er plädiert dafür, Bäumen ein gutes Umfeld zu schaffen.

Die Idee für den „Tag des Baumes“, der international immer am 25. April begangen wird, ist im Jahr 1872 entstanden. Sie kam von Julius Sterling Morton. Damals, vor mehr als 150 Jahren, war „Klimawandel“ noch kein Thema. Der amerikanische Farmer und Journalist Julius Sterling Morton forderte in seiner Arbor Day Resolution vom Staat Nebraska (USA), einen jährlichen Arbor Day (Tag des Baumes) einzuführen.

 

Noch im selben Jahr wurden im baumarmen Bundesstaat Nebraska über eine Million Bäume gepflanzt. „Andere Festtage dienen der Erinnerung, der Tag des Baumes weist in die Zukunft“, war Julius Sterling Morton überzeugt. Bis heute wird dieser Tag dem Baum gewidmet und „gefeiert“, in vielen Ländern und Städten finden Baumpflanzaktionen statt. Im Rems-Murr-Kreis gibt es keine entsprechenden Aktionen. Noch nicht.

Bäume in privaten Gärten sind deutlich gesünder

Harald Hummel im Einsatz. Foto: Ingrid Sachsenmaier

„Jeder Baum zählt, jeder Strauch und jedes Blatt“, sagt Harald Hummel. Er ist Baum- und Gartenpfleger und hat den Beruf von der Pike auf gelernt. Sein Betrieb ist in Schmiden, er ist vor allem in Privatgärten unterwegs, hat einen festen Kundenstamm und kann somit die Entwicklung der Bäume über Jahre hinweg beobachten. Seine Aussage, dass in privaten Gärten Bäume „deutlich gesünder“ sind und weitaus weniger wegen Krankheiten gefällt werden müssen, sondern meistens, weil sie Schatten verursachen oder Nachbarschaftsgrundstücke beeinträchtigen, macht hellhörig. Offenbar geht es Bäumen auf privaten Flächen besser. Warum das so ist? „Ein Baum braucht ein gutes Umfeld, er braucht Boden, um tief wurzeln zu können. Die Bodenbeschaffenheit muss stimmen.“ Das klingt einleuchtend, wird aber nicht immer verwirklicht beziehungsweise bei – öffentlichen – Neubaumaßnahmen bedacht. Ein paar Beispiele aus Fellbach zeigen das. In der Schmidener Mitte steht für Bäume wegen einer darunterliegenden Tiefgarage nicht genügend Erde für die Wurzelentfaltung zur Verfügung. Vor dem F3-Bad ist die Situation anders. Dort hätten, das bestätigt Hummel, mehrere einzelne „Großbäume“ gepflanzt werden können. Das Umfeld hätte dies erlaubt.

Eine verpasste Chance und ein Argument, um sich intensiv um die Erhaltung von Bäumen zu kümmern. Bei der Neubebauung der Kreuzung Fellbacher Straße Richtung Schmiden sei das gelungen. „Diesen Baum wollte die Stadt erhalten und hat ihn während der gesamten Bauzeit mit einem Bauzaun geschützt.“ Vorbildlich. Beim alten Hallenbad und auf dem Gelände des ehemaligen Fellbacher Freibades sind solche Aktionen nicht zu beobachten. Hier wurden die Bäume gefällt.

Bis ein neu gepflanzter Baum eine stattliche Größe erreicht, braucht es lange. „Ein Baum wächst langsam“, sagt Harald Hummel. Ein Baum will vor allem in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung besondere Fürsorge, „damit er sich gut entwickeln kann.“ Einige Faktoren sind essenziell: Der Standort muss passen, die Bodenbeschaffenheit muss gut sein beziehungsweise mit Substraten optimiert werden, das Wassermanagement muss kontinuierlich sein. „In trockenen Perioden zählt jeder Liter“, sagt Harald Hummel. Die Bodenscheibe rund um den Baum sollte gemulcht, mit Blättern bedeckt oder mit Stauden unterm Baum bepflanzt werden. Er rät, sich bei Neupflanzungen von Fachleuten beraten zu lassen und achtsam bei der Wahl des Standortes zu sein.

Mehr Erkenntnisse als vor 30 Jahren

„Heute hat man mehr Erkenntnisse als vor 30 Jahren.“ Mittlerweile gebe es Eschen, die hitze- und pilzresistent seien, das gelte auch für Ulmen. Hitze und Trockenheit bedeuten für Bäume immer Stress, aber es gebe Baumarten, die besser damit und somit mit dem Klimawandel zurechtkommen. Hummel zählt einige auf. Die Traubeneiche, Purpurerle und Feldahorn sind „heimisch“. Hainbuche und Elsbeere, der Amberbaum, der Trompetenbau, der Schnurbaum und die Maulbeere können, so Hummel, auch gut mit den neuen Klimabedingungen umgehen. Wer jetzt im Frühjahr einen Baum pflanzt, sollte bedenken, dass er ihn über den gesamten Sommer hinweg konstant mit genügend Wasser versorgen muss, um ihm einen guten Start zu geben. Im Herbst hat man es in dieser Hinsicht „gemütlicher“.

Auf dem Friedhof in Waiblingen kämpft eine majestätische Rotbuche mit dem Klima. Die Stadtgärtner haben längst reagiert und vor nunmehr vier Jahren die toten Äste aus dem mächtigen Baum bei der Friedhofskapelle entfernt, die entstandenen „Wunden“ entsprechend behandelt und weiß gestrichen. Die Buche hat überlebt, bis heute. Andere mussten dagegen gefällt werden. Vor allem Birken – es gibt davon viele auf Friedhöfen – würden ein Sicherheitsrisiko darstellen, begründen die Waiblinger Stadtgärtner die zahlreichen Fällungen in den vergangenen Jahren.

Bäume sind wertvoll für Mensch und Umwelt. Sie schaffen Atmosphäre, verbessern das Klima, sind schön anzuschauen und spenden Schatten. Jedes Jahr ist für sie anders. Aktuell ist die Natur „zwei Wochen früher dran als normal“, sagt Harald Hummel. „Vieles blüht gleichzeitig – und auf einen Schlag ist dann alles verblüht.“ Dann wird es herausfordernd für die Insekten. Aber das ist ein anderes Thema. Am 20. Mai ist Weltbienentag. Ihn haben die Vereinten Nationen erstmals 2018 ausgerufen.