Donald Trump mischt die Riege der republikanischen Bewerber um die Präsidentschaft gehörig auf. Der Multimilliardär kommt bei vielen Wählern gut an – trotz Arroganz und Pöbeleien gegen Einwanderer und Konkurrenten.

Stuttgart - Neulich stand Donald Trump an einem Rednerpult in New Hampshire und zog über Lindsey Graham her, einen Senator aus South Carolina, der sich, im Prinzip chancenlos, um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewirbt. „Da sehe ich also diesen Idioten Lindsey Graham im Fernsehen. Und er nennt mich einen Esel“, mokiert sich Trump, um im nächsten Moment zur Gegenattacke zu blasen. Grinsend zieht er einen Zettel aus der Tasche und liest eine Telefonnummer vor. Grahams private Handynummer. Die Leute könnten ja mal probieren, ob sie noch stimme, sagt er. Im Übrigen sei der Herr Senator nicht nur ein Leichtgewicht, sondern auch ein lausiger Bettler, der ihn, den erfolgreichen Unternehmer, ständig um irgendeinen Gefallen gebeten habe.

 

Amerika erlebt gerade seine Donald-Trump-Wochen, den Egotrip eines Immobilientycoons, der nach allen Seiten austeilt. Über Politiker urteilt er, dass sie eigentlich zu nichts taugen, dass ihnen im Umgang mit China sowohl das nötige  Verhandlungsgeschick als auch die nötige Härte fehle, dass sie sich von Mexiko über den Tisch ziehen ließen und überhaupt nur Amateure und Weicheier seien.

Trump pöbelt gegen mexikanische Einwanderer

Mit der Polemik hatte man gerechnet, als der 69-jährige Außenseiter an den Start ging. Das Überraschende ist, welchen Erfolg er damit hat. In den Meinungsumfragen führt Trump im Moment das Bewerberfeld an – klar vor Scott Walker und Jeb Bush, dem Gouverneur Wisconsins und dem Ex-Gouverneur Floridas. Obwohl solche Erhebungen ein halbes Jahr vor dem Vorwahlauftakt in Iowa nur wenig aussagen, ein Etappenziel hat Trump wohl erreicht. Treffen sich die 16 Republikaner am 6. August in Cleveland zur ersten Kandidatendebatte, entscheiden die Umfragewerte darüber, wer in der Runde der zehn Aussichtsreichsten mitdiskutieren darf – und wer sich mit einem Platz am Katzentisch begnügen muss. Falls nicht noch ein Wunder geschieht, wird der New Yorker mit der blondierten Haartolle zur ersten Garnitur zählen. Was bedeutet, dass er die anderen mit seinen Poltersprüchen noch eine Weile vor sich hertreiben kann.

Im populistischen Milieu der Tea Party trifft der Baulöwe immer wieder den richtigen Nerv – abgesehen davon, dass es in der Provinz immer gut ankommt, wenn einer gegen „die da in Washington“ wettert, gegen vermeintlich abgehobene Eliten. Der Wutbürger Trump, der seine Widersacher im Medienecho gerade zu besseren Statisten abstempelt – er ist für die Etablierten der Grand Old Party ein einziges Ärgernis. Während die Etablierten der Grand Old Party um die wahlentscheidenden Stimmen der Hispanics buhlen, stößt er diese mit dumpfen Stammtischparolen über Einwanderer, die ohne Visum über die Grenze aus Mexiko kommen, permanent vor den Kopf.      „Sie bringen Krankheiten, sie bringen das Verbrechen, sie töten unsere Leute an der Grenze“, lautet einer seiner Standardsprüche. Selbst Medienmagnat Rupert Murdoch hat ihm daraufhin widersprochen. Unter mexikanischen Migranten sei die Kriminalitätsrate, wie generell unter Migranten, niedriger als unter Menschen, die in den USA geboren wurden, „Trump liegt daneben“, meldete sich der Australier via Twitter zu Wort.

Statt Kriegsdienst in den besten Clubs gefeiert

So wie Trump wendet sich aber ein konservativer Kern der Partei, bei den Primaries eine nicht zu unterschätzende Macht, gegen eine Reform, die rund elf Millionen illegal Eingewanderte aus der juristischen Grauzone herausführen soll. Es ist eine Reform, die auch altgediente Republikaner wie John McCain oder Lindsey Graham unterstützen. Letzteres erklärt vielleicht, warum Trump selbst über McCains Veteranenbiografie lästert – über die Biografie eines Mannes, der fünf Jahre in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft saß, bei Verhören gefoltert wurde und in Amerika über Parteigräben hinweg so etwas wie Heldenstatus genießt. Kaum hatte McCain in einem Interview bemerkt, Trump mobilisiere „nur die Verrückten“, schoss sich der Milliardär auf ihn ein. „Er ist kein Kriegsheld. Er ist kein Held, weil er gefangen genommen wurde. Ich mag Leute, die sich nicht fangen lassen.“

Das warf die Frage auf, was Trump eigentlich tat, während McCain in seiner Zelle in Hanoi schmachtete. Die Antwort: Dank ärztlicher Atteste entging er der Wehrpflicht des Vietnamkrieges und genoss stattdessen das Nachtleben Manhattans. Im Club Studio 54, schreibt er in seinen Memoiren, war er so populär, dass den Manager die Sorge umtrieb: „Er fürchtete, ich könnte seinen Kunden die Ehefrauen stehlen, weil ich so blendend aussah.“ Bescheidenheit, lernt man, war noch nie seine Zier.