Im Kampf gegen den Klimawandel gehen Leonberg und Ditzingen neue Wege. Sie machen bei einem speziellen Wettbewerb mit.

Immer mehr Städte und Gemeinden legen immer mehr Wert auf Klimaschutz und Energieeffizienz. Leonberg und Ditzingen gehören dazu – und gehen neue Wege im Kampf gegen den Klimawandel, indem sie einen Wettbewerb nutzen. Erste Schritte in Richtung Auszeichnung sind getan, erste Ziele festgezurrt.

 

Qualitätsmanagement für die Kommunen

Der European Energy Award, kurz EEA, ist ein Qualitätsmanagementsystem. Er hilft Kommunen dabei, ihre Klimaschutzaktivitäten weiter auszubauen und zu optimieren – und zeichnet europaweit Kommunen aus, die sich in besonderer Weise mit Energieeffizienz und Klimaschutz beschäftigen. Durch spezielle Verfahren ermöglicht der EEA, dass sich Projekte und Anstrengungen in den teilnehmenden Kommunen neutral messen und miteinander vergleichen lassen.

Mit ihren Plänen sind Leonberg und Ditzingen in guter Gesellschaft: In Europa beteiligen sich schon mehr als 1500 Kommunen aus 16 Ländern, davon 349 Kommunen allein in Deutschland. Fast 800 Kommunen sind bereits ausgezeichnet. Wer im Land mitmacht, dem gewährt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft eine Finanzspritze: 10 000 Euro pro Kommune.

Wo stehen die Kommunen?

Beim Startschuss in Leonberg – die Stadtverwaltung arbeitet mit der Energieagentur Kreis Böblingen zusammen – und Ditzingen wurde ein Zeitplan für den Zertifizierungsprozess ausgearbeitet und gründete sich ein Energieteam. Es besteht aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Ämter, die den Prozess steuern. „Klimaschutz ist eines der wichtigsten Themen und eines mit Schnittstellen zu fast allen Ämtern in der Stadtverwaltung“, sagt Ditzingens Rathaussprecher Jens Schmukal – und auch, die Stadt wolle ein einheitliches Management schaffen.

Sie schätzt nicht nur, dass die Kommunen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität professionelle Begleitung von akkreditierten Beratern bekommen. Freilich könnte Ditzingen den Klimaschutz auch allein stemmen. „Wir haben aber einen immensen Vorteil, wenn wir an einen großen Pool andocken, um Best-Practice-Beispiele zu erfahren und von anderen Kommunen zu lernen.“

Zunächst wird analysiert und bewertet, wo die Kommunen stehen, was sie bereits pro Energieeffizienz und Klimaschutz tun – und wo sie sich verbessern können. Die Ditzinger gehen davon aus, dies in drei Jahren zu wissen. Im vierten Jahr folgt ein erstes externes Audit. Jens Schmukal: „Mit mindestens 75 Prozent der zu erreichenden Punkte erlangen wir den Goldstandard.“

Baubürgermeister: „Wir tun schon sehr viel“

Der Plan in Leonberg ist ähnlich. Bisherige und aktuelle energiepolitische Leistungen kommen bis Sommer 2024 unter die Lupe. Danach wird das energiepolitische Arbeitsprogramm erstellt, das im Herbst der Gemeinderat beschließen soll. Ein Jahr später wird die Ist-Analyse aktualisiert und fortgeschrieben. Hierbei werde konkret auf Indikatoren geachtet und ein Maßnahmenplan erarbeitet. Daraufhin verfasst die Energieagentur den internen Bericht mit den Ergebnissen, die sie bewertet. Für das Jahr 2026 ist das Zertifizierungsverfahren angesetzt.

Das Programm mit der Unterstützung von außen sei in vielerlei Hinsicht ein sehr gutes Instrument, findet Leonbergs Baubürgermeister Klaus Brenner: um den aktuellen Stand abzuprüfen, einen Überblick zu bekommen – auch für den Gemeinderat und die Bevölkerung –, sich mit anderen Kommunen zu vergleichen, von denen man sich sicher etwas abschauen könne und es sich somit spare, das Rad neu zu erfinden. Auch erhofft sich die Stadt Input, Konzepte rund um Mobilität oder den Umgang mit Tempo 30. „Wir tun schon sehr viel“, sagt Klaus Brenner mit Blick auf zum Beispiel die LED-Straßenbeleuchtung oder den Energiebericht für die öffentlichen Gebäude. Trotzdem, in der Stadt gibt es auch Baustellen. So seien einige Hallen noch nicht energetisch saniert.

Fotovoltaik auf vielen Dächern

Wäre es nach den Grünen im Gemeinderat gegangen, hätte sich Ditzingen schon längst beworben. Mangels Kapazitäten hatte die Klimaschutzmanagerin Lena Neudorfer dies abgelehnt. Nun hat sie die Teilnahme am EEA angestoßen. Insgesamt sei die Stadt schon gut aufgestellt, sagt der Sprecher Schmukal. Doch auch von ihm ist zu hören: „Es gibt immer Verbesserungspotenzial.“

Wo Ditzingen bereits gut dasteht? Laut Schmukal etwa bei der Photovoltaik. Die Dächer vieler städtischer Gebäude hätten PV-Anlagen. „Wir produzieren viel Ökostrom. Wenn wir Strom zukaufen, dann nur Ökostrom.“ Damit auch die Bevölkerung vom EEA profitiert, werden die Erkenntnisse auf Privathaushalte übertragen, erhalten die Bürgerinnen und Bürger Handreichungen und Tipps. Schmukal: „Und wenn wir Geld sparen, weil wir weniger Energie verbrauchen, ist mehr Geld für andere Projekte da.“