Die evangelischen Kirchengemeinden Uhingen und Baiereck-Nassach machen bereits seit dem vergangenen Sommer gemeinsame Sache. Am 1. Januar wird der Zusammenschluss, der beiden Seiten nützt und hilft, nun auch offiziell vollzogen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Schon seit geraumer Zeit machen Sparzwänge aufgrund der sinkenden Zahl von Gläubigen und damit einhergehender finanzieller Engpässe auch vor Kirchentüren nicht Halt. Zusammenschlüsse von Gemeinden sind deshalb üblich. Die Fusion der Protestanten aus Uhingen und Baiereck-Nassach, die der evangelische Oberkirchenrat zum 1. Januar 2016 offiziell genehmigt hat, ist dennoch etwas Besonderes. Aber nicht etwa, weil dort zusammengeführt wird, was, kommunalpolitisch betrachtet, schon seit mehr als 40 Jahren zusammengehört.

 

Vielmehr wurde die neue Einheit über Dekanats- und Prälaturgrenzen hinweg ermöglicht. Weil es dabei in aller Regel um Pfarrstellen geht, ist das alles andere als selbstverständlich. Im Zuge der Neustrukturierung gaben das Dekanat Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) und damit die Prälatur Heilbronn eine halbe Stelle an die Prälatur Ulm und an das Dekanat Göppingen ab. Diese 50 Prozent wurden Uhingen zugeschlagen, so dass dort die drei Pfarrstellen, von denen eine halbe zur Disposition stand, erhalten blieben.

Von Ebersbach über Schorndorf nach Uhingen

Dass Baiereck-Nassach 150 Jahre lang überhaupt mit der Kirchengemeinde Schorndorf-Schlichten verbandelt war, hat historische Gründe. Ganz früher gehörte das Nassachtal, so wie dies bei den Katholiken heute noch der Fall ist, kirchlich gesehen zu Ebersbach. 1866 wurde dann für Schlichten und Baiereck ein gemeinsamer Pfarrer gesucht und gefunden, sodass Baiereck-Nassach nach Schorndorf „rutschte“ – und dort auch nach der Kommunalreform bis jetzt blieb.

Genau genommen, wurde die Fusion schon im Sommer vollzogen und entsprechend gefeiert. Die drei Uhinger Pfarreien Süd, Mitte und Nord nutzten das „Probehalbjahr“, wie der Pfarrer Martinus Kuhlo die Übergangszeit nennt, um sich neu zu sortieren. Die Pfarrerin Martina Rupp übernahm die 400 neuen Gemeindemitglieder in ihren Nordbereich, während Kuhlo und der Süd-Pfarrer Joachim Klein Gebiete an den jeweiligen Bezirksgrenzen übernahmen. Flächen- und zahlenmäßig hat Rupp aber dennoch den größten Bezirk.

Pfarrer Kuhlo spricht von einer „Win-win-Situation“

Insgesamt durchbrach die evangelische Kirche in Uhingen mit dem Zusammenschluss wieder die 5000-Mitglieder-Marke und darf jetzt fünf Kirchen ihr Eigen nennen. In dreien wird an jedem Sonntag ein Gottesdienst gefeiert, in Diegelsberg und Baiereck geschieht dies im zweiwöchigen Wechsel. Trotz aller notwendigen Neuorganisation und einer weiteren zu unterhaltenden Immobilie sieht Kuhlo in erster Linie Vorteile in dem Zusammenschluss. „Es gibt für beide Seiten ein besseres Angebot und größere Gruppen, nicht zuletzt bei den Konfirmanden“, sagt er. Martina Rupp ergänzt: „Wir haben einen tollen Chor hinzugewonnen, sodass nicht zuletzt auch die Kirchenmusik profitiert.“

Dass die Resonanz in keiner Weise nachgelassen hat, zeigte sich jüngst bei der Waldweihnacht in Baiereck, an der rund 100 Leute teilnahmen. Gut genutzt wurde auch der Kirchenbus, der in beide Richtungen verkehrt, das nächste Mal am 17. Januar zum Familiengottesdienst in die Cäcilienkirche. Insgesamt laufe die Zusammenarbeit ausgezeichnet. „Obwohl wir nur rund sieben Monate Zeit hatten, die freundliche Übernahme auszugestalten“, wie Kuhlo mit einem Lachen erklärt. Zwar habe es in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder Versuche einer Fusion gegeben, fügt er hinzu. „Aber diesmal war der Druck wohl insgesamt zu groß“, mutmaßt Martina Rupp.

Für Martinus Kuhlo sei die neue Konstellation genau das, was auf Neudeutsch als Win-win-Situation bezeichnet werde. „Beide Seiten bringen etwas mit, bekommen aber auch einiges zurück“, betont er.