Das Kapitalmarktgeschäft hält die Deutsche Bank auf Kurs – ein Rückfall in alte Zeiten ist das aber noch nicht, kommentiert unser Finanzkorrespondent Hannes Breustedt.

Auf den ersten Blick läuft bei der Deutschen Bank alles rund: Der Gewinn ist zu Jahresbeginn erneut deutlich gestiegen, die Aktie hat in den letzten sechs Monaten über 50 Prozent im Kurs zugelegt. Vom IT-Debakel bei der Tochter Postbank spricht kaum noch jemand. Vorstandschef Christian Sewing kann sich feiern lassen. Jedoch hing der Erfolg zuletzt wieder an einer Sparte, von der sich die Bank eigentlich unabhängiger machen wollte: dem Investment Banking.

 

Nachdem höhere Zinsen in den Vorjahren für glänzende Zahlen in der Firmen- und in der Privatkundensparte sorgten, fielen die Erträge hier wieder. Die Bilanz profitierte von Kostensenkungen, vor allem aber vom Kapitalmarktgeschäft. Börsengänge, Fusionen und Übernahmen sowie Wertpapierausgaben kamen wieder in Gang. Zudem brummte der Handel mit Anleihen und Währungen.

Dass beim größten privaten Geldhaus Deutschlands ausgerechnet das Investment Banking wieder die erste Geige spielt, ist bemerkenswert. Denn der umstrittene Ex-Chef Josef Ackermann wollte den Finanzkonzern einst zu einer Art deutschen Version der führenden US-Investmentbank Goldman Sachs machen – eine Strategie, mit der man sich letztlich spektakulär verzockte. Seitdem ist das als schwankungsanfällig und riskant geltende Investment Banking verpönt.

Nun steuerte es mit 1,3 Milliarden Euro – ein Plus von 44 Prozent im Jahresvergleich – den mit Abstand größten Anteil zum konzernweiten Vorsteuergewinn bei. Ein Rückfall in Ackermann`sche Zeiten ist aber nicht zu befürchten. Sewing setzt auf ein ausgewogeneres und stabileres Geschäftsmodell. Auch wenn die Bank durchaus Risiken hat – etwa am US-Gewerbeimmobilienmarkt –, dreht sie nicht mehr die ganz großen Räder.

Da sinkende Zinsen andere Sparten wie die Unternehmensbank in diesem Jahr noch stärker belasten könnten, wird dem Investment Banking nach längerer Durststrecke wieder eine größere Bedeutung zukommen. Anders als früher zeigt sich darin aber noch keine gefährliche Unwucht.