In Hoheneck öffnet am Sonntag die Kirche St. Josef eine Pforte der Barmherzigkeit. Sie ist damit eines von mehr als 30 Gotteshäusern der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die sich am Heiligen Jahr beteiligen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die Pforte der katholischen Kirche St. Josef in Ludwigsburg-Hoheneck ist ebenso wie das dazugehörende Gotteshaus vergleichsweise schlicht. Der Kirchenbau hat eine Ziegelfassade und ein spitz zulaufendes Dach. Von barocker Pracht kann keine Rede sein. Am kommenden Sonntag aber gesellt sich die Kirchentür in den Reigen der Kirchenpforten, die sich anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit öffnen. Die Hohenecker Kirchentür ist die einzige Tür im katholischen Dekanat Ludwigsburg, die sich im Verzeichnis der Heiligen Pforten der Diözese Rottenburg-Stuttgart findet. Doch wie alle katholischen Kirchen ist sie das ganze Jahr über sowieso offen. Faktisch ändert sich also nichts, spirituell schon.

 

Am Sonntag wird die dunkle Holztür von St. Josef zur Pforte der Barmherzigkeit – letztlich soll die feierliche Öffnung der Tür den Beginn des Heiligen Jahrs symbolisieren. Das damit, wenn man es genau nimmt, in Ludwigsburg eine Woche später beginnt als überall sonst, weil die anderen Türen bereits offen sind. Der Grund für die Verzögerung ist profan: Die Leiterin des Klosters ist bis Samstag auf Dienstreise.

Die Kirche St. Josef gehört zur Gesamtkirchengemeinde Zur Heiligen Dreieinigkeit, ist aber eben auch die Klosterkirche der Karmelitinnen vom göttlichen Herzen Jesu. Das Kloster gilt in Zeiten fehlenden Nachwuchses seit langem als geistliches Zentrum der katholischen Kirche Ludwigsburg – mit der Möglichkeit zur stillen Einkehr. Solche Orte mit Wallfahrtscharakter hat die Diözese für das Heilige Jahr gesucht – und Schwester Edith, die Leiterin, sagte zu. Weil aber die Personaldecke mit nur elf Schwestern dünn und die Leiterin auch für die Geschäfte in anderen Teilen der Welt verantwortlich ist, kommt es zu der ungewöhnlichen Verspätung.

Barmherzigkeit in Zeiten der Krisen

Der Papst selbst hat das Jahr in Rom bereits am 8. Dezember eröffnet. Feierlich wurden die Türen der Papstbasiliken geöffnet. Das Jahr dauert bis zum Christkönigsfest am 20. November 2016 und findet außerplanmäßig statt. Papst Franziskus will damit den Gedanken, dass Kirche barmherzig sein müsse, in den Mittelpunkt rücken. „Die Glaubwürdigkeit der Kirche geht über den Weg der barmherzigen und mitleidenden Liebe“, so das geistige Oberhaupt der Katholiken. Barmherzigkeit sei das Gegenteil dessen, was der Papst an anderer Stelle die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ genannt habe, ist auf der Internetseite der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Heiligen Jahr zu lesen.

Bereits am dritten Advent haben die Kirchengemeinden außerhalb Roms nachgezogen. Auch das ist ein Novum, bisher wurde das Heilige Jahr nur in Rom begangen. Am vergangenen Sonntag eröffnete der Landesbischof Gebhard Fürst in Stuttgart in der Kirche St. Eberhard das Heilige Jahr für die Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Die Pforte öffnet um 7.30 Uhr in St. Josef

Wer in Ludwigsburg mit dabei sein will, muss früh aufstehen. Um 7.30 Uhr werden die Besucher der Frühmesse in einer schlichten Zeremonie durch das Portal die Kirche betreten. „Das unterstreicht, dass die Kirche vor Ort zur Weltkirche gehört“, erklärt die Hohenecker Schwester Johanna die Idee der Heiligen Pforte. „Es geht darum, einen geistigen Raum bewusst neu zu betreten“, sagt Pfarrer Sven Salwiczek von der katholischen Gesamtkirchengemeinde.