Weil es der Wunsch seines verstorbenen Vaters war, hat Wolf Nkole Helzle die Bewohner und Mitarbeiter der Wilhelmshilfe in Göppingen-Ursenwang fotografiert und die Porträts zu einem Gesamtbild übereinandergelegt

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Wolf Nkole Helzle hat eine Vision. Der Medienkünstler von der Reutlinger Alb möchte den Menschen zeigen, dass sie nicht nur Individuen, sondern auch Teil der Menschheit als einem großen Ganzen sind. Unter der Überschrift „Homo universalis“ nutzt der Medienkünstler Porträts, die er dann zu einem universellen Porträt übereinander schichtet. Bekannt geworden ist er im Ländle für sein so entstandenes Projekt „Das Gesicht Oberschwabens“. Seine Idee hat ihn aber auch schon in viele europäische Nachbarländer, nach China und nach Afrika geführt. Eine seiner neuesten Arbeiten hat Helzle jetzt der Wilhelmshilfe in Göppingen-Ursenwang geschenkt.

 

Das heißt, eigentlich sei es ja ein Geschenk seines Vaters, erklärt der Künstler die großzügige Geste. Denn Ernst Helzle verbrachte seine letzten viereinhalb Lebensjahre in der Göppinger Pflegeeinrichtung, bevor er vor kurzem dort verstarb. Das Fotoprojekt seines Sohnes, dessen Umsetzung er sich in dem Pflegeheim so sehr gewünscht hatte, konnte er noch miterleben, auch wenn er bei dem Fototermin kaum noch die Augen geöffnet hat. Jetzt prangt sein Bild jedenfalls neben denen der übrigen Bewohner und Mitarbeiter auf einem Foto, das insgesamt 49 Porträts neben- und untereinander vereint.

Rechenprogramm sorgt für Transparenz

Mit von der Partie ist auch der Fotokünstler Wolf Helzle selbst sowie außerdem noch sein Bruder Manfred aus Ulm, der ihm bei den Aufnahmen in Göppingen assistiert hatte und im Bild ganz oben links auf dem Tableau erscheint.

Vor einigen Jahren bereits hat Helzle in Zusammenarbeit mit Programmierern eine maßgeschneidertes Rechenprogramm erstellen lassen, das erlaubt, die Porträts als transparente Bilder übereinander zu legen. Dadurch entsteht ein ganz eigener ästhetischer Effekt, bei dem zwar erkennbar ist, dass hier eine große Anzahl von Schichten übereinanderliegen, der jeweils individuelle Gesichtsausdruck aber verschwimmt.

Heraus kommt ein von Helzle als „Homo universalis“ bezeichnetes addiertes Porträt. Weil sein maßgeschneidertes Programm mit einer Gesichtserkennung arbeite, entstehe immer dort Schärfe, wo sich die einzelnen Porträts ähneln, erklärt Helzle, nämlich vor allem in der Augen- und Mundpartie.

Die Begegnung ist wichtiger als die Technik

Viel wichtiger als die Technik sei ihm die Begegnung mit den Menschen, die sich vor seine Kamera setzen, sagt Helzle, denn bei diesem partizipativen Projekt werde jeder Teil der Arbeit, der sich beteilige. Fasziniert zeigt sich der Künstler, der vor Jahren mit seiner Frau von Stuttgart nach Münsingen zum Arbeiten auf die Alb gezogen ist, von dem Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Kollektiv. „Ich fotografiere bis zu 1000 Menschen in einer Woche und das erscheint mir wie eine unendliche Variation vom Gleichen“, beschreibt er seine Methode, die ihn auch zu dem Kredo „I am we, ich bin wir“ geführt habe und zu der Einsicht, dass die elementare Frage der Menschheit: „Warum bin ich hier?“, in allen Kulturen, die er bereist hat, gestellt werde.

Seine nächsten Projekte werden Helzle, der seinen ungewöhnlichen zweiten Vornamen Nkole einer Begegnung mit einer weisen Frau in Sambia verdankt, nach Russland, Indien und nach Sao Paulo führen. Hier will er sich weiter auf die Suche begeben nach dem universellen Gesicht der Menschheit.