Theoretisch wäre das Kiffen in der Kneipe zumindest in den Innenräumen vieler Betriebe erlaubt. In Stuttgart wollen aber nur wenige Gastronomen Joints in ihren Räumlichkeiten brennen sehen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Kiffen in der Kneipe – was für viele Cannabis-Konsumenten nach einer behaglichen Vorstellung klingt und womöglich auch ein weiteres Zeichen gesellschaftlicher Enttabuisierung wäre, bleibt an den meisten Stuttgarter Tresen eine Wunschvorstellung. Auch wenn es in Raucherkneipen zumindest in den Innenräumen grundsätzlich erlaubt wäre, da dort das Hausrecht gilt, will offenbar kaum ein Wirt davon gebrauch machen, seitdem die Cannabis-Legalisierung in Deutschland gilt. Vor allem aus Rücksichtnahme auf andere Gäste, heißt es.

 

Klar ist: Die Frage stellen sich wenn überhaupt vor allem Raucherlokale, da das Rauchen von Cannabis grundsätzlich den Vorschriften des Landesnichtraucherschutzgesetzes unterliegt, wie Lisa Elbin von der Pressestelle der Stadt Stuttgart sagt: „Soweit der Konsum von Cannabis nach diesen Regelungen zulässig ist, darf Cannabis in Innenräumen von Gaststätten, die in sogenannten Verbotszonen liegen, konsumiert werden.“

Aber auch dort, wo Zigaretten Tag und Nacht in Aschenbechern qualmen, ist man meist wenig erpicht darauf, dort zusätzlich Joints abbrennen zu sehen.

Jakobstube, Leonhardsviertel – schwulenfreundlich, urig, verraucht: Selbst hier, wo Toleranz kaum größer geschrieben werden könnte, will Heinrich Huth nicht, dass gekifft wird. Weder drinnen noch draußen. „Der Konsum wird von den anderen Gästen als sehr unangenehm wahrgenommen“, befürchtet das Urgestein des Viertels.

Gestank ähnlich dem von Zigarren und Pfeifen

Ganz unweit im Immer Beer Herzen an der Hauptstätter Straße schätzt man die Situation ähnlich ein und will Cannabis-Konsum weder drinnen noch draußen haben. „Weil es stinkt wie Zigarren oder Pfeifen“, sagt Nanno Smeets, einer der Betreiber des linksalternativen Ladens, in dem sicher niemand schief angeschaut wird, der beichtet, ab und an Gras zu konsumieren.

Auch das Galao am Marienplatz machte noch einen Rückzieher, nachdem der Betreiber Rainer Bocka, der die Cannabis-Legalisierung begrüßt hatte und zunächst zumindest einen einzelnen Tisch draußen zu Kifferzone deklarieren wollte: „In einer Teambesprechung haben sich auch Mitarbeiter, die selbst Cannabis konsumieren, entschieden dagegen ausgesprochen.“ Da drinnen auch keine Zigaretten geraucht werden dürfen, stand dies ohnehin nicht zur Debatte.

Der eine Tisch draußen wäre übrigens ein Kuriosum gewesen: Nach Auffassung Bockas ist dieser Tisch nämlich der einzige im Außenbereich des Galao, der nicht in einer der Verbotszonen liege, die sich beispielsweise durch Nähe zu Schulen oder Spielplätzen definiert. Auf Nachfrage unserer Zeitung heißt es seitens der Stadt: „Nach Einschätzung des Amtes für öffentliche Ordnung gibt es für die Auslegung des Sichtbezugs und des im Gesetz genannten Abstands von 100 Metern noch Klärungsbedarf.“ Dies habe die Stadt bereits den vorgesetzten Behörden mitgeteilt. Weiter setze sich das Amt für öffentliche Ordnung mit dem neuen Gesetz und den Regelungen, die seit dem 1. April bestehen, intensiv auseinander.

Cannabis-Konsum in Bar im Westen erlaubt

Es gibt jedoch auch Kneipen, die Cannabis-Konsum in ihren Räumen gestatten. Eine davon ist das Junglez im Stuttgarter Westen an der Bebelstraße. Die relativ junge Bar mit viel Grün eröffnete zum Ende des vergangenen Jahres, „wir haben unsere Türen auch für Konsumenten von Cannabis geöffnet“, schrieben uns die Betreiber. Sie bewerben ihr cannabisfreundliches Konzept auch auf Kanälen wie Instagram, weisen dort aber auch ausdrücklich darauf hin, dass die Weitergabe und der Verkauf verboten bleiben.

Dennoch: Insgesamt, so der Eindruck bei den befragten Raucherlokalen, haben die meisten Wirte wenig Interesse daran, dass bei ihnen gekifft wird. Womöglich, auch wenn es keiner offen ausgesprochen hat, könnte sich dies ja auch auf den Alkoholkonsum auswirken.