Céline Dion leidet unter einer seltenen neurologischen Krankheit. Die Sängerin geht offen damit um – und will anderen Betroffenen helfen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Niemand blieb sitzen, als Céline Dion auf die Bühne kam. Standing Ovations gab es für die Sängerin bei ihrem Überraschungsauftritt bei den Grammys im Februar. Ein Hinter-den Kulissen-Foto zeigte Taylor Swift, wie sie überwältigt am Arm ihres Idols hängt.

 

Denn dass die 55-jährige Kanadierin beim wichtigsten Musikpreis der Welt auf der Bühne stehen und den Preis für das beste Album des Jahres präsentieren würde, damit konnte niemand rechnen. Dion leidet unter einer seltenen neurologischen Krankheit, dem Stiff-Person-Syndrom. Drei Jahre hatte die Königin der Balladen keine Preisverleihung mehr besuchen können. „Wenn ich sage, dass ich glücklich bin, hier zu sein, meine ich das wirklich von Herzen“, sagte die 55-Jährige, nachdem sie am Arm ihres Sohnes René-Charles zum Mikrofon gegangen war.

Früher war Céline Dion eine Naturgewalt auf der Bühne. Foto: dpa/A3922 Britta Pedersen

Das Stiff-Person-Syndrom (SPS) ist selten. Laut der Deutschen Hirnstiftung erkrankt jährlich einer von einer Million Menschen an der Nervenkrankheit. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Dion leidet an Muskelverkrampfungen, deshalb habe sie manchmal Probleme sich zu bewegen – und zu singen. 2022 hatte die Sängerin ihre Erkrankung öffentlich gemacht. Ihre „Courage World Tour“ musste sie absagen.

„Dankbar für die Liebe und Unterstützung meiner Kinder“

Doch Céline Dion gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie irgendwann wieder Konzerte geben kann: „Diese Autoimmunerkrankung zu überwinden war eine der schwierigsten Erfahrungen meines Lebens, aber ich bin fest entschlossen, eines Tages wieder auf der Bühne zu stehen und ein möglichst normales Leben zu führen“, schrieb sie am vergangenen Wochenende anlässlich des SPS-Aktionstags bei Instagram. „Ich bin sehr dankbar für die Liebe und Unterstützung meiner Kinder, meiner Familie, meines Teams und von euch allen.“

Dazu stellte Dion ein Foto von sich und ihren drei Söhnen, René-Charles und die Zwillinge Nelson und Eddy. Der Ehemann der Sängerin, René Angélil, war 2016 an Krebs gestorben.

Dion, 1968 im französischsprachigen Québec geboren, gehört zu den erfolgreichsten Sängerinnen überhaupt. 250 Millionen verkaufte Alben und fünf Grammys zeugen von ihrem Erfolg. Ihre Range, klar bis in die allerhöchsten Töne, ist sprichwörtlich. „My Heart Will Go On“ aus dem James-Cameron-Epos „Titanic“ gehört zu den bekanntesten Filmsongs überhaupt – auch wenn das Musikmagazin „Rolling Stone“ die Ballade unter die schlimmsten Songs aller Zeiten wählte. In den Nullerjahren hatte die Sängerin eine stets ausverkaufte Konzertreihe im Colosseum des Caesars Palace in Las Vegas.

Für eine Dokumentation hat sich die 55-Jährige von einem Filmteam begleiten lassen. In „I Am: Céline Dion“ soll es um Dions Leben mit ihrer Krankheit gehen. Der Film der Regisseurin Irene Taylor wird beim Streaminganbieter Prime Video zu sehen sein, ein Veröffentlichungsdatum ist aber bislang noch nicht bekannt. „Während meiner Abwesenheit habe ich entschieden, dass ich diesen Teil meines Lebens dokumentieren möchte, um auf diese wenig bekannte Krankheit aufmerksam zu machen und anderen zu helfen, die diese Diagnose teilen.“