Ehrenamtliche verhandeln über ihren Ausstieg mit dem Kreis. Bei einer Mitgliederversammlung in zwei Wochen will der Vorstand über die Pläne informieren.

Böblingen - Bei allen Differenzen, die die beiden Gesellschafter des Böblinger Kreistierheims trennen, sind sie sich doch in einem einig: Die gemeinsame Verantwortung des Landkreises und des Tierschutzvereins für das Heim funktioniert nicht. Seit Wochen verhandeln die beiden Parteien, wie eine saubere Trennung bewerkstelligt werden kann. Zwei Optionen gibt es: Entweder übernimmt der Kreis die Einrichtung in alleiniger Verantwortung oder der Verein führt alleine die Institution. Offenbar tendieren beide Seiten zu der Variante, dass der Kreis Träger wird.

 

Die Verhandlungen sollen schon weit gediehen sein. Momentan geht es um die Frage, was mit dem Grundstück und den Gebäuden des Tierheims passiert: Diese sind Eigentum des Vereins. Das Grundstück hat der Verein einst günstig von der Stadt Böblingen erhalten mit der Auflage, es für ein Tierheim zu nutzen. Der Kreis möchte es nun kaufen. Beide Parteien haben jeweils ein Gutachten zum Wert der Immobilie in Auftrag gegeben. Mehrere Verhandlungsrunden hat es in den vergangenen Wochen gegeben. Der Landrat Roland Bernhard schaltete sich ein. „Die Gespräche sind sachlich und konstruktiv“, sagt Andreas Kempf, der Berater des Tierschutzvereins. Er ist auch Mitglied im Aufsichtsrat und führt für den Verein die Verhandlungen. Viel mehr will Kempf dazu nicht sagen. „Wir haben vereinbart, dass wir für Verlautbarungen das Ende der Verhandlungen abwarten.“ Ähnlich äußert sich Wolf Eisenmann, der Aufsichtsratsvorsitzende als Vertreter des Landkreises.

Kreistag und Vereinsmitglieder müssen zustimmen

Wenn sich beide Seiten auf eine Linie festgelegt haben, kommt die Sache noch in die Gremien. Auf Kreisseite braucht es das Votum des des Kreistags, beim Verein das Okay der Mitgliederversammlung. Vor allem im Verein (1200 Mitglieder) gibt es dazu Diskussionen. Am 24. April will der Vorstand den Mitgliedern die Verhandlungsergebnisse und die Varianten vorstellen.

Wie sich der Vorstand künftig die Arbeit des Tierschutzvereins vorstellt, macht er in einem Artikel in der aktuellen Tierschutzzeitung deutlich. Die Aufgabe des Vereins sei der Tierschutz. Dafür brauche man aber nicht unbedingt ein Tierheim. Man könnte sich auch auf andere Arbeitsgebiete konzentrieren, heißt es. In der Zeitung wird auch ein mögliches Projekt vorgestellt: die Heranführung von Kindern an den Tierschutz durch Besuche in Kindergärten. Simone Reichert-Leone, die zweite Vorsitzende des Vereins und von Beruf Erzieherin, hat bereits solche Projekte durchgeführt.

Zu erwarten ist aber, dass nicht alle Mitglieder mit diesem Vorgehen einverstanden sind, sondern Wert darauf legen, weiter im Tierheim mitzureden. Ein anderes Thema werden die Finanzen des Vereins sein. Gibt dieser im Moment doch viel Geld für professionelle Berater wie Andreas Kempf sowie für Juristen aus. Das stößt vereinsintern auf Kritik, bestätigt auch Kempf. „Wir werden bei der Mitgliederversammlung genaue Zahlen nennen, wie viel das kostet und wie viel das dem Verein einbringt“, verspricht Kempf. Doch was ist, wenn die Mehrheit der Mitglieder gegen den Rückzug des Vereins votiert? „Dann fangen wir wieder von vorne an und müssen uns eine neue Lösung überlegen“, sagt Kempf.

Kreis trägt den größten Teil der Kosten

Im Kreistag hingegen ist wohl mit einer Mehrheit für die alleinige Trägerschaft des Kreises für das Heim zu rechnen. Denn die Variante, dass der Verein allein die Einrichtung führt, gab es bereits bis 2009 und führte fast in die Insolvenz. Bis dato hatte der Kreis die Einrichtung mit 60 000 Euro bezuschusst. Dann stockte er den Obolus auf 250 000 Euro auf und forderte im Gegenzug mehr Mitsprache. Zu den Querelen innerhalb des Vereins kamen nun auch Differenzen zwischen den beiden Gesellschaftern. Ein Ausstieg als Gesellschafter macht für den Kreis jedoch keinen Sinn, weil es ihn finanziell nicht entlasten würde. Der Tierschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe, die die Kommunen an den Kreis delegiert haben. Als alleiniger Träger müsste der Kreis dann auch die 130 000 Euro übernehmen, die momentan der Verein jährlich zuschießt. „Wir sind überzeugt, dass wir die Kosten senken können“, sagt Eisenmann.