Martin Walker wirft in seinem neuen Roman „Germany 2064“ einen Blick auf das, was kommt. Für den schottischen Bestsellerautor ist Deutschland das spannendste Land Europas. Sein besonderes Augenmerk gilt der Gegend zwischen Stuttgart und dem Bodensee.

Eines steht für Martin Walker fest: Wir erleben gerade den Beginn einer echten Revolution. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird ein Teil der schwäbischen Bevölkerung aus Robotern bestehen. Davon handelt sein neuer Roman. Wie man sich das vorstellen muss, erklärt der Tausendsassa im Gespräch.
Herr Walker, warum spielt Ihr Zukunftsthriller in Deutschland – und vor allem in Baden-Württemberg?
Ich kenne das Land sehr gut, denn ich hatte in den vergangenen Jahren bei Ihnen etwa dreihundert Lesungen in zweihundert Städten. Für Baden-Württemberg habe ich eine besondere Schwäche: ich schätze die Weine aus dieser Region und den Gegensatz zwischen Stuttgart als Großstadt und der ländlichen Umgebung fand ich faszinierend. Ich mag auch Freiburg, Tübingen, Heidelberg und den Bodensee. Entscheidend ist auch, dass Deutschland für mich zurzeit das spannendste Land Europas ist.
Wie kommen Sie darauf?
Das hat viele Gründe: Nicht nur wegen seiner Wirtschaftskraft, sondern wegen der Stärke der verschiedenen Regionen, dem Fehlen einer einzelnen dominanten Stadt wie Paris oder London und wegen der Fragen, die sich aus seiner demografischen Entwicklung ergeben. Ich bin Mitglied eines Thinktanks der Washingtoner Beratungsgesellschaft A. T. Kearney – und in dieser Funktion haben meine Kollegen und ich Zukunftsszenarien entwickelt, in deren Mittelpunkt Deutschland stand. Auf diesen Recherchen und zahlreichen Gesprächen mit Politikern, Forschern, Unternehmern und Soziologen basieren große Teile meines Romans.
In „Germany 2064“ gibt es futuristische Hightech-Städte, doch ein Teil der Bevölkerung zieht sich in naturnahe, selbstverwaltete Gebiete zurück. Ein realistisches Szenario?
Das ist durchaus möglich. Wenn ich durch Deutschland fahre, sehe ich schon jetzt den Gegensatz zwischen den Leuten, die die Hightech-Zukunft verinnerlicht haben und sie genießen und denen, die zurück zur Natur wollen. Es gibt eine wachsende Kluft zwischen Skeptikern und Begeisterten.
Wo würden Sie lieber leben?
In beiden Bereichen abwechselnd, so wie einige meiner Romanfiguren. Die wohnen zwar in den Städten, machen aber Urlaub in den Ökokommunen. Ich glaube, wir brauchen beides, und ich habe großen Respekt für Menschen, die sich nach einem natürlicheren Leben sehnen. Im Périgord leben wir den ganzen Sommer vom Gemüse aus unserem Garten und von unseren Hühnern.
In Ihrem Roman sind fahrerlose Autos und Chipimplantate zur Gesundheitsüberwachung Standard. Außerdem trägt fast jeder Bürger einen Personal Communicator. Pure Fiktion?
Nein, denn diesen Communicator, ein weiterentwickeltes Smartphone mit Hologramm-Bildschirm, wird es bald auch für die breite Masse geben. Und ich glaube, dass die Gesundheitssysteme zunehmend darauf dringen werden, Überwachungschips zu tragen. Im Gegenzug werden sie eine deutliche Reduzierung der Mitgliedsbeiträge anbieten. Und dass es fahrerlose Transportsysteme geben wird, zeichnet sich jetzt schon ab.
Wie alt ist Ihr privates Smartphone?
Ziemlich alt. Und es ist auch nicht besonders smart. Aber es hat zwei Sim-Karten, eine für Europa und ein für die USA, da ich ja ständig pendle.