Kein Mensch kann alle interessanten Acts bei der About Pop sehen. Unsere Autorinnen und Autoren erzählen, auf welchen Routen sie durch Stuttgart und die Region ziehen.

Am Wochenende findet die About Pop statt – größer denn je und einmal mehr mit akutem FOMO-Potenzial, vor allem beim Clubfestival am Samstag. Keiner kann alles sehen oder anhören. Deshalb helfen vier Autorinnen und Autoren und erzählen von ihren geplanten Touren. Das kann eine Inspiration sein oder den Mut zur Lücke befördern.

 

Los geht’s mit Petra Xayaphoum!

Coole Frauen und paar Männer

Ein entspannter Start in den Festival-Samstag beginnt mit dem Besuch der am Charlottenplatz stattfindenden Fotoausstellung „Wasser im Zelt“ von Till Petersen (ab 10 Uhr geöffnet). Danach geht es samt Decke und Picknickkorb mit der U15 zur Haltestelle Bubenbad in den Park der Villa Reitzenstein, um dort Future Franz mit seinem poppigen Indie-Sound (14.30 Uhr) und „Songs and Airs“ – die Lieblingslieder vierer Staatsoper-Sänger:innen – zu hören. Weil’s im Park so schön ist, kann man einfach dableiben: Es folgen Dream-Pop-Folk-Liedermacherin Charlotte Brandi und Dirk von Lowtzow, der aus seinem neuesten Buch „Ich tauche auf“ liest.

Die Lesung sollte man aber frühzeitig verlassen, um es noch rechtzeitig zum Laboratorium zu schaffen. Dort spielt die wunderbare iranische Aktivistin und Musikerin Faravaz empowernden Pop-Rock mit persischen Musikelementen. Stressresistente fahren danach kurz zu Contain’t, um das Stuttgarter Duo Mara und Vela zu sehen, das mit sehr gut gebauten Beats unterlegten Pop macht (wow!).

Der Endspurt führt wieder zurück in die Stadt, wo um 22 Uhr Absteige – ein rising Star der NNDW-Welle – und Die Selektion im White Noise spielen. Zur Aftershow basteln im Hotel Central Abiba und Lathivha aus Hip-Hop, Afrobeat, R’n’B, UK und House tanzbare Sets.

Und damit ab zu Jan Georg Plavec:

Wir sehen uns im White Noise

Anders als bei der About Pop 2023 ist der Freitag im Wizemann etwas weniger dicht, deshalb hier ein Vorschlag für den Samstag – und sei es nur weil man ein Konzert vielleicht etwas leichter verpasst, wenn’s einer von der Zeitung gut findet. Mein idealer Start in den Samstag ist um 14.30 Uhr mit Future Franz in der Villa Reitzenstein, nicht nur für alle vom Vorabend Verpeilten. Anspieltipp: „Smartphone“ vom 2019er-Album „Normal“. Wer mag, bleibt einfach sitzen. Mich interessiert mehr, was Neykid im Laboratorium vorführt (18.30 Uhr). Sein Video „Higher“ macht Lust auf mehr und vielleicht ist genau das der Sound, mit dem das Lab seinen zweiten Frühling erleben kann?

Mit dem 40er Bus geht’s dann durch den Wagenburgtunnel ins Landesmuseum zu Clara John. Die Loopkünstlerin ist einer von vielen Beweisen, warum die Popakademie längst nicht mehr so uncool ist wie früher vielleicht mal (19.30 Uhr). Danach ist es Zeit für mein erstes Melody-la-la-Konzert. Warum ich die Band trotz mehr als zehn Jahren Über-Stuttgarter-Musik-Schreiben noch nie live gesehen habe, erklärt sich mir selbst nicht. Die neuen Songs machen aber Lust und das Werkstatthaus ist der perfekte Ort fürs sogenannte Indie-Revival (20.30 Uhr). Zum Abschluss geht’s fix in den Westen: In meinem Lieblingsclub Merlin zelebrieren The KVB ein sogenanntes Wave-Revival und zum Abschluss schaue ich definitiv bei Kollegin Xayaphoum vorbei für Die Selektion im White Noise Club. Da war ich erst einmal, für Levin Goes Lightly, war aber super und Gigs mit Luca Gilian sind jedes Mal ein Erlebnis.

Es übernimmt Anja Wasserbäch:

Meist kommt es anders als geplant

Am Freitag, den 17. Mai geht es spannend los mit vielen Diskussionsrunden im Wizemann: Sibel Schick beispielsweise spricht darüber, was weißer Feminismus ist, es geht um Pop und KI und die Autorin Mirna Funk ist in einer Diskussionsrunde über jüdischen Einfluss auf die Kultur dabei. Alles an einem Ort, wo auch tolle Menschen live auftreten, wie etwa Levin Goes Lightly, Atomic Lobster, Wavvyboy und der großartige Edwin Rosen.

Beim Clubfestival am Samstag geht es zuerst an die frische Luft: Im Park der Villa Reitzenstein spielt die tolle Charlotte Brandi, außerdem ist dort Dirk von Lowtzow zu Gast, er liest, singt und spielt Songs aus 30 Jahren Tocotronic. Anschließend empfiehlt sich ein Besuch im Landesmuseum, wo die bezaubernde Sofie Royer auftritt. Und weil es ja auch ein Clubfestival ist, könnte der Abschluss mit der tollen Band Die Selektion in White Noise gestaltet werden. Aber meist kommt es ja anders als geplant. Auch etwas, was ein Festival wie die About Pop ausmacht.

Den Abschluss macht Björn Springorum:

Schuhstarrer unter sich

Der Freitag gehört erst den Panels und Talks. Danach bleibe ich für Stuttgarts Wave-Träumer Levin Goes Lightly (mit großer Band!), Edwin Rosen und die Düsterlinge Lebanon Hanover im Wizemann. Die Achtziger leben!

Samstag heißt es tief Luft holen und: Erst zu Tocotronic-Vordenker Dirk von Lowtzow in den Park der Villa Reitzenstein, schnell die letzten Songs von den Punk-Agitatoren Nie Wieder im Jugendhaus West abholen und danach quer die Straße hoch zu den Shoegazern The KVB ins Merlin. Passt. Aftershow dann natürlich im Goldmark’s am Charlottenplatz, wo die Disco of the Damned Wave, Goth und Post Punk wie dicken schwarzen Kajal auflegt. So schnell gehen 36 Stunden vorbei...