Nicht alles läuft rund seit dem Beginn des Frühlingsfestes. Dennoch fällt die Halbzeitbilanz der Veranstalter besser aus als erwartet: 674 000 Besucher wurden in der ersten Hälfte gezählt (im Vorjahr: 700 000). Der Norovirus-Ausbruch kam zum Stillstand.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Auf dem Cannstatter Wasen will die Verkäuferin des Parkscheins wissen, wohin es geht. „Zur Pressekonferenz im Göckelesmaier-Zelt“, antwortet der Journalist, „dort präsentiert in.Stuttgart die Halbzeitbilanz des Frühlingsfests.“ Die Frau mit dem Tickets erwidert: „Ach, die fällt bestimmt aus wie das Wetter – durchwachsen.“ Zu anderen Zeiten sei’s viel schwerer, einen freien Parkplatz auf dem Festgelände zu finden, wenn Riesenrad und Bierzelt locken, sagt sie. Diesmal seien alle immer zum Zug gekommen, und Staus habe sie auch nicht erlebt.

 

Liegt es daran, dass immer mehr Besucherinnen und Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Europas größtem Frühlingsfest anreisen? Denn die Zahl, die Andreas Kroll und Marcus Christen von in.Stuttgart vorlegen, ist dicht dran an dem, was man in der Halbzeit vor einem Jahr erreicht hat: Aktuell sind demnach 674 000 Menschen in der ersten Hälfte auf den Wasen gekommen, 2023 waren es 700 000. Die Veranstalter wissen dies so genau, weil an den Eingängen Kameras hängen und registrieren, wer aufs Gelände kommt und wer wieder geht.

„Wir sind zufrieden, aber nicht euphorisch“, sagt Abteilungsleiter Marcus Christen. Von „besonderen Herausforderungen“ spricht in.Stuttgart-Chef Andreas Kroll. Schlechtes Wetter zum Start, Norovirus-Fälle, ein Mann mit Machete auf dem Gelände. Das Krisenmanagement ist aus Sicht der Veranstalter sehr gut gewesen.

Dass sich das Wetter verbessert hat, liegt zwar nicht im Verantwortungsbereich von in.Stuttgart. Doch ansonsten glauben die Veranstalter, dass sie alles getan haben, dass sich die Besucherinnen und Besucher sicher fühlen.

„Göckelesmaier hat Pech gehabt“

Thema Norovirus: Die Ansteckungen sind zum Stillstand gekommen. Dass von über 800 gemeldeten Krankheitsfällen nicht mal eine Handvoll positiv auf das Norovirus getestet wurden, liegt daran, dass in dem meisten Fällen die entsprechenden Untersuchungen gar nicht vorgenommen wurden, sagt Martin Priwitzer, der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamts – denn dies sei gar nicht nötig. Noch bis vergangenem Donnerstag habe man von den Speisen, den Bierkrügen und Griffen der Toiletten Proben entnommen – und nichts mehr gefunden.

Die Ansteckung erfolgte also von Mensch zu Mensch – Göckelesmaier habe „das Pech gehabt“, dass die Fälle gehäuft in diesem Zelt vorkamen, heißt es beim Gesundheitsamt. Genauso gut hätten sich die Übertragungen in anderen Zelt ereignen können. Von 80 Mitarbeitern von Göckelesmaier seien 13 krank gewesen. Von wem die Krankheit ausging, ob von einem Besucher oder vom Personal, lasse sich nicht sagen. Das Gesundheitsamt hat auch die anderen Festwirte „sensibilisiert“ und die ohnehin schon hohen Hygienemaßnahmen noch verschärft.

Thema Sicherheit: Der Zwischenfall mit dem Macheten-Mann zeige, dass „das Sicherheitskonzept auf dem Wasen aufgeht“. 15 Kameras sind auf dem Gelände installiert, sodass die Polizei die Problematik sofort sah und sofort einschreiten konnte. Der 19-Jährige aus Syrien konnte rasch festgenommen werden.

„Wir sind ein Volksfest“, sagt Kroll, „und deshalb ist hier ein Abbild der Gesellschaft.“ Kontrollen wie bei einem Fußballspiel wie im Stadion seien nicht möglich. Auf den meisten Rummelplätze gebe es gar keine Ordner an den Eingängen. „Bei uns sind es bei Hochbetrieb 70“, sagt Christen, „würden sie Leibesvisitationen machen, würde es sehr lange Wartezeiten geben.“

Viel lost, wenn Bayern, Apache und Vanessa Mai kommen

Erwartungsfroh blicken die Veranstalter auf die zweite Hälfte. Großveranstaltungen wie das Spiel des VfB gegen Bayern oder die Auftritte von Vannesa Mai, Apache oder Disney in Concert würden dafür sorgen, dass noch mehr kommen. Das Stuttgarter Frühlingsfest versteht sich als Veranstaltung für die ganze Familie. Deshalb zählen die bisherigen Familientage zu den Höhepunkten. Mit dem Maskottchen-Treffen am Mittwoch, 8. Mai, bietet der letzte Familientag ein zusätzliches Spektakel. „17 Maskottchen haben sich angemeldet. Das sind noch mal mehr als vergangenes Jahr, entsprechend voll wird es auf dem Festplatz“, sagt Marcus Christen.

Weniger Müll als sonst

Das System mit dem Mehrwegbechern ist aus Sicht von in.Stuttgart „ein voller Erfolg“. Christen betont: „Wer an besucherstarken Tagen abends über das Wasengelände läuft, kann sehen, dass deutlich weniger Müll herumliegt. Da gilt es schon jetzt, ein großes Dankeschön an alle Gastronomiebetriebe auszusprechen, dass sie das so toll unterstützen. Daran möchten wir festhalten.“ Seit diesem Frühlingsfest haben sich rund 40 Imbiss-Stände verpflichtet, nur noch Mehrwegbecher gegen ein Pfand von 2,50 Euro auszugeben. Die Becher können an jedem beliebigem anderen Stand zurückgegeben werden.

Wenn das Frühlingsfest bis zum Ende am 12. Mai auf eine Millionen Besucher kommt, ist dies zwar kein Rekord, aber eine Zahl, mit dem die Veranstalter zufrieden wären.