VfB-Stürmer Deniz Undav ist einer der deutschen EM-Fahrer. Verkündet wurde das mit einem Tattoo, das sich VfB-Fan Leon Widmaier vom Stuttgarter Tätowierer Tobias Godel hat stechen lassen. Wie es im Detail zu allem kam.

Der DFB sorgte in den letzten Tagen mit seiner „Salamitaktik“ bei den EM-Kader-Nominierungen für viel Aufmerksamkeit. Auf kreative Art und Weise wurden über verschiedene Medien und Kanäle mehr als die Hälfte der 26 Plätze im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Fußball-Europameisterschaft bekannt gegeben. Bei der Heim-EM auch mit dabei: Die VfB-Spieler Chris Führich, Maxi Mittelstädt, Alexander Nübel – und Deniz Undav.

 

Die erste „Nominierung“ von letzterem sorgte kurzzeitig für Aufruhr, als der TVB Stuttgart Undav als weiteren EM-Fahrer verkündete. Ein Spaß, wie sich herausstellte. Am Mittwochabend folgte dann aber das richtige Nominierungsvideo. Die Tattoo-Influencer-Seite „Togoone Tattooing“ veröffentlichte bei Instagram ein Video, in dem ein junger Mann, nämlich Leon Widmaier, im Stuttgarter Tattoostudio „Persempre“ zu sehen ist, wie er sich von Tätowierer Tobias Godel ein VfB-Tattoo stechen lässt. Wie kam das zustande? Und: warum lässt man sich das VfB-Logo neben einem jubelnden Undav tätowieren?

Undav-Video hat rund zwei Millionen Aufrufe

Das Video des Tattoos auf dem Oberschenkel von Widmaier ging viral. Bis Donnerstagabend wurde es rund 2,2 Millionen Mal angeklickt.

Wieso darf ein Tätowierer aus Stuttgart einen EM-Kaderplatz verkünden?

Wie das alles zustande kam, kann sich Tätowierer Godel, der unter dem Künstlername „Togo One“ arbeitet, selbst nicht so ganz erklären. Der Plan des DFB einen Spieler per Tattoo zu nominieren stand wohl schon länger. Bei Recherchen im Raum Stuttgart sei sein Name dann wohl öfters positiv gefallen, sagt der 36-jährige Stuttgarter bescheiden.

Tobias Godel Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Als der Anruf vom DFB kam, konnte er es erst mal gar nicht so richtig glauben. Auch wann genau der Anruf kam, weiß Godel nicht mehr. Alles sei recht spontan gewesen. Der Tätowierer vermutet, dass es wohl einen Generationen-Wechsel beim DFB gab und die Marketing Abteilung nun verstanden hat, wie man die Leute erreicht – etwa mit einer solchen Tattoo-Aktion. Sein erster Gedanke galt nach dem Anruf des DFB dann Leon Widmaier. Ein Kunde, der schon öfters im Persempre Studio war.

„Leon ist öfter im Stadion und wir haben schon viel über den VfB gesprochen. Vor einem halben Jahr hat er mir schon mal gesagt, dass er über ein VfB Tattoo nachdenkt und da habe ich natürlich gleich an ihn gedacht.“ Leon sei dann auch gleich dabei gewesen, sagt Godel. „Und wir haben das durchgezogen.“ Das Ergebnis von „Durchgezogen“ ist ein VfB-Wappen samt jubelndem Undav.

Das Tattoo von Leon Widmaier Foto: Tobias Godel

Widmaier ist wohl einer der größten Undav-Fans in Deutschland

Für sein Tattoo wird der 27 Jahre alte Widmaier im Netz gefeiert, doch manch einer ist trotzdem erstaunt über seine Entscheidung. Warum sich das Bild eines Fußballers stechen lassen? Und dann auch noch von einem, der nicht einmal fest im eigenen Verein spielt?

Der in Luzern lebende Widmaier kann diese Überlegungen zwar grundsätzlich nachvollziehen. Doch als VfB-Fan von klein auf wollte er einfach die aktuelle Saison irgendwie festhalten, erzählt er. Dass sich diese Aktion dann ergeben habe, sei natürlich perfekt gewesen. Außerdem sei Undav schlichtweg sportlich, aber auch vor allem charakterlich eines der Aushängeschilder einer ohnehin sehr sympathischen Mannschaft, so der VfB-Fan.

Die Skizze des Tattoos Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Deswegen sei es für ihn auch kein Problem, dass der Stürmer dem VfB noch nicht fest angehöre. „Und vielleicht helfen Fanaktionen wie diese dem Fan-Liebling ja bei seiner nächsten Karriereentscheidung“, sagt Widmaier, der als stellvertretender Fitnessstudio-Leiter in Luzern arbeitet, mit einem Augenzwinkern.

Widmaier bekam viel positives Feedback zum Tattoo

Das Ganze realisieren kann der 27-Jährige allerdings noch nicht. „Es fühlt sich noch sehr surreal an, ich habe auch aufgegeben meine Nachrichten zu beantworten, weil mein Handy seit gestern, nachdem das Video online gegangen ist, komplett geplatzt ist.“

Dass das Video allein auf Instagram über zwei Millionen Mal angeklickt wurde, muss der VfB-Fan in den nächsten Tage erst einmal verarbeiten. Vor allem von seinem Bekanntenkreis und den VfB-Fankreisen habe er aber natürlich eine Menge positives Feedback bekommen, sagt er.

Wenig Vorgaben vom DFB und großen Spielraum beim Video

In den sozialen Medien kommen die EM-Nominierungsvideos wie das von Undav äußerst gut an. Grund dafür könnte sein, dass der DFB wohl kaum Vorgaben an die einzelnen Künstler gestellt hatte.

Tätowierer Godel etwa bekam laut eigener Aussage nur die Aufgabe, Undav im Kontext Tattoo vorzustellen. Bei der Gestaltung des Tattoos und Erstellung des Videos durfte er „sein eigenes Ding machen“, sagt er und ergänzt: „Deswegen unterscheidet sich auch jedes Nominierungsvideo voneinander, weil jeder seine Ankündigung in seinem eigenen Stil halten konnte und so viele bunte Sachen entstanden sind.“

Kurzer Schock, als das Fake-Video der Undav-Verkündung online ging

Die ganze Aktion begann für Godel und Widmaier am Mittwochmorgen um acht Uhr – also dem Tag, an dem ihr Video online ging. Nach einer fünfstündigen Tattoo-Session waren die beiden geschafft, warteten aufgeregt auf das Veröffentlichungsvideo des DFB.

Das Tattoo zu stechen, dauerte gut fünf Stunden Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Als dann unter anderem das Video TVB Stuttgart online ging, seien sie ein bisschen schockiert gewesen, sagen sie, und hatten schon ein bisschen Angst, dass etwas schiefgegangen sei. Allerdings: Ihr Kontakt beim DFB bleibt trotz der Trittbrettfahrer-Videos cool. Am Abend kam dann auch das Go, das Video zu veröffentlichen.

Dass das für sehr viel Aufmerksamkeit sorgen würde, war beiden nach den bisherigen Nominierungsaktionen schon bewusst gewesen – dass es dann so groß werde, überraschte sie trotzdem.

Was haben Widmaier und Godel vom Video?

Geld vom DFB gab es für das Ankündigungsvideo nicht, sagt Tätowierer Godel. Das sei ihm auch egal, denn die Aktion habe „super Bock gemacht“ – auch, weil er so kreativ sein durfte, wie er wollte. Und da am Morgen bereits TV-Legende Günther Jauch die Nominierung von Pascal Groß veröffentlicht hatte und die Nominierung danach von Pop-Star Nina Chuba kam, sei die Ehre natürlich schon groß, teil einer solchen Aktion zu sein, sagt er und fügt hinzu: „Wir haben aber doch ein bisschen vergessen mit dem DFB zu verhandeln.“

Erwartungen, dass nach der Aktion mehr Kunden zu ihm kommen werden, hat er nicht. „Es wäre aber schon cool, wenn noch ein Trikot oder sogar ein Ticket für eines der EM-Spiele rumspringen würde“, so der Tätowierer.

Allerdings: Dürften Godel und Widmaier beide noch eine gemeinsame Aktion mit VfB-Kicker Deniz Undav machen, würde für sie natürlich ein Fantraum in Erfüllung gehen.