In einer Neuauflage des Vorjahresfinales von Stuttgart triumphiert Iga Swiatek über Aryna Sabalenka – und jagt in ihrem neuen Sportwagen den Ballkindern einen Schrecken ein.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Die Spalier stehenden Ballkinder mussten hastig zur Seite springen. Ziemlich flott hatte Iga Swiatek ihr blaues Siegerinnen-Auto von der Rampe auf den Centre Court der Porsche-Arena gesteuert und den Statisten einen kleinen Schreck eingejagt. Die 21-Jährige wollte ihren Fuß gar nicht mehr vom Pedal nehmen und kurvte Runde um Runde über den roten Ascheplatz, ehe sie freudestrahlend und unter dem tosenden Applaus der 4400 Zuschauer wieder ausstieg.

 

„Es fällt mir schwer, meine Gedanken zu sammeln. Ich habe so viele fantastische Matches gegen sie gespielt. Ich bin sicher, es werden noch viele hinzukommen,“ sagte Swiatek. Während den knapp zwei Stunden zuvor hatte die Nummer eins der Weltrangliste ihrer auf Platz zwei rangierenden Kontrahentin Aryna Sabalenka nur wenige Chancen gelassen. 6:3, 6:4 hieß es am Ende der Neuauflage des Vorjahresfinales, als ebenfalls die Polin das bessere Ende für sich hatte. Sie fährt nun zum zweiten Mal in Folge mit einem Sportwagen des Hauptsponsors im Wert von 240 000 Euro nach Hause.

Unterkühltes Verhältnis der beiden Finalistinnen

Der Belarussin Sabalenka, die in Folge des russischen Krieges unter neutraler Flagge auf der Tour antreten muss, bleibt der Trost über ein Preisgeld in Höhe von 64 500 Euro. Nach ihrem dritten verlorenen Stuttgart-Finale kündigte die 24-Jährige an: „Ich werde es wieder und wieder versuchen. Vielleicht werde ich beim Veranstalter anfragen, ob es für die vierte Finalteilnahme ebenfalls ein Auto gibt“, sagte sie scherzhaft.

Reichlich unterkühlt waren sich die beiden Bestplatzierten der Weltrangliste nach dem Matchball am Netz begegnet. „Ich habe nichts zu ihr gesagt. Sie hat auch nichts zu mir gesagt“, berichtete die unterlegene Sabalenka. Sie musste sich auch in Stuttgart für ihre Herkunft rechtfertigen. Die Polin Swiatek wiederum hatte sich während der Woche erneut kritisch über die Teilnahme von russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten an internationalen Sportveranstaltungen geäußert. Den Krieg in der Ukraine bezeichnete sich als „herzzerreißend.“

Die Nummer eins will nächstes Jahr wiederkommen

Im Endspiel von Stuttgart erwies sich die 21-Jährige als unbarmherzige Top-Spielerin. Sabalenka ging mit ihren Schlägen volles Risiko, doch die Nummer eins wusste immer eine bessere Antwort. Vor allem gegen ihre Returns war kein Kraut gewachsen. Keine Frage, die Rock-Liebhaberein (AC/DC, Pink Floyd) ist die derzeit mit Abstand beste Tennisspielerin der Welt. Ihren ohnehin schon großen Vorsprung in der Weltrangliste auf Sabalenka wird sie weiter ausbauen. Von ihrer zurückliegenden Rippen-Verletzung war beim ersten Auftritt nach sechs Wochen nichts zu spüren. „Ich denke, Aryna und ich sehen uns im Finale der French Open wieder“, blickte Swiatek auf den Grandslam-Höhepunkt Ende Mai voraus. Den Zuschauern in Stuttgart versprach sie: „Wir sehen uns im nächsten Jahr.“