Ivanka Trump, die Tochter des US-Präsidenten stellt ihr Modelabel ein. Ihr Amt als Beraterin ihres Vaters ist jedoch nur ein Grund dafür.

New York - Ivanka Trump ist stets Blickfang, wenn sie ihren Mann oder ihren Vater oder beide zu Staatsdinners und Empfängen begleitet. Die Paparazzi überschlagen sich, um Bilder von ihr in ihrer neuesten Garderobe zu erhaschen – und die Modekolumnen diskutieren am nächsten Tag eifrig, wie gelungen der Auftritt und wie geschmackvoll die Ensembles waren. In solchen Kritiken wird aber kaum einmal der Name von Trumps eigenem Modelabel genannt. Je länger sich Ivanka Trump in Washington aufhielt, desto seltener schien sie sich daran gebunden zu fühlen, Kostüme jener Marke vorzuzeigen, die ihren Namen trägt. Stattdessen sieht man sie in Outfits von Top-Designern wie Tory Burch oder Oscar de La Renta.

 

Doch nun kann Ivanka Trump vollkommen befreit tragen, was sie möchte. Sollte sie noch eine Verpflichtung verspürt haben, Mode ihrer eigenen Firma zu präsentieren, kann sie durchatmen. Denn die Modelinie Ivanka Trump wird eingestellt. Eigentlich dürfte das der Präsidententochter nicht besonders nahe gehen. Offiziell hat Ivanka Trump sich aus dem Business zurückgezogen, nachdem sie im Weißen Haus eine Funktion als Beraterin ihres Vaters übernommen hatte. Ihre Anteile an der Firma wurden in einen Trust verlegt, Trump hatte mit dem Tagesgeschäft nichts mehr zu tun.

Unklare Trennung der Geschäfte

Allerdings war die Trennung bei ihr genauso unklar wie bei den Geschäften ihrer Familienangehörigen. Sowohl ihr Mann Jared Kushner profitiert weiterhin von seinen Immobiliengeschäften, als auch ihr Vater und ihre Stiefmutter Melania. Der Trust, den sie nach ihrer Zeit in Washington wieder an sich nehmen wird, zeigte in ihrer Steuererklärung einen Wert von 50 Millionen Dollar, inklusive eines Zuwachses von fünf Millionen in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres.

Dennoch nannte Ivanka Trump in einer Rede an ihre 18 Angestellten in New York die Beschränkungen, die ihr Amt ihr in der Firmenführung auferlegt, als Grund dafür, dass sie keine Zukunft für das Unternehmen sieht. So konnte das Trump-Label etwa nicht nach Japan expandieren, weil der japanische Vertreiber Sanei Kontakte zur japanischen Regierung unterhält. Dass Ivanka Trump in Asien produzieren ließ, während Donald Trump sich als Retter der heimischen Industrie verkaufte, sorgte zudem für hämische Kommentare.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten wuchsen

Die Tatsache, dass Ivanka Trump nun, nach anfänglicher Verwirrung über die Grenzen zwischen Amt und Geschäft, mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden sucht, ist jedoch, wenn überhaupt, nur ein Teil der Geschichte der Unternehmensschließung. Das Ivanka Trump Label hat in den vergangenen Monaten zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten erlebt, und das nicht nur wegen der juristischen Beschränkungen, die Ivankas politische Aktivitäten mit sich bringen.

Viel eher sieht es danach aus, als schade die enge Verbindung zu ihrem Vater Ivanka Trump zunehmend. So haben zuletzt die beiden Kaufhausketten Nordstom und Hudson Bay die Ivanka-Marke fallen gelassen, weil die Verkäufe seit Trumps Präsidentschaft massiv in den Keller gegangen sind. Die Zielgruppe der Ivanka- Mode ist nicht begeistert von dem Namen. Sie ist für junge Geschäftsfrauen gedacht, selbstständige, selbstbewusste Frauen am Anfang ihrer Karriere, die sich Tory Burch oder Oscar De La Renta noch nicht leisten können.

Donald Trump schadet dem Image

Bevor ihr Vater in die Politik ging, empfanden diese Frauen durchaus eine Affinität zu Ivanka Trump. Sie war eine gebildete, attraktive Frau und selbstbewusste Unternehmerin. Ihr Leben in einem luxuriösen Penthouse in Manhattan zwischen Cocktail-Parties und Fifth-Avenue-Shopping war etwas, wonach junge Frauen auf den unteren Stufen der Karriereleiter, strebten.

Die Verbindung zu Ivankas Vater, der damals schon ihre Geschäfte finanzierte, war kaum im Bewusstsein der Konsumentinnen. Ivanka Trump war ihr eigener Herr. Und selbst wenn Donald Trump mit Ivanka in Verbindung gebracht wurde, schadete er ihrem Image nicht annähernd so sehr, wie er das jetzt tut. Damals war er der etwas lächerliche Star einer Reality-Fernsehserie. Von seinen sexuellen Eskapaden und dem harten Kurs gegen Einwandererfamilien wusste man damals noch nichts.

Das hat sich nun geändert, und Ivankas Klientel geht lieber woanders einkaufen. Von der Macht betört hält Ivanka Trump trotzdem ihrem Mann und ihrem Vater die Treue. Für ihre Zeit nach dem Weißen Haus ist das jedoch vermutlich nicht die klügste Entscheidung.