Tuberkulose, Pest, Pocken: Die Wanderausstellung "Mensch-Mikrobe", die ab sofort in Tübingen gastiert, entführt in die Welt der Bakterien.

Tübingen - Es ist keine Ausstellung für den fortgeschritten Medizinstudenten. Aber ganz bestimmt eine Schau für Menschen mit Interesse an der Medizin. "Mensch-Mikrobe richtet sich an alle Altersgruppen, sozusagen von acht bis achtzig", sagt Kurator Martin Lindner zu der Wanderausstellung auf der Tübinger Morgenstelle. Es geht um Mikroorganismen und dabei in erster Linie um Bakterien.

 

Der zentrale Forscher ist Robert Koch. Er hat 1905 nicht nur den Nobelpreis für die Entdeckung der Tuberkuloseerreger im Jahr 1882 erhalten, "sondern eine ganze Ära der Mikrobiologie begründet", führt Lindner aus. Koch, der Bediensteter im Kaiserlichen Gesundheitsamt war, habe etwas gesehen, "was vor ihm noch niemand gesehen hatte": Als Erster erkannte er unter dem Mikroskop den Erreger der Tuberkulose.

Auch der Besucher der Tübinger Ausstellung kann Bakterien sehen: auf der runden, durchsichtigen Petrischale, unter einem Mikroskop wie Koch oder in einem im Zeitraffertempo gezeigten Videofilm über Teilung und Vermehrung von Bakterien.

"Mensch-Mikrobe" spricht auch Kinder an

Zu Kochs Lebzeiten (1843 bis 1910) starben mehr Menschen an Tuberkulose als heute an einem Herzinfarkt. Vor Koch wusste man nicht, dass es sich bei der TB um eine Infektionskrankheit handelte. Der Werdegang des Forschers wird auf Schautafeln beschrieben, hinzu kommen Tonbeiträge mit Erzählungen. "Die Tuberkulose bringt eine Blutarmut mit sich und führt zu jener Blässe, die jahrhundertelang als Ideal des aristokratischen Aussehens und Zeichen des höheren Lebens galt", ist aus dem Kopfhörer zu vernehmen. Ausführlich beschrieben wird die gesellschaftliche Bedeutung von Krankheiten. Titel: "Armut macht krank, Krankheit macht arm".

So zeigt diese Schau, dass Infektionskrankheiten auch heute noch ein real existierendes Risiko sind. Dabei geht es um die Ausbreitung von Epidemien und die damit einhergehenden Übertragungswege. "So gut wie alle Infektionskrankheiten gehen auf Tiere zurück", erklärt Lindner. Auf allen zehn Stationen in Tübingen werden auch Kinder angesprochen.

Auf ihrer Augenhöhe können sie lesen, dass Malaria von hohem Fieber begleitet wird. Und dass man sich mit langer Kleidung und Moskitonetzen über dem Bett vor den Stichen der Mücken, die den Erreger übertragen, schützen kann. Mit Hilfe von Playmobilfiguren werden anschaulich Infektionsherde im Krankenhaus dargestellt.

Viele Mikroben schützen den Körper

Jeder weiß, dass Mikroorganismen zum Menschen gehören. Hier spricht Lindner von einer faszinierenden Symbiose zwischen ihnen und dem menschlichen Körper. Die meisten Mikroben gelangen als "blinde Passagiere" in den Körper, manche schützen den Menschen vor anderen Erregern, nur etwa 200 von vielen Tausend lösen Krankheiten aus: Tuberkulose, Pest, Cholera oder Pocken. Wie entstellt das Gesicht eines Pockenkranken aussehen kann, lässt sich an einem Wachsmodell im "Archiv der Infektionen" betrachten.

So viel Robert Koch auch geleistet hat, zu seinen größten Enttäuschungen gehört sicherlich, dass er bei der Heilung der TB scheiterte. Eine Therapie war erst später durch Antibiotika möglich. Anlass der Ausstellung war der hundertste Todestag von Robert Koch im Jahr 2010. Sie wird zum ersten Mal in Baden-Württemberg gezeigt.

Die Wanderausstellung "Mensch-Mikrobe - Das Erbe Robert Kochs und die moderne Infektionsforschung" ist vom 25. Januar an bis 12. März im Foyer des Hörsaalzentrums der Uni Tübingen zu sehen: Auf der Morgenstelle 16, Tübingen. Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, täglich kostenlose Führungen um 10, 15 und 17 Uhr. Bei Schulklassen und Gruppen wird um Anmeldungen gebeten: mensch.mikrobe@med.uni-tuebingen.de Weitere Informationen unter www.menschmikrobe.de