Grünen-Politikin Annalena Schmidt fordert, auf Weihnachtsmärkten sollten künftig keine „Lumumbas“ mehr verkauft werden. Ihre Kritik an der Bezeichnung des Kakaos mit Schuss ist berechtigt. Wir sollten lieber auf „Tote Tanten“ trinken.

Wer heute einen „Lumumba“ auf dem Weihnachtsmarkt bestellt, ahnt oft nicht, welche Emotionen einst mit diesem Namen verbunden waren. Als das Heißgetränk, das mit Kakao und einem Schuss Rum zubereitet wird, in den 1960er Jahren populär wurde, galt der Sozialist und Unabhängigkeitskämpfer Patrice Lumumba bei eingefleischten Kalten Kriegern als Handlanger der Sowjetunion und als gehasstes Symbol für die Unabhängigkeitsbestrebungen vieler afrikanischer Länder. Andere verehrten den 1961 ermordeten ersten Premierminister des unabhängigen Kongo als Freiheitskämpfer, der den Mut aufbrachte, die Gräueltaten der belgischen Kolonialmacht anzuprangern.

 

Nachdem Belgiens König Leopold II. den Kongo 1895 zu seinem Privatbesitz erklärt hatte, begingen seine Gouverneure zahllose Verbrechen an der Bevölkerung und beuteten das Land aus. Als der belgische König Baudouin sich anlässlich der Unabhängigkeit des Kongo 1960 anschickte, das Genie Leopolds zu rühmen, hielt Patrice Lumumba spontan eine Rede, die als schonungslose Abrechnung mit der Kolonialmacht in Erinnerung blieb. „Lumumba, Fanon: Diese beiden großen Namen stehen für Afrika“, drückte Jean-Paul Sartre seine Bewunderung aus. Der Psychiater und Autor Frantz Fanon hatte die Mechanismen kolonialer Ausbeutung ebenfalls angeprangert.

„Tote Tanten“ statt „Lumumbas“

Immer wieder gibt es daher Kritik daran, wenn heiße Schokolade mit Schuss als „Lumumba“ angeboten wird. Unlängst hat die sächsische Grünen-Politikerin Annalena Schmidt die Debatte wieder angestoßen. Tatsächlich liegt es nahe, dass die Bezeichnung „Lumumba“ für das Getränk rassistisch konnotiert ist. Zwar munkelt man, der Drink habe in linken Kreisen als Zeichen der Solidarität gegolten. Es erscheint allerdings fraglich, ob der Weihnachtsmarkt ein geeigneter Gedenkort für Kolonialverbrechen ist. Insofern sollten wir uns vielleicht doch eher eine „Tote Tante“ genehmigen. So heißt das Getränk nämlich in Nordfriesland.