Ein Holzgerlinger Schreinermeister hat der örtlichen Bürgerstiftung fast eine Million Euro sowie mehrere Immobilien vermacht.

Böblingen - Ioannis Delakos ist überrascht – im positiven Sinne. „Das ist etwas nicht Alltägliches“, sagt der Holzgerlinger Bürgermeister (parteilos) (Kreis Böblingen), „wir freuen uns sehr.“ Der Grund für seine Begeisterung ist eine Rekordspende, die die örtliche Bürgerstiftung, deren Vorsitzender er ist, erhalten hat.

 

Der Holzgerlinger Schreinermeister Wilfried Schuster, der im vergangenen September im Alter von 82 Jahren gestorben ist, hat der Stiftung fast sein gesamtes Vermögen vermacht. Zum Jahresende 2017 war das ein Finanzvermögen von 973 271 Euro. Dazu kommen einige Immobilien, deren Buchwert der frühere Betreuer des Mannes im Februar 2017 auf 661 450 Euro geschätzt hatte. „Der Verkehrswert dürfte aber erheblich höher sein“, sagt Delakos, der die Erbschaft dem Holzgerlinger Gemeinderat präsentierte.

Nun werden sowohl das Finanz- als auch das Immobilienvermögen des Verstorbenen Teil des Stiftungsstammkapitals. Die Verwaltung der vermieteten Immobilien übernimmt das städtische Liegenschaftsamt. Derzeit würden Mieteinnahmen in Höhe von rund 60 500 Euro im Jahr erwirtschaftet, rechnet Delakos vor. Er schätzt deshalb, dass der Bürgerstiftung pro Jahr zusätzlich rund 50 000 Euro für die Unterstützung von gemeinnützigen Projekten zur Verfügung stehen. Denn: Nur mit den Erträgen, sprich beispielsweise den Miet- und Zinseinnahmen, dürfe die Stiftung wirtschaften. „Das Erbe an sich gilt es zu erhalten.“

Hilfe für Vereine und Menschen in Not

Die Bürgerstiftung wurde von der Stadt Holzgerlingen im Jahr 2003 mit einem finanziellen Grundstock von 75 000 Euro Kapital gegründet. Dabei handelte es sich um den Erlös aus dem Verkauf von EnBW-Aktien. Bis Ende 2017 war diese Summe auf rund 172 000 Euro angewachsen. Geld erhält die Stiftung häufig auch von Privatspendern oder aus Aktionen wie dem Bratapfelverkauf des Handels- und Gewerbevereins auf dem Weihnachtsmarkt. Mit diesen Mitteln werden Menschen aus Holzgerlingen, die in Not geraten sind, unterstützt. Auch örtliche Vereine können davon profitieren. Entsprechende Anträge können jederzeit eingereicht werden.

„Wir sind sehr froh und glücklich über das Erbe von Herrn Schuster. Wir werden es in seinem Sinne einsetzen, sodass alle Holzgerlinger etwas davon haben“, sagt Delakos. Der kinderlose und unverheiratete Wilfried Schuster hatte als Schreinermeister eine Werkstatt in der Gartenstraße betrieben und beispielsweise am Bau der Holzgerlinger Schulen mitgewirkt.