Ein Reporter aus den Niederlanden braucht für einen Film über Stuttgart Amtshilfe. Und bekommt sie von einem schwäbischen Kollegen, der seitdem glaubt, er versteht holländisch.

Der Kollege stand verloren im Schlossgarten. Neben seinem Fahrrad, klar, das muss ein Holländer sein, wer sonst kommt mit einem Rad zu einem Fanmarsch. Mit seinem Mikro stand Jan Roelfs da, und suchte im Schlossgarten einen Kameramann. Zunächst überredete er einen Ungarn, ihn zu filmen. Der wackelte zu sehr, sei es, weil er sich am Mittwoch schon so sehr freute auf das Spiel seiner Ungarn gegen Deutschland, sei es, weil er zu sehr die Kehle geschmiert hatte fürs Singen.

 

Der erste Versuch, gefilmt von einem ungarischen Fan. Und aufmerksam beobachtet. Foto: fr

Auf jeden Fall war Roelfs nicht zufrieden, schaute sich suchend um und blieb auf der Akkreditierung des Kollegen hängen, der interessiert geschaut hatte. Plakatgroß sind diese Plastikteile, die die Uefa ausgibt und kaum zu übersehen. Also fragte er um Amtshilfe. Ob der schwäbische Kollege nicht sein Handy halten könne, während er was fürs Publikum zuhause über Stuttgart erzählt. Klar, warum nicht? Und so redete er über die „geboortestad van Jamal Musiala“, länger als eine Minute. Ohne sich zu verhaspeln.

Gut, wir hätten es auch nicht bemerkt. Aber Respekt. Zufrieden war er dennoch nicht. Es war zu viel Platz über seinem Kopf. Also näher ran. Nach zwei weiteren Versuchen kam das Okay. Nun fragt man sich natürlich, welcher holländische Deich- und Poldersender mag das sein, der einen Reporter ohne Kameramann losschickt. NOS heißt er. Und von wegen Klitsche. Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk Hollands kann man sparen lernen, die Nederlandse Omroep Stichting ist von der niederländische Regierung beauftragt, den Fernsehsendern NPO 1, NPO 2 und NPO 3 und dem Radiosender NPO Radio 1 zuzuliefern. Roelfs kurzes Video aus Stuttgart konnte also praktisch in allen öffentlich-rechtlichen Sendern der Niederlande und deren Webseiten gezeigt werden. Uns hat er es auch geschickt. Wer mal sein Holländisch testen will, bitte sehr!