Im Gesundheitsamt greifen Soldaten den überlasteten Mitarbeitern unter die Arme. In den Krankenhäusern häufen sich die Fälle von Patienten, deren Infekt beim obligatorischen Screening entdeckt wird.

Stuttgart - Im Stuttgarter Gesundheitsamt sind am Donnerstag die ersten 30 Soldaten des Jägerbataillons Donaueschingen zum zivilen Einsatz eingerückt. Die Amtshilfe durch die Bundeswehr soll zunächst bis zum 27. November andauern. „Die Soldatinnen und Soldaten werden telefonische Gespräche mit Infizierten führen und uns bei der Kontaktnachverfolgung unterstützen“, sagte die Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann, die mit dem Leiter des Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, die Ankömmlinge begrüßte. Im Anschluss wurden die Aufgaben verteilt, am Freitag beginnt ihr Arbeitseinsatz.

 

Infizierte beim Screening entdeckt

In den Stuttgarter Krankenhäusern hat sich in den vergangenen Tagen der Trend einer zunehmenden Zahl von Covid-19-Patienten weiter verstetigt. So werden im Marienhospital derzeit acht Patienten auf einer Covid-19-Normalstation behandelt, einer mehr als vor wenigen Tagen. Was aber Matthias Orth, den Leiter der Laboratoriumsmedizin, mehr beunruhigt, ist die wachsende Zahl von Positivfällen beim obligatorischen Screening von Patienten und bei Abstrichen von Mitarbeitern, die aus dem Urlaub zurückkehren. Vor Monaten haben man vielleicht ein positives Ergebnis pro Woche gehabt, „jetzt sind es zwei am Tag“, sagt Orth. Das sei eine ausgesprochen starke Zunahme. Unter den positiv Getesteten sei ein hoher Anteil von asymptomatischen Fällen mit einer „sehr hohen Viruslast“, die, hätte man sie nicht entdeckt, ein „sehr hohes Risiko zur Weiterverbreitung“ darstellten.

An den Zahlen aus dem Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) ist bemerkenswert, dass nicht nur die absolute Zahl zunimmt, sondern auch die der Patienten, die beatmet werden müssen. Derzeit werden im RBK 36 Covid-19-Patienten behandelt, das sind zehn mehr als noch vor einigen Tagen. Von den Betroffenen müssen fünf auf der Intensivstation betreut werden. Vier von diesen werden beatmet, das sind drei mehr als vor wenigen Tagen.

Vermehrt ältere Patienten

Ähnlich ist die Entwicklung im Klinikum der Stadt. „Die Zahl der Covid-19 Patienten steigt weiterhin an“, erklärt Jan Steffen Jürgensen, der medizinische Vorstand. Gegenwärtig werden im städtischen Klinikum insgesamt 19 Covid-19-Patienten behandelt, fünf benötigen eine intensivmedizinische Versorgung, beatmet wird eine Person. Dabei zeichne sich „der Trend ab, dass wir nach den überwiegend jungen Erkrankten der vergangenen Monate nun wieder vermehrt ältere Patienten in den Krankenhäusern sehen werden“, erklärt Jürgensen.

Im Diakonie-Klinikum sei die Lage hingegen „weiter überschaubar“, sagt dessen Pressesprecher Frank Weberheinz. Am Donnerstag wurden dort sechs Patienten auf einer Covid-Normalstation behandelt, so viele wie vor einigen Tagen. „Keiner der Patienten ist intensiv- oder beatmungspflichtig“, erklärt Weberheinz.

Die Zahl der Infizierten lag in Stuttgart zuletzt bei 3713. Das sind 125 mehr als am Tag zuvor. Die 7-Tage-Inzidenz liegt laut Landesgesundheitsamt bei 82,9, das sind 527 gemeldete Fälle.