Einer der mächtigsten Filmbosse in Hollywood ist über seinen Umgang mit Frauen gestürzt. Von Harvey Weinstein wenden sich nun auch jene ab, die bisher mit ihm befreundet waren - etwa Judi Dench. Auch George Clooney findet deutliche Worte.

Los Angeles - Immer mehr Weggefährten gehen auf Distanz zu Hollywoodmogul Harvey Weinstein. Dem 65-Jährigen wird von Schauspielerinnen und früheren Mitarbeiterinnen sexuelle Belästigung vorgeworfen. Auch Filmemacher George Clooney (56) bezieht nun Position: „Es ist unentschuldbar. Anders kann man es nicht ausdrücken“, sagte er dem Online-Magazin „The Daily Beast“ am Montagabend (Ortszeit). Er kenne Weinstein seit 20 Jahren, sei aber nie selbst Zeuge von anstößigem Verhalten des Produzenten geworden.

 

Clooney sagte, er habe seit den 90er Jahren von Gerüchten gehört, wonach „bestimmte Schauspielerinnen mit Harvey (Weinstein) geschlafen haben, um eine Rolle zu bekommen“. Dies habe für ihn aber so ausgesehen, als habe jemand die Kolleginnen erniedrigen wollen, „indem man ihnen abspricht, sie hätten die Rollen wegen ihres Könnens bekommen“.

Nachforschungen der „New York Times“ zufolge soll der einflussreiche Produzent jahrzehntelang junge Talente und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und mit Abfindungen zum Schweigen gebracht haben. Der 65-Jährige hatte daraufhin erklärt, eine Auszeit nehmen zu wollen. Am Sonntag erhielt er von seinem Filmstudio The Weinstein Company (TWC), das er zusammen mit seinem Bruder Bob gegründet hat, die Entlassung.

Viele Kollegen sind entsetzt

Etliche prominente Schauspielerinnen und Schauspieler, die mit Weinstein in den vergangenen Jahrzehnten zusammengearbeitet haben, äußerten sich entsetzt über die Vorwürfe. Die Britin Judi Dench (82, „Philomena“) offerierte in einem Statement „Unterstützung von ganzem Herzen“ für diejenigen, die sich über das Verhalten des Produzenten beschwert haben. Weinstein habe ihre Karriere in den vergangenen 20 Jahren gefördert. Sie sei aber „komplett ahnungslos“ gewesen was die Vorwürfe angehe, die „natürlich fürchterlich“ seien. Die 82-Jährige hatte 1999 einen Oscar für ihre Darstellung von Elizabeth I. im von Weinstein produzierten Film „Shakespeare in Love“ erhalten.

Oscar-Preisträgerin Meryl Streep (68) reagierte mit Entsetzen auf die „beschämenden Nachrichten“ über angebliche sexuelle Übergriffe. „Die furchtlosen Frauen, die ihre Stimmen erhoben haben, um diesen Missbrauch zu enthüllen, sind unsere Heldinnen“, sagte die Schauspielerin. Sie und andere, die mit Weinstein zusammengearbeitet hätten, seien „entsetzt“. Streep, die mit der Weinstein Company mehrere Filme drehte, erklärte aber, sie selbst habe von den Vorwürfen nichts gewusst. Das Verhalten des Filmmoguls sei „unentschuldbar“, der Missbrauch von Macht sei aber weit verbreitet.

Der ältere Weinstein-Bruder Harvey hatte mit seinem Bruder Bob 1979 das Studio Miramax gegründet. 1993 veräußerten sie das Unternehmen an Walt Disney Co., führten es aber aktiv weiter. Im Jahr 2005 gründeten die beiden eine neue Firma, The Weinstein Company (TWC). An dieser hielten sie zuletzt einen Anteil von 42 Prozent.