Im Gebrauchtwagenreport der Prüforganisation Dekra liegen die deutschen Premiumhersteller vorn. Doch vor allem bei den Minis, Kleinwagen und Transportern mischen auch Japaner und Franzosen mit.

Stuttgart - Nach zwei Jahren an der Spitze muss die E-Klasse von Mercedes-Benz ihren ersten Platz an den Audi A6 abgeben. Die Ingolstädter dürfen sich über die Auszeichnung „Gebrauchtwagen mit den wenigsten Mängeln über alle Fahrzeugklassen und Laufleistungen hinweg“ des Jahres 2015 freuen. Die VW-Tochter holte sich damit den Titel zurück, den sie zuletzt 2012 mit dem Modell A4 innehatte. Die E-Klasse belegte dieses Mal den zweiten Platz in der Gesamtwertung, dahinter rundete Audi mit seinem Geländewagen Q5 das Spitzenresultat ab.

 

Die Prüforganisation Dekra erstellt jährlich einen Gebrauchtwagenreport, dem die Daten aus 15 Millionen Hauptuntersuchungen aus den vergangenen 24 Monaten zu Grunde liegen. Voraussetzung für die Aufnahme eines Modells ist eine Datenbasis von mindestens 1000 geprüften Fahrzeugen. Die häufigsten Mängel treten im Bereich Elektrik, Elektronik und Licht auf. Danach folgen Bremsanlage, Motor und Fahrwerk/Lenkung. Nur Mängel, die für die Bewertung von Autos wirklich relevant sind, fließen in die Statistik ein. Mängel, die typischerweise dem Halter und weniger dem Fahrzeug selbst zuzuschreiben sind, etwa abgefahrene Reifen, werden nicht berücksichtigt. Für den aktuellen Report wurden insgesamt 474 Modelle untersucht, 18 mehr als 2014 und mehr als doppelt so viele wie vor fünf Jahren.

18 von 27 ersten Plätzen gehen an deutsche Autobauer

Vergeben wird aber nicht nur das Prädikat „der Beste aller Klassen“, sondern auch 27 Einzelauszeichnungen in neun verschiedenen Fahrzeugklassen vom Mini bis zum Transporter. Um wenig gefahrene Fahrzeuge nicht zu bevorteilen, gibt es drei unterschiedliche Kategorien von Laufleistungen (siehe Tabelle). Das Alter spielt für die Beurteilung der Mängelanfälligkeit keine Rolle. Bei der Dekra heißt es dazu: „Durch unterschiedliche Nutzerprofile kann die Laufleistung und damit die Beanspruchung und Mängelhäufigkeit von Fahrzeugen desselben Alters stark variieren.“

Am Ende durften sich 27 Modelle über erste Plätze in der jeweiligen Kategorie (Fahrzeugklasse/Laufleistung) freuen. 18 davon gingen an deutsche Autobauer, die übrigen neun verteilen sich auf Fabrikate aus Japan (vier), Frankreich (drei) und Schweden (zwei). Dass ausländische Hersteller im Vergleich zu den Vorjahren wieder etwas stärker auf den vorderen Plätzen vertreten sind, wollte Dekra-Geschäftsführer Gerd Neumann am Donnerstag in Stuttgart nicht als allgemeinen Trend werten. Die Qualität spiele in der gesamten Autobranche generell eine immer größere Rolle. Die Zahl der Gebrauchtwagenverkäufe in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent auf 7,3 Millionen Fahrzeuge gestiegen.

Die Ergebnisse gibts im Netz und über eine kostenlose App

Die Ergebnisse des Gebrauchtwagenreports sind Dekra-Chef Neumann zufolge sowohl für die Hersteller als auch für die Autokäufer von Bedeutung. Die Prüforganisation veröffentlicht die Resultate dazu über die Website www.gebrauchtwagenreport.com sowie über eine kostenlose Smartphone- und Tablet-App. Außerdem gibt die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ ein Sonderheft zum Report heraus.

Dort finden sich auch zwei Sonderauswertungen, zum einen zu sogenannten „Volumenklassikern“. Das sind Fahrzeugmodelle, die schon länger nicht mehr als Neuwagen verfügbar sind, als Gebrauchtwagen aber noch rege gehandelt werden. Zum ersten Mal hat sich die Dekra auch dem Segment Oldtimer angenommen. Die Auswertung umfasst Modelle, die vor mehr als 30 Jahren auf dem Markt kamen. Die Dekra ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von gut 30 Prozent bei den Hauptuntersuchungen deutscher Marktführer. Im vergangenen Jahr war sie mit 37 000 Mitarbeitern in 50 Ländern vertreten und setzte 2,7 Milliarden Euro um.