Filmstar Catherine Deneuve ist mit ihrer Kritik an Folgen der #MeToo-Debatte ins Visier französischer Feministinnen geraten. Auch im Netz melden sich zahlreiche Kommentatoren zu Wort.

Paris - Ein Plädoyer französischer Frauen für die „Freiheit zu belästigen“ hat einen Sturm der Entrüstung entfacht: Politikerinnen und Feministinnen übten am Mittwoch scharfe Kritik an dem offenen Brief von rund 100 Frauen, in dem von einer „Denunziations-Kampagne“ gegen Männer die Rede ist. Der auch von der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve unterzeichnete Aufruf „banalisiere sexuelle Gewalt“ und verhöhne die Opfer, hieß es.

 

In dem umstrittenen Gastbeitrag in der Zeitung „Le Monde“ beklagen die Frauen einen neuen „Puritanismus“ und greifen die Urheberinnen der #MeToo-Debatte an: Die Veröffentlichung von Männernamen führe dazu, dass viele auf eine Stufe mit Sexualstraftätern gestellt würden. Heute würden Männer „zur Kündigung gezwungen, deren einziges Vergehen es ist, ein Knie berührt oder einen Kuss erhascht zu haben“, heißt es.

Zahlreiche Reaktionen auch auf Twitter

Die „Freiheit zu belästigen“ sei „unerlässlich für die sexuelle Freiheit“. Den Text haben fünf Schriftstellerinnen verfasst, darunter auch Catherine Millet, die mit dem freizügigen Buch „Das sexuelle Leben der Catherine M.“ von 2001 bekannt wurde. Unterschrieben ist der Aufruf von rund hundert Frauen, unter ihnen auch Schauspielstar Deneuve.

Die Antwort von Feministinnen kam prompt: Sie werfen den Verfasserinnen des Textes vor, bewusst die Grenzen zwischen Verführung und Übergriffen zu verwischen und „die Millionen von Frauen zu verachten, die Gewalt erleiden“.

Auch Politikerinnen verurteilten den Text: Die französische Staatssekretärin für Gleichstellung, Marlène Schiappa, twitterte, sie kenne keinen einzigen Mann, der abgesetzt worden sei, weil er ein Knie berührt habe. Die frühere Ministerin und Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal (64) bezeichnete es auf Twitter als „schade, dass unsere große Catherine Deneuve sich diesem bestürzenden Text anschließt“.

Innerhalb der Netzgemeinde scheidet der Inhalt des offenen Briefs die Geister. Vor allem auf Twitter gibt es dazu zahlreiche Wortmeldungen. Während die einen den Aussagen von Catherine Deneuve und ihren Mitstreiterinnen Recht geben, sind die anderen wiederum empört:

Die #MeToo-Debatte um Sexismus und sexuelle Übergriffe war ins Rollen gekommen, als im Oktober Vorwürfe gegen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein bekanntwurden.